In Zeiten niedriger Zinsen und ungewisser Zukunft kann sich ein Blick in die Vergangenheit durchaus lohnen. Im Rückspiegel der Automobilindustrie finden sich wahre Ikonen wie der Aston Martin DB5, der im vergangenen Jahr für 6,4 Millionen US-Dollar versteigert wurde. Dabei ist das ehemalige James-Bond-Auto längst nicht das teuerste, wenngleich mit besonderem Prestige. Regelmäßig kommen die beliebtesten Oldtimer für schwindelerregende Summen unter den Hammer. Ein roter Ferrari GTO 250, Baujahr 1962, wurde 2018 für historische 48,4 Millionen US-Dollar verkauft. Und auch abseits der Millionenbeträge sind immerhin Wertsteigerungen von über 700 Prozent möglich.
Oldtimer als Wertanlage sind eine zusätzliche Investment-Möglichkeit, die relativ risikoarm ist. Bei Gewinn müssen keine Steuern gezahlt werden, vor Inflation ist man geschützt, da man sich nicht in der allgemeinen Finanzwelt bewegt und natürlich bietet das aktive Fahren eines Oldtimers einen emotionalen Mehrwert. Allerdings sollte man die Haltungskosten gegenrechnen. Unter Umständen ist eine klimatisierte Garage notwendig, etwaige Reparaturen, Wartung und Versicherungen stehen auf der anderen Seite der Gleichung. Je seltener ein Oldtimer ist, umso wertvoller ist er. Möglichst im Originalzustand sollte er natürlich auch sein. Hat er an einem historischen Rennen teilgenommen und wurde er gar von großen Persönlichkeiten gefahren, wird der Wagen noch begehrenswerter. Für Anleger sehen Experten grundsätzlich eine rentable Wertsteigerung bei Fahrzeugen jenseits der 250.000-Euro-Grenze. Ein Mercedes Benz aus der 300er-SL-Baureihe hat einen weltweit unbestrittenen Status, welcher eine gewisse Investitionssicherheit gebe.
Besitzer eines Oldtimers fahren zweispurig
Schon immer ganz vorne mit dabei und bis heute eine der beliebtesten Marken ist Porsche. Insbesondere der Carrera RS 1973 ist für Auto-Aficionados nicht wegzudenken. Das sportliche Rennauto ist sozusagen das Urmodell des Sammlerautos, dessen DNA sich in nachfolgenden Modellen stets wiederfindet. Es ist der erste Porsche der 911er Reihe, der den Schriftzug Carrera trägt und der erste mit einem großen Heckflügel. Seine Beliebtheit hatte den Automobilhersteller damals ziemlich überrascht, woraufhin man statt geplanter 500 insgesamt doch 1.500 Stück produzierte. Seitdem der Porsche Carrera RS 1973 zum ersten Mal den Asphalt zum Glühen brachte, taucht die „extreme Sportlichkeit“, wie Fabian Roock von Roock Autosport GmbH sie beschreibt, in jedem Jahrzehnt auf. Das legendäre Auto ist auch ein exemplarisches Beispiel für die Wertsteigerung eines Oldtimers, erklärt der Porsche-Fullservice-Partner, seit über 30 Jahren auf dem Markt: In der Hochzeit des Handels, den der Verband der Automobilindustrie in seinem Oldtimer-Index von 2006 bis 2016 datiert, konnte dieser Wagen seinen Wert in wenigen Jahren von ursprünglich 200.000 bis gar 800.000 Euro in die Höhe treiben. Bereits in den 1970ern war eine schnelle Steigerung von 100.000 Euro möglich.
Der Hype endete vor vier Jahren. Seither sind Spekulanten auf dem Markt nicht mehr so aktiv wie einst und die Preisdynamik hat sich deutlich verlangsamt. Dennoch scheint sich die Situation auf ein „normales“ Niveau einzupendeln, deutet Roock die aktuellen Zahlen. Es seien vor allem die klassischen Liebhaber, die wieder zurückkommen. Grundsätzlich könne man zwischen den tendenziell älteren Fahrzeughaltern und den eher jüngeren Fahrern unterscheiden. Erstere sehnen sich nach den Porsche-Oldtimern aus den 1950er und 1960er Jahren, wohingegen die Youngtimer aus den 1980er und 1990er Jahren für die jüngeren Sammler attraktiv sind. Hier zählt der Fahrspaß. Der Geruch, der Sound und das Feeling eines ehrwürdigen 6-Zylinders sind schlicht betörend. Nichtsdestotrotz bleibt der Werterhalt für Besitzer solcher Automobile ein wichtiger Aspekt. Roock: „Niemand ist seriöser Porsche-Sammler, der nicht auch den Blick auf den Wert des Wagens hat.“
Von Roock Autosport GmbH: 1973er Porsche 911 Carrera RS Touring Version Signal Gelb. Ca. 650.000 Euro
Oldtimer als Wertanlage sind eine zusätzliche Investment-Möglichkeit, die relativ risikoarm ist. Bei Gewinn müssen keine Steuern gezahlt werden, vor Inflation ist man geschützt, da man sich nicht in der allgemeinen Finanzwelt bewegt und natürlich bietet das aktive Fahren eines Oldtimers einen emotionalen Mehrwert. Allerdings sollte man die Haltungskosten gegenrechnen. Unter Umständen ist eine klimatisierte Garage notwendig, etwaige Reparaturen, Wartung und Versicherungen stehen auf der anderen Seite der Gleichung. Je seltener ein Oldtimer ist, umso wertvoller ist er. Möglichst im Originalzustand sollte er natürlich auch sein. Hat er an einem historischen Rennen teilgenommen und wurde er gar von großen Persönlichkeiten gefahren, wird der Wagen noch begehrenswerter. Für Anleger sehen Experten grundsätzlich eine rentable Wertsteigerung bei Fahrzeugen jenseits der 250.000-Euro-Grenze. Ein Mercedes Benz aus der 300er-SL-Baureihe hat einen weltweit unbestrittenen Status, welcher eine gewisse Investitionssicherheit gebe.
Der Markt wächst: 595.000 Kraftfahrzeuge und Kraftfahrzeuganhänger waren Anfang 2019 mit und ohne Historienkennzeichen in Deutschland zugelassen. Eine Zunahme um 12,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, die wohl keine Ausnahme bleiben dürfte. Im Prinzip könne man mit jedem Geldbeutel seine Nische finden, erklärt Jurij Usanins, Geschäftsführer von AnMarkClassic. Sein Unternehmen hat sich auf die Restaurierung von Oldtimern und ihren Handel spezialisiert und präsentiert auf der Motorworld Köln Rheinland stolz seine ausgestellten Wagen. „Das Schöne ist, dass diese tollen Autos immer wertvoller werden. Jedes Jahr gehen welche verloren – da macht das Fahren mit den erhaltenen umso mehr Spaß. Es geht um das Gefühl.“ Und dieses bekommt man auch mit einem VW Bus T1 aus den 1960er Jahren, der innerhalb von zehn Jahren von ursprünglich knapp über 10.000 auf rund 40.000 Euro im Wert gestiegen ist. Oder ein BMW 323i, der im selben Zeitraum von etwa 5.000 auf beinahe 20.000 Euro hinaufraste. Es muss kein Porsche sein und man muss auch nicht in der oberen Preisliga spielen, um mit seiner Leidenschaft Rendite zu erzielen.
Hin und wieder zurück
Allein die Geschichte einer Autogeneration hat eine sprichwörtliche wie emotionale Reichweite, die Oldtimer-Fahrer beflügelt. 80 Prozent der in den 1950er und 1960er Jahren in Europa hergestellten Automobile wurden nach Amerika exportiert, wo die Kaufkraft höher war als im Nachkriegs-Europa, das sich zunächst einmal wieder aufbauen musste. Heute wiederum spürt Usanins rund 80 Prozent seiner Oldtimer in Amerika auf und bringt sie zurück nach Europa, wo sie von einem Team aus 30 Fachspezialisten in zwölf bis 14 Monaten mit Leidenschaft restauriert werden. Besonders stolz ist er auf den so gut wie neugeborenen Jaguar MK4, in den sein Team 2.000 Arbeitsstunden investiert hat – und die haben sich gelohnt! Ausgestattet mit einem dokumentarischen Fotoalbum, historischem Echtheitszertifikat und Garantie wird auch dieser Schatz entweder auf der Motorworld Köln Rheinland oder auf Messen in Paris, Brüssel oder Stuttgart weiterverkauft. Viele restaurierte Oldtimer haben eine lange Fahrt hinter sich. Jahrzehnte waren sie auf Straßen überall auf der Welt unterwegs, manchmal mussten sie beinahe ebenso lange in einer alten Garage auf Großvaters Hof darauf warten, vom autoaffinen Enkel gerettet zu werden. Dann feiern die meisten Oldtimer vorzugsweise im Originallack ihr Comeback.
Foto: © Frederike Ahlf
Lifestyle mit Benzin im Blut
Es gibt für jede Marke einen Club, Stammtische, Ausstellungen, Messen, Rallyes und sogar Festivals wie das Pyrmonter Wirtschaftswunder, das seine Besucher mit „Rock ´n´ Roll“-Konzerten zwischen den schönsten Oldtimern in eine scheinbar verlorene Zeit zurückversetzt. Was Oldtimer-Fans eint, ist die Leidenschaft für das etwas andere Fahren. Wenn man sich in einen Oldtimer setzt, geht es nicht etwa um Sicherheit oder den praktischen Nutzen des Automobils. Man sitzt mitunter wie in einem gediegenen Miniatur-Wohnzimmer auf Rädern. Es geht um den Fahrspaß, der heute nicht selbstverständlich ist. Es ist ein Lifestyle, der wertvoller ist als jeder Oldtimer. (Bryan Kolarczyk)
Foto: © Frederike Ahlf
Foto: © Frederike Ahlf
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