Wir begegnen interessanten Personen aus der Region an einem Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat. Dieses Mal ist es Wolfgang Wiedlich. Wir treffen den Präsidenten der Telekom Baskets auf einem Balkon des Telekom Dome – mit Blick auf Bonn.

 

Es ist 9 Uhr, Basketsring, Hardtberg: Mit einem Mercedes-Oldtimer kommt Wolfgang Wiedlich um die Ecke gefahren. Der hat 560.000 Kilometer gelaufen und ist 33 Jahre alt. Noch länger, 37 Jahre, ist Wiedlichs Basketball-Engagement in Bonn. „Ich bin quasi einer aus der Basketball-Urzeit“, sagt der Journalist (60), der seit vielen Jahrzehnten im General-Anzeiger vor allem über den Klimawandel und andere Umweltthemen schreibt. Dafür wurde er unter anderem mit dem Theodor-Wolff-Preis ausgezeichnet. „Der Klimawandel schreitet voran, und die Baskets haben sich entwickelt“, sagt er, verheiratet, zwei Söhne. Die Baskets – sein Lebenswerk? „Ein Teil meines Lebens trifft es besser.“

Der gebürtige Bonner lehnt am Balkon des Telekom Dome und blickt hinunter auf die Stadt. Nun steht diese Halle. Wie war das möglich? Werden in Bonn sonst nicht viele Projekte zerredet? „Jedes Mal, wenn ich an ihr vorbeifahre, denke ich, es ist ein Wunder, dass in dieser Stadt, die ja nun wirklich keine des Sports ist, auf diesem ehemaligen Acker heute unsere Halle steht. Dabei hatten die Festspielhaus-Fürsprecher weit bessere Drähte in die Politik.“ Was hat den Unterschied ausgemacht? Wiedlich: „Vielleicht haben wir mehr im Stillen gearbeitet, vielleicht waren einige Baskets-Verrückte auch mehr bereit, selbst einen Teil des wirtschaftlichen Risikos zu schultern. Ehrlich gesagt: Ich weiß es nicht.“ Er wisse nur: „Es war der letzte Schuss für eine gute Zukunft des Bundesliga-Basketballs in Bonn gemeinsam mit der Telekom. Ohne neue Halle gäbe es uns heute wahrscheinlich gar nicht mehr.“

Zuletzt lief es nicht so gut bei den Baskets. War es Mut oder Verzweiflung, die Reset-Taste zu drücken? „Eine Notwendigkeit, wir sind mit dem Profisport in einem Hochrisikogeschäft unterwegs. Man kann im Sommer alle Stellschrauben überprüfen, was wir gerade tun, trotzdem bleibt ein Restrisiko.“ Was macht der studierte Geograph und mehrfache Sahara-Durchquerer in zehn Jahren? „Jedenfalls stehe ich dann nicht mehr auf der Baskets-Kommandobrücke.“ Wer dann? „Wir arbeiten dran, aber im Stillen.“ Ein Tipp für seinen Nachfolger? „Kein wirtschaftliches Harakiri für einen kurzfristigen Erfolg, immer die Zukunft im Blick haben. Wir haben die Baskets eigentlich immer nach dem Kompass eines Firmeninhabers geführt, der der nächsten Generation einen wirtschaftlich gesunden Laden übergeben will.“

 

Foto: P. M. J. Rothe