Wir begegnen interessanten Personen aus der Region an einem Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat. Dieses Mal ist es Holger Willcke. Wir treffen den Journalisten und früheren Redakteur des Bonner General-Anzeigers auf dem Josefplatz in Beuel am „Tisch der Vielfalt“.
Die Kirche St. Josef schlägt elf Uhr. Der „Tisch der Vielfalt“ dominiert den kleinen Platz vor der Pfarrkirche St. Josef. Wir suchen uns an dem acht Meter langen Holztisch eine Sitzbank in der Sonne. Im Hintergrund plätschert der Josefbrunnen. Für Holger ein Heimspiel. 36 Jahre hat er für den General-Anzeiger Themen bestimmt, recherchiert, geschrieben und redigiert. Die längste Zeit davon war er als Lokalredakteur für Beuel zuständig. Dass er Journalist geworden ist, war eigentlich nicht geplant und stand nicht auf seiner beruflichen Agenda. „Ich wollte Forstwirtschaft studieren und Förster werden“, erzählt Willcke. Der Numerus clausus machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er studierte Germanistik und Sport auf Lehramt, schlug jedoch nicht den Weg in die Schule ein, sondern entschied sich für Zeitung. „Ich wollte nicht auch noch der in den 1980er Jahren auftretenden Lehrerschwemme zum Opfer fallen“, begründet er seine Entscheidung.
Seit wenigen Monaten ist der ehemalige Bonner Karnevalsprinz im vorzeitigen Ruhestand. Die Jahre als für Beuel zuständiger Redakteur verfolgen ihn im positiven Sinne. Holger, der sogar in Beuel geboren wurde, ist seit Mai Projektleiter des Begegnungsprojekts „Tisch der Vielfalt“, einer Initiative der Johannes Nepomuk Stiftung Beuel. „Meine Aufgabe ist es, den Josefplatz wieder mit Leben zu füllen und den großen Tisch mit offenen Angeboten zu verbinden, an denen jeder teilnehmen kann. Das können Lesungen oder auch Konzerte sein; man kann beispielsweise Skat spielen oder einfach nur Bekannte treffen. Jeder ist aufgerufen, sich zu beteiligen“, erklärt der dreifache Vater und Großvater eines Enkelkindes.
Holger hat es noch nicht so ganz realisiert, dass er im Ruhestand ist. Langeweile sei bislang noch nicht aufgetreten, betont er. Projekte wie der „Tisch der Vielfalt“ und zahlreiche Ehrenämter füllen seinen Kalender. Doch anders als während seines Jobs als Redakteur hat er nun mehr Zeit für seine Familie, seinen Sport und sein Wohnmobil. Mit ihm geht er mit Ehefrau Mo auf Tour, cruist von Ort zu Ort, erkundet Ahr, Mosel und bleibt, wo es ihnen gefällt.