Die Feldhelden: Johannes, Thomas und Verena Decker (v. l. n. r.)
Laut der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen wurden 2019 weltweit etwa 161.415 Tonnen Quinoa geerntet. Hauptanbauländer sind Peru, Bolivien und Ecuador. In Deutschland werden nur geringe Mengen – meist zu Versuchszwecken – angebaut. Die kleinen Körner sind sehr proteinhaltig und zählen zu den sogenannten Superfoods. Vor den Toren Kölns liegt der Große Kreuzhof, der von Thomas, Johannes und Verena Decker bewirtschaftet wird. Sie bauen Kinoa an, das „Gold aus dem Rheinland“ mit Ursprung in Südamerika.

Das Dream-Team aus Stommeln baut seit 2019 Kinoa an. Thomas Decker ist für den landwirtschaftlichen Bereich zuständig. Seine Frau Verena hat das Marketing übernommen, während ihr Schwager Johannes für Vertrieb und Logistik verantwortlich ist. Ein ungewöhnliches Projekt, abseits des üblichen landwirtschaftlichen Mainstreams. Es läuft gut, doch Johannes Decker ist vorsichtig: „Ich sage immer, es läuft gut und könnte besser laufen.“ 2019 haben die drei die Feldhelden Rheinland UG gegründet und das erste Mal Kinoa geerntet. Die Anbaufläche haben sie zunächst bewusst klein gehalten, jetzt wächst die robuste Pflanze auf acht Hektar Land. Der Gesamtbetrieb umfasst 250 Hektar. Johannes, Thomas und Verena Decker betreiben den etwa 700 Jahre alten Großen Kreuzhof in der neunten Generation. Seit 200 Jahren ist der Vierkanthof in der Hand ihrer Familie. Der Einstieg der jungen Generation in die landwirtschaftliche Intensivierung fand 2015 statt, als Thomas Decker ein Unternehmen übernahm, das Rollrasen produzierte. Mit Kinoa nahmen sie ein nachhaltiges Produkt in ihr Sortiment auf. „Wir haben Kinoa nicht nur ausgewählt, weil sie eine angesagte Kultur ist, sondern wir sind auch inhaltlich davon überzeugt. Sie ist reich an Proteinen, gilt als hervorragender Energielieferant und stellt eine perfekte Basis für eine vollwertige Ernährung dar“, betont Johannes Decker. Das Pseudogetreide mit der goldgelben Farbe hat in den vergangenen Jahren eine große Fangemeinde gefunden und begeistert auch die Gastronomie. Eine Entwicklung, die den Deckers die Idee zu „Gold aus dem Rheinland“ lieferte.

Wie sind Sie auf die Idee gekommen, ein Gewächs, das in Südamerika beheimatet ist, im Rheinland anzubauen?
Johannes Decker: Wir haben als neue Generation auf dem Hof überlegt, wie wir uns weiterentwickeln können, und sind verschiedene Optionen durchgegangen, die auch eine jüngere Zielgruppe ansprechen könnten. In dem Zusammenhang haben wir uns die sogenannten Superfoods angeschaut und analysiert, welches sich mit einem geringen Ressourcenaufwand anbauen ließe. Bei Kinoa haben wir festgestellt, dass wir innerhalb Deutschlands nicht die Ersten wären, die das Gewächs anbauen würden. Es gibt kleinere Bauern, die Kinoa bereits anbauen. Das hat uns ermutigt, es selbst zu versuchen.

Brauchen landwirtschaftliche Betriebe neue Geschäftsmodelle?
Verena Decker: Es dreht sich immer um die Frage „Was will ich?“. Möchte man über die Fläche oder über die Intensität wachsen? Ersteres ist hier im Rheinland mit den großen Städten, den Ballungsgebieten und der Landknappheit schwierig. Es gehen in NRW jeden Tag rund 20 Hektar wertvolles Ackerland verloren. Wenn man in der Zukunft noch Landwirtschaft betreiben will, muss man nach Alternativen suchen. Ausdehnen kann man sich nicht, also bleibt den Landwirten nur übrig, auf der Fläche, die sie haben, intensiver zu werden.

Thomas und Johannes Decker kontrollieren das Wachstum.

Was bauen Sie außer Kinoa an?
Verena Decker: Wir bauen auf unseren Feldern insgesamt sieben Kulturen an, die im Sinne einer nachhaltigen Fruchtfolge gewechselt werden. Es wird genau abgestimmt, welche Kulturen aufeinander folgen, damit sie sich auch mit den Nährstoffen ergänzen. Neben Kinoa gibt es bei uns Weizen, Kartoffeln, Raps, Ackerbohne, Zuckerrübe und Rollrasen. Betreibt man nur klassischen Ackerbau mit Kartoffeln, Zuckerrüben, Raps usw. und vermarktet den Ertrag in großem Stil an Industrie oder Händler, ist man für den Endkunden weitestgehend unsichtbar. Uns war und ist es jedoch wichtig, den Menschen unmittelbar den Nutzen der Landwirtschaft aufzuzeigen.

Sie haben dann die Feldhelden Rheinland UG gegründet. Warum dieser Name?
Johannes Decker: Wir haben länger über den Namen nachgedacht. Den Namen Feldhelden fanden wir passend und mit dem Zusatz Rheinland haben wir den regionalen Bezug ausgedrückt. Der Name ist nicht spezifisch auf Kinoa zugeschnitten und schließt daher nicht aus, dass wir noch andere Kulturen aufnehmen.

Quinoa
Kinoa-Saatgut
Quinoa
Erstes Wachstum
Quinoa
Kinoa-Ernte

Hat das Wetter der vergangenen Wochen irgendwelche Auswirkungen gehabt?
Verena Decker: Die Kinoa-Pflanze ist sehr standfest, robust und vital. Sie kommt sehr gut mit Trockenheit und Hitze klar. In diesem Jahr haben wir gelernt, dass ihr Regen auch nicht sehr schadet. Kinoa hat geringe Ansprüche an Boden und Umfeld. 

Was war für Sie die größte Herausforderung?
Johannes Decker: Zunächst einmal das Saatgut zu bekommen. Das war ein langer Prozess. Wir haben über Monate telefoniert, bis wir einen Händler gefunden haben, der uns beliefern konnte. Wir haben in unserem ersten Jahr sehr viel ausprobiert und getestet. Im zweiten Jahr hieß es dann, aus Fehlern zu lernen. Bei Kinoa ist es nicht so wie bei Getreide, das man bei seinem Saatguthändler bestellt, der dann erklärt, wie der Boden vorbereitet werden muss, wann man am besten aussät, wie die Kultur geführt wird und wann geerntet wird.
Verena Decker: Kinoa muss außerdem nach der Ernte aufbereitet werden. Sie wird getrocknet und gereinigt. Wir trocknen selbst, aber für die Reinigung benötigen wir einen externen Partner. Kinoa wird zunächst gesiebt, um Verschmutzungen von den Körnern zu lösen. Da Kinoa nicht komplett reif ist, werden die unreifen Körner von den reifen getrennt. Die unreifen Körner sind grün, sie werden von einem Farb-
ausleser identifiziert und „hinausgeschossen“. Wir haben hierfür einen Partner gefunden, der normalerweise Gewürze reinigt.

Johannes Decker: Auch das Thema Abpackung und Vermarktung war neu für uns. Damit hat man normalerweise als landwirtschaftlicher Betrieb nichts zu tun. Wir vermarkten jetzt über den Lebensmitteleinzelhandel, beliefern Gastronomie und Caterer und betreiben einen Onlineshop. Unsere Kundensuche ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen.

Wie sind Sie den Vertrieb angegangen?
Johannes Decker: Mit viel Enthusiasmus. Wir haben zum Telefonhörer gegriffen und Kaltakquise betrieben. Wir haben alle möglichen Messen genutzt, um uns dort zu präsentieren, wie zum Beispiel die Grüne Woche in Berlin

Kinoa gilt als Superfood. Haben Sie keine Angst, dass der Trend irgendwann vorbei ist?
Verena Decker: Wir haben kein großes Investment getätigt, daher wäre das unter betriebswirtschaftlichen Aspekten nicht dramatisch. Wir stehen aber im ständigen Kontakt zu den Kunden, um andere Bedürfnisse aufzuschnappen und entsprechend reagieren zu können.

Sie sind kurz vor der Ernte …
Johannes Decker: Ja, in zwei Wochen geht es los und dann ist innerhalb von zwei bis drei Tagen die neue Kinoa-Ernte eingefahren.
(Susanne Rothe)

kinoa-rheinland.de

Kinoa-Frikadellen

Ein Rezept aus der Küche der Feldhelden:
Kinoa, als hervorragender Lieferant für pflanzliches Eiweiß, macht es leicht, kein Fleisch zu essen und sich trotzdem ausgewogen zu ernähren. Wer nicht ganz auf Fleisch verzichten will, seinen Konsum jedoch reduzieren möchte, für den gibt es ein leckeres Frikadellenrezept. Wir halbieren die Fleischmenge, ersetzen diese durch Kinoa und wollen unsere Frikadellen nie wieder anders haben!

Für 8 Kinoa-Frikadellen:

100 g Kinoa
200 ml Wasser
½ Bund Petersilie
1 Zwiebel
1 Knoblauchzehe
250 g gemischtes Hackfleisch
1 Ei
40 g Paniermehl
½ TL Senf
1 TL Salz

Kinoa in 200 ml kochendes Wasser geben und bei mittlerer Hitze ca. 15 Minuten köcheln lassen. Anschließend ohne Hitzezufuhr 10 Minuten ausquellen lassen, bis das Wasser aufgesogen ist.

Petersilie waschen und klein schneiden, Zwiebel würfeln, Knoblauchzehe pressen und alles in eine Schüssel geben.

Kinoa, Hackfleisch, Ei, Paniermehl, Senf und Salz dazugeben und mit einem Rührgerät vermengen.

Die Masse ca. 1 Stunde in den Kühlschrank stellen.

Öl in der Pfanne erhitzen. Aus der Mischung ca. 8 Frikadellen formen und von beiden Seiten braten.