Jedes Jahr erkranken alleine in Deutschland rund 500.000 Menschen an Krebs. Immer mehr von ihnen können geheilt werden. Zu verdanken ist diese Entwicklung vor allem einer Frau: Mildred Scheel, Frau des ehemaligen Bundespräsidenten Walter Scheel, gründete vor 50 Jahren die Deutsche Krebshilfe. Die gemeinnützige Organisation ist heute der größte private Geldgeber auf dem Gebiet der Krebsbekämpfung in Deutschland. Anlässlich des 50-jährigen Bestehens veranstaltete die Deutsche Krebshilfe gemeinsam mit dem Haus der Geschichte und der Bundesstadt Bonn ein Podiumsgespräch, in dem „Im Mittelpunkt der Mensch“ stand.
Insgesamt waren über 100 Gäste bei der Veranstaltung im Haus der Geschichte anwesend. Heike Specht, Autorin des Jubiläumsbuches „Im Mittelpunkt der Mensch“, Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, Prof. Carsten Bokemeyer, Direktor des Hubertus Wald Tumorzentrums am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Sprecher des Netzwerks Onkologischer Spitzenzentren der Deutschen Krebshilfe sowie Prof. Heribert Jürgens, Kinderonkologe aus Münster blickten in dem Podiumsgespräch zurück auf 50 Jahre Deutsche Krebshilfe.
Mildred Scheels Ziel war es, den Krebs in all seinen Erscheinungsformen zu bekämpfen. Sie konfrontierte die Menschen mit der Krankheit, die vor keiner Türe halt macht, zeigte Probleme auf, die die damalige interdisziplinäre Zusammenarbeit der Ärzte betraf – eine Voraussetzung für eine moderne Krebstherapie – und machte immer wieder deutlich, wie wichtig die Früherkennung ist. Mildred Scheel trat im Fernsehen auf, sprach bei Empfängen und holte so das Thema Krebs aus der Tabuzone heraus. Im Mittelpunkt aller Bemühungen stand jedoch immer der Mensch. Denn die Seele der Patienten brauche genauso viel Hilfe wie sein Körper, war die Ärztin fest überzeugt.
Und so heißt das Buch, das anlässlich des Jubiläums im Piper-Verlag erschienen ist und im Haus der Geschichte vorgestellt wurde, denn auch „Im Mittelpunkt der Mensch – 50 Jahre Deutsche Krebshilfe.“ Auf spannende, informative und unterhaltsame Weise reflektiert die Autorin Heike Specht die 50-jährige Geschichte der Deutschen Krebshilfe. Facettenreich blickt sie auf die Organisation, die im Sinne einer Bürgerbewegung gegründet wurde – alle Bürgerinnen und Bürger sollten am Kampf gegen den Krebs beteiligt werden und gemeinsam einen Bewusstseinswandel in Deutschland herbeiführen.
Heike Specht betrachtet die Gründung der Deutschen Krebshilfe aber auch vor dem Hintergrund des politischen und gesellschaftlichen Kontexts der Zeit. So entstand die Organisation zuzeiten einer noch jungen Bonner Republik, in der eine sozial-liberale Koalition begann, das Land grundlegend zu modernisieren. Heike Specht beschreibt die vielen Errungenschaften der Deutschen Krebshilfe – von der Pädiatrischen Onkologie über Krebszentren wie den Comprehensive Cancer Centers, die Psychoonkologie, die Palliativmedizin bis hin zu umfangreicher innovativer Krebsforschung. Dabei lässt die Autorin zahlreiche Zeitzeugen zu Wort kommen: Frühe Wegbegleiter und Mitstreiter Mildred Scheels wie die Journalistin Sabine Gräfin von Nayhauß, der Verleger und Museumsstifter Joe F. Bodenstein sowie ihre Tochter Cornelia Scheel, aber auch renommierte Wissenschaftler, Ärzte und vor allem Betroffene schildern ihre ganz persönlichen Erfahrungen mit Mildred Scheel und der Deutschen Krebshilfe.
„Diese authentischen Stimmen machen anschaulich, welch bahnbrechenden Mentalitätswandel Dr. Mildred Scheel und ihre Deutsche Krebshilfe seinerzeit eingeleitet haben“, so Heike Specht. „Für mich ist die Geschichte der Deutschen Krebshilfe eine umwerfende Mutmachgeschichte, nicht nur, wenn man sich die Organisation als solche ansieht, sondern vor allem auch, wenn man die vielen kleinen, individuellen Geschichten und Schicksale, aus denen sie sich zusammensetzt, in den Blick nimmt.“
Unter dem Motto „Helfen. Forschen. Informieren.“ fördert die Deutsche Krebshilfe heute Projekte zur Verbesserung der Prävention, Früherkennung, Diagnose, Therapie, medizinischen Nachsorge und psychosozialen Versorgung, einschließlich der Krebs-Selbsthilfe. Ihre Aufgaben erstrecken sich darüber hinaus auf forschungs- und gesundheitspolitische Aktivitäten.
„Im Mittelpunkt der Mensch – 50 Jahre Deutsche Krebshilfe – Geschichte einer Bürgerbewegung“, Piper, 240 Seiten, ISBN: 978-3-492-07187-1, 24 Euro
Mehr Informationen zum Jubiläumsjahr der Deutschen Krebshilfe unter www.krebshilfe.de/50