Anna und Tobias sind „neuton.“. Die beiden Musiker haben sich während eines Engagements auf hoher See kennengelernt und treten seitdem als Akustikduo auf. Anna und Tobias haben das erreicht, wovon viele träumen: Sie sind erfolgreiche Berufsmusiker. Jetzt arbeiten sie an ihrer ersten eigenen CD. Wir haben die beiden in ihrem Loft in Düsseldorf getroffen.
Warum heißt ihr „neuton.“?
Tobias: Eine Freundin fragte an, ob wir auf ihrer Hochzeit singen würden. Wir haben überlegt, dass wir dann einen Namen brauchen. Da wir Musik in unserem eigenen Stil machen wollten – er sollte neu sein und sich von anderen unterscheiden –, kamen wir auf den Namen „neuton.“. Das Wort steht für unsere Ziele und unsere Musik.
Seit wann spielt ihr zusammen?
Anna: Als Akustikduo spielen wir seit 2015. Vorher spielten wir schon gemeinsam in einer Partyband und das Duo entstand nur nebenbei. Die Partyband löste sich sehr schnell wieder auf. Unser Duo ist geblieben. Und dies mit Erfolg.
Tobias: Man muss noch dazusagen, wir wurden beide für die Partyband gecastet. Dabei ging es um ein zehnwöchiges Engagement auf der AIDA. So haben wir uns kennengelernt. Wir waren dann beide auf dem Schiff – Anna als Sängerin und ich als Gitarrist. Das war unser Einstieg in das Leben als Berufsmusiker.
Wie war das Leben auf der AIDA, wenn man dort keinen Urlaub macht?
Anna: Durchwachsen. Es war in jeder Hinsicht extrem. Extrem gut und auch extrem schlecht. Wir haben viele tolle Sachen gesehen, von denen wir nie geglaubt haben, sie einmal zu sehen. Wir haben auch viele nette Menschen getroffen. Aber auf der AIDA ist man Teil der Crew und den Hierarchien unterworfen und es ist gar nicht leicht, so zu leben.
Mit welchem Ziel habt ihr euer Duo gegründet?
Tobias: Eigentlich hatten wir die Idee, dadurch neben der Coverpartyband fünf Jobs im Jahr mehr zu machen. Dann verselbständigte sich das und wurde immer mehr. Mittlerweile haben wir zwischen 50 und 80 Aufträge im Jahr und machen nichts anderes mehr.
„Wir haben beide verschiedene musikalische Identitäten, die wir miteinander verknüpfen und die so etwas Eigenes entwickeln.“
Ihr sagtet eben, dass euer Name für eure eigene Art zu musizieren steht. Worin unterscheidet ihr euch?
Tobias: Unser Fokus liegt auf unserer eigenen Identität, dir wir für die Musik nutzen möchten. Anna und ich haben ganz verschiedene musikalische Hintergründe. Ich habe früher sehr viel Rockmusik gemacht, habe dann durch das Spiel mit der E-Gitarre verschiedene Musikgenres durchlaufen. Anna hat viel Black Music gehört. Wir haben beide verschiedene musikalische Identitäten, die wir miteinander verknüpfen und die so etwas Eigenes entwickeln.
Euer Schritt, Berufsmusiker zu werden, war ganz schön mutig …
(Tobias lacht.)Anna: Ich wollte immer Berufsmusikerin werden, habe mich aber nie getraut. Dann bin ich älter geworden und habe gedacht: „Jetzt bist du zu alt.“ Viele bekannte Musiker fingen ja oftmals schon als Kinder an, Musik zu machen. So habe ich zunächst auch etwas Vernünftiges studiert.
Nämlich?
Anna: Ich habe Englisch und Spanisch studiert und habe nebenbei im Bereich Marketing und PR gearbeitet. Ich habe dann aber gemerkt, dass ich damit nicht glücklich bin.
Helfen dir jetzt deine Erfahrungen bei der eigenen Vermarktung?
Anna: Wir profitieren sehr davon. Viele Musiker konzentrieren sich ausschließlich auf ihre Musik und sind, was PR und Marketing betrifft, auf andere angewiesen. Wir sind davon unabhängig.
Tobias, wolltest du auch schon immer Musiker werden?
Tobias: Nicht direkt. Ich traute mich zunächst nicht. Ich komme zwar aus einer sehr musikalischen Familie, aber die beruflichen Karrieren wurden in anderen Bereichen gemacht. Ich war mir am Anfang unsicher, ob ich wirklich Musik machen möchte. Es stellte sich mir nie einer in den Weg und ich habe viel Zuspruch erfahren, aber man muss selbst davon überzeugt sein. Daher habe ich erst einmal eine Schreinerlehre gemacht. Während der Ausbildung kristallisierte sich schon heraus, dass ich es doch mit der Musik versuchen möchte. Ich wollte es später nicht bereuen, etwas versäumt zu haben. Dann kam auch relativ schnell das Engagement auf der AIDA. Im Nachhinein habe ich dann mein Studium in Köln begonnen.
Was bedeutet euch Musik? Macht ihr das nur, um Geld zu verdienen?
Tobias: Musik gibt uns viel mehr. Es gibt bei mir immer wieder Momente, in denen ich auf dem Sofa sitze, zur Gitarre greife und mich in dem Spiel verliere. Die Musik ist sehr erfüllend, was ich sehr schwer beschreiben kann. Ich fühle mich mit Musik einfach wohl. Sie ist mein Zentrum und ich versuche, möglichst viel davon in meinem Leben unterzubringen. Wir haben daher ganz gezielt einen Plan aufgestellt. Der sieht vor, dass wir uns, bevor wir beginnen, eigene Musik zu machen, erst einen finanziellen Background verschaffen. Daher treten wir derzeit als Duo für Covermusik auf. Mittlerweile zeichnet sich ab, dass unser Plan aufgeht und wir Freiraum für kreativen Platz im Kopf bekommen.
Wo liegt euer persönlicher musikalischer Schwerpunkt?
Anna: Ganz grob beschrieben liegt der auf der Popmusik. Wir mögen aber viele musikalische Richtungen, daher lassen wir auch ein bisschen Country, Soul und auch Black Music in unsere Musik einfließen. Wir bringen verschiedene Sounds zusammen. Ich möchte mich nicht begrenzen. Ich bin nicht nur das Eine.
Tobias: Mit „neuton.“ haben wir einen relativ klaren Sound – die Akustikgitarre und unsere beiden Stimmen. Das gibt uns, wenn wir als Coverband auftreten, die Freiheit, Songs aus allen Genres zu interpretieren. Wir sind offen.
Anna: Was wir nicht machen, das sind Schlager. Das sind wir nicht. Ich höre diese Musik auch nie.
Was hört ihr, wenn ihr zu Hause seid? Es steht nichts mehr an und ihr möchtet entspannen …
Tobias: Kommt darauf an, wer von uns die Musik anmacht.
Anna: Wenn Tobi putzt, dann hört er gerne Rockmusik und die so aggressiv, wie möglich.
Tobias: Ja, das spornt an. Früher habe ich das viel öfter gehört, heute nicht mehr so oft. Aber manchmal nutze ich die Rockmusik, weil man damit unfassbar viele Energie transportieren kann.
Anna: Ich höre gerne 1990er und 2000er R&B (Rhythm and Blues) und Hip-Hop. Das macht mir gute Laune, das sind gute Grooves.
Tobias: Wenn wir aber zusammen im Auto fahren, hören wir WDR Cosmo.
Was war euer letztes Konzert, das ihr besucht habt?
Anna: Wir waren in Stuttgart bei der jazzopen und haben uns Jamie Cullum angehört, den wir beide super finden.
Was sind eure nächsten Projekte?
Anna: Wir sind viel unterwegs, unter anderem spielen wir in Holland auf einer Hochzeit am Strand, dann haben wir demnächst ein Engagement in Polen. Für den Winter planen wir eine Wohnzimmer-Konzerttour. Außerdem möchten wir eine CD mit eigenen Songs aufnehmen.
(Susanne Rothe)
Fotos: Daniela Marquard, Lulugraphie (2), Die Bahrnausen