Gutes Sehen ist nicht selbstverständlich. Viele Menschen erkranken irgendwann in ihrem Leben an der Netzhaut – und das Sehvermögen verschlechtert sich. Die Erkrankungen sind ganz verschieden. Bei manchen helfen Medikamente, in anderen Fällen muss operiert werden. Die Augenklinik Roth wendet bei der Netzhaut-Glaskörper-Chirurgie die minimalinvasive Vitrektomietechnik an, bei der Instrumente von minimaler Größe und minimalem Durchmesser eingesetzt werden. Die Einschnitte in Binde- und Lederhaut sind so klein, dass die Wunden von allein heilen können und in den meisten Fällen keine Nähte notwendig sind. Die Patienten erholen sich schneller. Dr. Claudia Inhetvin-Hutter hat sich auf Netzhautoperationen spezialisiert. Die Medizinerin erklärt im Interview, welche Krankheiten operativ behandelt werden müssen, was dabei geschieht und wie die Prognosen aussehen.
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Was ist die Netzhaut? Wofür benötigt man sie?
Die Netzhaut kann man mit einem Sensor in der Kamera vergleichen. In der Netzhaut findet man die lichtempfindlichen Sinneszellen, die Voraussetzung für gutes Sehen, eine scharfe Abbildung, sind. Die intakte Netzhaut, insbesondere die Netzhautmitte (Makula), ist damit immens wichtig für das Sehen.

Welche Krankheitsbilder stehen mit der Netzhaut in Zusammenhang, bei denen unter Umständen operiert werden muss?
Eine der häufigsten Erkrankungen, vor allem im Alter, ist die Makuladegeneration. Eine Erkrankung, die die Netzhautmitte betrifft. Die feuchte Makuladegeneration kann man medikamentös behandeln. Die Medikamente werden in den Glaskörper gespritzt. Das ist ein kleinerer Eingriff, der aber unter sterilen Bedingungen erfolgen muss. Diese intravitreale Medikamentengabe (IVOM-Behandlung) wenden wir sehr häufig an. Ohne Behandlung kann es zu einem raschen Sehverlust kommen. Eine andere Gruppe von Erkrankungen betrifft die Grenzschicht zwischen Glaskörper und Netzhautmitte. Bei der Epiretinalen Gliose bildet sich auf der Makula ein feines Häutchen, das dort nicht hingehört. Schreitet die Erkrankung weiter voran, kann das dazu führen, dass die Netzhaut anschwillt und sich verzieht. Das Sehvermögen verschlechtert sich, gerade Linien werden wellig gesehen. Das Häutchen kann operativ entfernt werden. Dabei wird zunächst der Glaskörper weggenommen, damit man an die Haut herankommt. Diese wird dann vorsichtig von der Netzhaut herunterpräpariert. Bei einem Makulaforamen ist es zu einem kleinen Loch in der Netzhaut gekommen, das nur operativ wieder geschlossen werden kann. Wird es nicht operiert, droht eine Sehminderung, die so gravierend sein kann, dass man nicht mehr lesen kann. Außerdem gibt es diabetische Erkrankungen sowie Thrombosen der Netzhautgefäße.

Netzhautablösung
Netzhautablösung
Ultraschall: abgelöste Netzhaut
Ultraschall: abgelöste Netzhaut
OCT: Makula durch Netzhautablösung abgehoben
OCT: Makula durch Netzhautablösung abgehoben

Was passiert, wenn sich die Netzhaut ablöst?
Das ist eine andere Erkrankung, die, im Gegensatz zu den zuvor beschriebenen Krankheitsbildern, ein akuter Notfall ist. Hier muss man zügig handeln. Meistens kommt es durch einen Glaskörperzug, z. B. im Rahmen einer Glaskörperabhebung, zu Rissen in der Netzhaut. Symp-tome sind unter anderem Lichtblitze. Wenn man das Problem frühzeitig erkennt, kann ein kleiner Riss noch gelasert werden. Das ist ein ambulanter Eingriff. In einem späteren Stadium kann sich die Netzhaut ablösen, dann muss in Form einer Operation zügig gehandelt werden.

Woran erkenne ich, dass ich möglicherweise ein Problem mit der Netzhaut habe?
Die Patienten haben beispielsweise Beschwerden beim Lesen, sehen im Zentrum unscharf oder Wellenlinien. Das kann auf eine Makulaerkrankung hinweisen. Auch wenn man Schlieren oder Schatten sieht, kann eventuell eine Glaskörperabhebung dahinterstecken. Sehstörungen wie Blitze, Punkte, Rußregen oder „fliegende Mücken“ können ebenfalls Anzeichen für die Entstehung einer Netzhautablösung sein. Da die Erkrankungen der Netzhaut schmerzfrei sind, ist die Sehqualität ein erster Indikator für Probleme. Hat man solche oder ähnliche Beschwerden, ist eine Augenuntersuchung unbedingt erforderlich, um die genaue Ursache abzuklären.

Was sind die Ursachen einer Netzhauterkrankung?
Das kann man nicht pauschal sagen, weil es sich um sehr unterschiedliche Erkrankungen handelt. Diabetiker beispielsweise können an Gefäßveränderungen der Netzhaut erkranken. Das Alter wiederum spielt bei der degenerativen Makulaerkrankung eine Rolle.

Welche Verfahren werden bei der Netzhautchirurgie eingesetzt?
In den meisten Fällen die Pars-plana-Vitrektomie (PPV). Darunter versteht man die Entfernung des gelartigen Glaskörpers. Dabei wird durch ganz kleine Zugänge operiert. Die Zugänge sind so klein, dass sie sich meist selbst verschließen und nicht genäht werden müssen. Gemäß dem jeweiligen Krankheitsbild können daraufhin epiretinale Membranen entfernt (Membrane Peeling) und kann die abgelöste Netzhaut wieder angelegt oder eine Blutung ausgeräumt werden. Je nach Erkrankung wird nach Entfernung des Glaskörpers das Augeninnere mit Luft, Gas oder Silikon gefüllt. Daran orientieren sich die nachfolgende Behandlung und die eventuell erforderliche Lagerung des Patienten. Meist erfolgt die Behandlung stationär.

Welche Anästhesie wird in der Regel angewendet?
Man kann bei vielen Eingriffen eine lokale Anästhesie anwenden. Oftmals ist es für die Patienten jedoch angenehmer, während der OP zu schlafen.

Wie lange dauert ein Eingriff durchschnittlich?
Auch das ist sehr unterschiedlich. Ist es ein einfacher Fall, benötigen wir meist weniger als eine Stunde. Die Operation einer komplexen Netzhautablösung kann bedeutend länger sein.

OCT: Makula durch Netzhautablösung abgehoben
Bei der nahtlosen Vitrektomie wird mittels kleinster Zugänge der Glaskörper entfernt.

Wer ist möglicherweise nicht für diesen Eingriff geeignet?
Man muss natürlich eine ausführliche Voruntersuchung machen und ein Gespräch führen, um Vorerkrankungen festzustellen. Dann ist das Alter des Patienten wichtig. Bei jedem wird die OP-Fähigkeit überprüft.

Was muss man vor einem Eingriff beachten?
Blutgerinnungshemmer müssen evtl. abgesetzt werden. Ansonsten gibt es nichts Besonderes zu beachten. Aber das besprechen wir im Einzelnen.

Was geschieht nach dem Eingriff und was ist zu beachten?
Nach der Operation werden Augentropfen eingebracht. Grundsätzlich sind regelmäßige augenärztliche Kontrollen wichtig, um einen möglichen Augeninnendruckanstieg oder eine Entzündung rechtzeitig zu erkennen. Zudem muss man sich zwei bis drei Wochen nach der Operation körperlich schonen. In der ersten Woche sollte man nicht zu viel lesen. Ansonsten hängt es von der Erkrankung ab. Manchmal muss der Patient eine bestimmte Lagerung einhalten, zum Beispiel Bauch- oder Seitenlage. Das wird aber im Vorfeld mit dem Betroffenen besprochen.

Wie sehen die Prognosen nach einer OP aus?
Bei einer Epiretinalen Gliose und bei einem Makulaforamen sind die Prognosen sehr günstig, auch wenn die Erholung der Sehschärfe einige Zeit dauern kann. Re-Operationen sind eher selten notwendig. Nach gelungener Befestigung der Netzhaut kann es jedoch in der Folgezeit zu neuen Rissen kommen, die wieder schnell operiert werden müssen.

OCT: Makula durch Netzhautablösung abgehoben
Dr. Claudia Inhetvin-Hutter

Gibt es ein Durchschnittsalter für Netzhauterkrankungen?
Meistens handelt es ich um ältere Menschen. Bei Diabetikern sind auch jüngere betroffen. Netzhautablösungen entstehen häufig im Rahmen einer Glaskörperabhebung, also im mittleren Lebensalter. Kurzsichtige Menschen können häufiger schon in jüngeren Jahren davon betroffen sein.

Sind nach dem Eingriff Beschwerden zu erwarten?
Nach einer Netzhautoperation sieht man in den ersten Tagen schlechter. Sobald die Luft- oder Gastamponade verschwindet, verbessert sich die Sicht. Eine Sehverbesserung nach einer Vitrektomie kann sich manchmal mehrere Monate bis zu einem Jahr hinziehen. Es kann auch vorkommen, dass die Patienten das Gefühl eines Fremdkörpers im Auge haben oder dass sie gelegentlich ein Kratzen empfinden. Auch das sind normale Symptome, die durch das Auftragen eines Augengels gemindert werden können.
(Susanne Rothe)

Fotos: Augenklinik Roth (5)

Die Augenklinik Roth bietet alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde. Neben der konventionellen Diagnostik gehört zur anspruchsvollen Ausrüstung auch das ganze Spektrum der computergestützten bildgebenden diagnostischen Verfahren. Alle in der Augenheilkunde bewährten Laser werden vorgehalten. Eine funktionell optimale, hygienezertifizierte Operationsabteilung mit mehreren mikrochirurgischen Arbeitsplätzen ermöglicht alle Eingriffe der modernen Augenheilkunde.

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