Diabetes Augenklinik Roth

Foto: © Augenklinik Roth

In Deutschland leben zirka acht Millionen Diabetiker. Helmut B.* ist einer von ihnen. Er hat Typ II, Diabetes mellitus oder auch Altersdiabetes. Der 61-Jährige hat die Diagnose im Rahmen eines allgemeinmedizinischen Routinechecks erhalten. Regelmäßiger Sport, eine Umstellung der Ernährung, diabetologische Kontrolluntersuchungen gehören ab sofort zu seinem Leben mit der Zuckerkrankheit. Und: augenärztliche Screenings. Denn, was viele Betroffene nicht wissen, Diabetes stellt eine Gefahr für ihr Sehvermögen dar und kann bis zur Erblindung führen. Helmut B. hat der Augenarzt eine diabetische Retinopathie diagnostiziert. Was das ist und über weitere mögliche Folgen von Diabetes für die Augen, darüber haben wir mit Felix Roth, ärztlichem Leiter der Augenklinik Roth, gesprochen.
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Was ist eine diabetische Retinopathie und wie entsteht sie?
In dem Begriff Retinopathie steckt der lateinische Name Retina für Netzhaut. Hohe Blutzuckerwerte schädigen die feinen Blutgefäße in der Netzhaut. Die Folge sind Verschlüsse, durch die die Sehzellen in der Netzhaut nicht mehr ausreichend durchblutet werden. Außerdem werden die Gefäße durchlässiger. So kann es zu Einblutungen in die Netzhaut kommen. Die Erkrankung kann man bisher nicht heilen. Die Behandlung zielt deshalb vor allem darauf ab, ein Fortschreiten zu vermeiden. Rund 49 Prozent der Diabetespatienten sind von einer Retinopathie betroffen. Sie ist die häufigste Erblindungsursache der Bevölkerung im erwerbstätigen Alter.

Die diabetische Retinopathie wird in verschiedene Formen und Schweregrade eingeteilt …
Genau. Wir unterscheiden eine nichtproliferative und eine proliferative Form der Retinopathie. Wichtig dabei ist, ob es aufgrund der verschlechterten Durchblutung der Netzhaut zu einer Neubildung (Proliferation) von Blutgefäßen kommt. Bei der nichtproliferativen Retinopathie, einem frühen Stadium, bilden sich keine neuen Blutgefäße. Die nächste Stufe, die proliferative Retinopathie, entsteht, wenn wegen der Gefäßschäden die Minderdurchblutung der Netzhaut weiter zunimmt. Dann setzt ein „Reparaturmechanismus“ ein. Es bilden sich neue Gefäße, die aber von minderer Qualität sind. Sie neigen, wie schon gesagt, zu Blutungen auf der Netzhautoberfläche und in den Glaskörperraum. Dies kann dann schwerwiegende Folgen haben. Die Netzhaut kann sich ablösen oder der Augeninnendruck ansteigen. Einzige Möglichkeit dies zu verhindern, ist eine gute Einstellung des Blutzuckerspiegels durch den Diabetologen.

Auf welche Warnzeichen muss ich achten?
Das Problem und Tückische ist, dass Betroffene zunächst keine Beschwerden haben. Erst bei fortgeschrittenen Veränderungen im Auge kann das Sehen so beeinträchtigt sein, dass man etwas merkt. Man sieht schlechter, die Brille reicht nicht mehr. Leseschwierigkeiten können ein Hinweis sein, ebenso wie verzerrtes Sehen. Dies alles kann, aber muss nichts heißen. Klarheit bringt nur ein Besuch beim Augenarzt. Und der sollte dann möglichst schnell stattfinden – am besten jedoch bereits vor den ersten Symptomen. 30 % aller Typ II Diabetiker haben bei Diagnosestellung durch den Internisten bereits eine Retinopathie.

Welche weiteren Augenerkrankungen kann es bei Diabetes noch geben?
Bei Menschen mit einer diabetischen Retinopathie kann auch eine sogenannte Makulopathie auftreten. Sie kommt bei 13% der Diabetiker vor. Als Macula wird die Stelle des schärfsten Sehens bezeichnet. Die oben beschriebenen minderwertigen Gefäße sind nicht mehr in der Lage, ausreichend Flüssigkeiten und Fette in den Blutkreislauf zu transportieren. Es kann durch die Flüssigkeitseinlagerung (Ödem) zu einer Schwellung in der Netzhautmitte, eben der Makula, kommen. Es entwickelt sich ein sogenanntes Makulaödem, was zu einem fortschreitenden Verlust der zentralen Sehschärfe führt. Auch Augenerkrankungen wie der grüne Star und der graue Star treten bei Menschen mit erhöhtem Blutzuckerspiegel häufig auf.

Wie wird eine diabetische Augenerkrankung festgestellt?
Bei der augenärztlichen Untersuchung mit einer Augenhintergrundspiegelung (Funduskopie) lassen sich Gefäßprobleme an der Netzhaut erkennen. Da das Stadium der Erkrankung sehr unterschiedlich ist, setzen wir zusätzlich hochmoderne aussagekräftige Untersuchungsverfahren ein, die auch den Verlauf dokumentieren. Die optische Kohärenztomographie (OCT) und die Fluoreszenzangiographie (FAG) liefern wichtige Informationen zur Beurteilung der Durchblutungssituation der Netzhaut.

Wie wird eine diabetische Retinopathie behandelt?
Die genaue Behandlung hängt von dem Erkrankungsstadium ab. Bei der milden bis mäßigen nichtproliferativen diabetischen Retinopathie muss man oftmals nicht sofort behandeln. Der Augenzustand muss aber auf jeden Fall regelmäßig kontrolliert werden. Die richtige Blutzucker- sowie Blutdruckeinstellung ist hierbei ausschlaggebend und bestimmt den Verlauf der Augenerkrankung. Dies ist nur durch eine enge Zusammenarbeit mit dem Diabetologen möglich. Die schwere nichtproliferative diabetische Retinopathie sowie die proliferative diabetische Retinopathie behandeln wir mit einer Lasertherapie oder in einigen Fällen auch in Verbindung mit intravitrealen Injektionen. Die Behandlung mit dem Laser ist präzise und schonend. Die Therapie erfolgt ambulant und gehört in der Augenheilkunde zu den Standards.

Was geschieht bei einem Makulaödem?
Das diabetische Makulaödem kann mit intravitrealen Injektionen behandelt werden. Hierbei wird ein Medikament direkt in das Auge gegeben. Mit einer wiederholten Gabe kann eine Normalisierung der Netzhautdicke und damit auch eine Verbesserung der Sehschärfe erzielt werden. Eine Alternative wäre die Eingabe von Kortison-Depotpräparaten. Die Implantate setzen eine bestimmte Menge an Steroiden über mehrere Monate frei, ohne dass sich dadurch die Blutzuckerspiegel verschlechtern. Eine Lasertherapie sowie eine Vitrektomie – eine minimalinvasive Glaskörperoperation – sind weitere Therapieoptionen. In unserer Klinik sind wir auf jede Möglichkeit vorbereitet und haben entsprechende langjährige Erfahrung. Jeder Fall ist anders und wir klären unsere Patienten umfassend und mit aller Ruhe und Empathie auf.

Wie ist die Prognose für eine diabetische Retinopathie?
Eine vollständige Heilung der Netzhauterkrankung ist derzeit nicht möglich. Je früher sie erkannt und behandelt wird, desto besser können wir das Fortschreiten aufhalten. Wichtig sind zudem der individuelle Umgang mit der Diabeteserkrankung und eine gute Blutzuckereinstellung. Helmut B. ist, nachdem er die Diagnose Diabetes mellitus erhalten hat, sofort zu uns gekommen. Wir haben bei ihm das Anfangsstadium einer diabetischen Retinopathie festgestellt, die wir mit Medikamenten behandeln. Für ein Verlangsamen der Krankheit ist jedoch Voraussetzung, dass Herr B. auf seine Blutzuckerwerte achtet. Gemeinsam werden wir es schaffen.

* Der Name wurde geändert.

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Die Augenklinik Roth bietet alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde. Neben der konventionellen Diagnostik gehört zur anspruchsvollen Ausrüstung auch das ganze Spektrum der computergestützten bildgebenden diagnostischen Verfahren. Alle in der Augenheilkunde bewährten Laser werden vorgehalten. Eine funktionell optimale, hygienezertifizierte Operationsabteilung mit mehreren mikrochirurgischen Arbeitsplätzen ermöglicht alle Eingriffe der modernen Augenheilkunde.