Käthe H.* ist schockiert. Bisher benötigte sie nur eine Sehhilfe, um problemlos fernsehen oder sich im Straßenverkehr bewegen zu können. Doch jetzt sieht die Welt ganz anders aus. Die 72-Jährige erkennt plötzlich beim Lesen die Buchstaben nicht mehr klar umrissen, sondern verzerrt. Der Besuch beim Augenarzt endet mit der Diagnose: altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Es besteht die Gefahr, zu erblinden. Damit ist Käthe H. leider keine Ausnahme. Diejenigen, die im fortgeschrittenen Alter nur eine Brille benötigen, können sich glücklich schätzen. Viele ältere Menschen leiden, so wie die gelernte Einzelhandelskauffrau, an ernsten Augenerkrankungen. Neben der Makuladegeneration sind dies vor allem der grüne und der graue Star, die zu Problemen führen. Felix Roth ist Ärztlicher Direktor der Augenklinik Roth und erklärt, was im Alter auf unser Sehvermögen zukommen und was man dann tun kann. Denn es einfach hinnehmen muss man nicht.
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Warum werden mit zunehmendem Alter die Augen schlechter?
Das ist zunächst einmal ein normaler Prozess. Der Körper, so auch die Augen, bringt, wenn man älter wird, nicht mehr die volle Leistung. Die Alterssichtigkeit ist keine Überraschung, sondern eine Folge des normalen Alterungsprozesses. Sie äußert sich zum Beispiel durch Schwierigkeiten beim Lesen. Man hält Buch oder Zeitung immer weiter weg, um etwas zu erkennen. Ursache ist, dass die Linse im Inneren des Auges ihre Fähigkeit verliert, ihre Form zu verändern. Presbyopie ist hierfür der Fachbegriff. Eine Zeitlang hilft es, Dinge weiter wegzuhalten. Doch dies ist natürlich keine Dauerlösung. Diese Sehprobleme kann man nicht wirksam behandeln, aber mit einer Brille ausgleichen. Wir werden immer älter, sodass im hohen Alter schwerwiegendere Probleme mit Netzhaut oder Augenlinse auf uns zukommen können, beispielsweise die altersbedingte Makuladegeneration wie bei Frau H.

Hat Ihre Patientin denn das für diese Erkrankung typische Alter?
Die altersbedingte Makuladegeneration ist eine chronische Augenerkrankung, die oftmals erst ab dem 70. Lebensjahr auftritt. Das Problem ist, dass sie die zentrale Sehkraft zerstören kann. Die Makula wird auch gelber Fleck genannt und liegt in der Mitte der Netzhaut. Alles, was wir sehen möchten, wird mit dieser Stelle fixiert. Erkrankt die Makula, sind schwere Sehbeeinträchtigungen die Folge.

Augenerkrankungen

Foto: © pressfoto/freepik.com

Welche Symptome hatte Käthe H. und wie sieht die Behandlung aus?
Frau H. hatte die typischen Anzeichen einer AMD in einem frühen Stadium. Sie sah Buchstaben und Gesichter unscharf und in der Mitte des Schriftbildes verschwommene Schatten. Beim Fortschreiten der Erkrankung sehen die Betroffenen schließlich nur noch schemenhafte Umrisse. Frau H. kam zum Glück sehr früh zu uns, sodass wir, da sie an einer feuchten AMD leidet, eine Behandlung mit intravitrealen Injektionen mit VEGF-Hemmern einleiten konnten. Die Medikamente wirken nur eine bestimmte Zeit; daher sind in der Regel wiederholte Injektionen erforderlich. Ziel ist es, die Menge so gering wie möglich zu halten. Die Medikamente werden unter örtlicher Betäubung mit einer feinen Nadel in den Glaskörper des Auges injiziert. Für die trockene AMD gibt es noch keine wirkungsvollen Behandlungsmöglichkeiten. Frau H. hat jetzt einen Plan mit Kontroll- und Therapieterminen.

Steht am Ende eine vollständige Erblindung?
Die AMD kann zwar zur Erblindung im Sinne des Gesetzes führen. Den Betroffenen bleibt jedoch in der Regel ihre Orientierungsfähigkeit durch das Umfeld-Sehen erhalten.

Eine typische Augenerkrankung im Alter ist auch der graue Star (Katarakt) …
Genau. Wir haben es dann mit einem Problem der Augenlinse zu tun. Dabei trübt die ursprünglich klare Linse ein, wodurch sich das Sehvermögen verschlechtert. Die refraktive Kataraktchirurgie behebt das Problem minimalinvasiv. In einer ambulanten Operation wird die getrübte Linse durch eine künstliche ersetzt. Dabei ermöglichen moderne Linsenmodelle wie eine neu entwickelte Tiefenschärfelinse eine relativ hohe Brillenunabhängigkeit im Alltag.

Welche Beschwerden macht der graue Star?
Im Vordergrund steht die schleichende Verschlechterung des Sehvermögens. Konturen werden zunehmend unscharf gesehen, wie durch einen Nebel, Schleier oder Milchglas. Kontraste werden unscharf und Farben weniger leuchtend. Das Auge reagiert immer empfindlicher auf direktes Licht. Im Spätstadium kommt es zur fast völligen Erblindung.

Gibt es Medikamente, die das verhindern?
Nein, gibt es leider nicht. Hier hilft nur eine OP. Bei der refraktiven Kataraktchirurgie handelt es sich um eine Methode, bei der grauer Star im fortgeschrittenen Stadium effektiv behandelt werden kann und gleichzeitig Sehschwächen ausgeglichen werden können. Die Kataraktchirurgie zählt weltweit zu den am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffen.

Jeder Patient und jedes Auge ist anders. Wie sieht es mit den Linsentypen aus?
Da hat sich viel getan. Wir können bei der Auswahl des Modells die persönlichen medizinischen Voraussetzungen ebenso berücksichtigen wie die individuellen Vorstellungen in Bezug auf Komfort und Sehleistung. In den vergangenen Jahren haben interessante neue IOL-Modelle das refraktive Spektrum bei der Kataraktoperation erheblich erweitert. In den meisten Fällen ist eine relativ hohe Brillenunabhängigkeit im Alltag möglich. Deshalb sind eine exakte Vermessung und eine ausführliche Beratung auch so wichtig.

Außer dem grauen gibt es den grünen Star. Was ist der Unterschied?
Der grüne Star oder medizinisch das Glaukom hat nichts mit dem grauen Star zu tun. Unter dem grünen Star versteht man verschiedene Augenerkrankungen. Wird der grüne Star nicht frühzeitig erkannt und vor allem schnell behandelt, können die Schäden am Auge zur vollständigen Erblindung führen. In der Regel erkranken beide Augen daran, meistens zeitversetzt.

Woran erkennt man den grünen Star?
Betroffene merken lange nichts von der Krankheit. Das ist ein großes Problem. Je früher sie diagnostiziert wird, desto weniger muss der Augeninnendruck gesenkt werden, um das Fortschreiten der Erkrankung aufzuhalten.

Ist ein zu hoher Augeninnendruck die Ursache?
Vereinfacht gesagt: Wenn das Kammerwasser im Auge gestaut wird, steigt der Druck im Auge und auf den Sehnerv. Dieser stirbt langsam ab, das Auge erblindet. Neben dem Augendruck spielen weitere Risikofaktoren wie Durchblutungsstörungen oder niedriger Blutdruck eine Rolle.

Wie wird ein Glaukom behandelt?
Inzwischen gibt es dafür zahlreiche gut verträgliche Medikamente. Diese Therapie ist aber nicht in allen Fällen ausreichend. Wenn die Schädigung zunimmt, wird man an einen operativen Eingriff denken, um den Druck zu senken. Hier gibt es eine Reihe von laser- und mikrochirurgischen Maßnahmen, auf die wir in unserer Klinik spezialisiert sind.

Was kann man tun, um sich vor Erkrankungen des Auges zu schützen, die mit dem anwachsenden Alter zunehmen?
Für jede mögliche Erkrankung gilt: Eine gesunde Lebensweise mit Sport und Bewegung beugt vor. Zudem sollte man seine Augen regelmäßig untersuchen lassen. g

* Der Name wurde geändert.

Dr. Felix Roth

Dr. Felix Roth, Foto: © P. M. J. Rothe

Die Augenklinik Roth bietet alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde. Neben der konventionellen Diagnostik gehört zur anspruchsvollen Ausrüstung auch das ganze Spektrum der computergestützten bildgebenden diagnostischen Verfahren. Alle in der Augenheilkunde bewährten Laser werden vorgehalten. Eine funktionell optimale, hygienezertifizierte Operationsabteilung mit mehreren mikrochirurgischen Arbeitsplätzen ermöglicht alle Eingriffe der modernen Augenheilkunde.

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