Die Volksbank Bonn Rhein-Sieg und die Kölner Bank verbindet vieles: regionale Verantwortung, genossenschaftliches Werteverständnis und intensive Mitgliederbindung. Jetzt stehen die beiden Institute vor der Fusion – die Vertreterversammlungen müssen diesem Schritt nur noch zustimmen. Im Interview sprechen Jürgen Pütz, Vorstandsvorsitzender Volksbank Bonn Rhein-Sieg, und Bruno Hollweger, Vorstand Kölner Bank, unter anderem darüber, was die Mitglieder und Kunden von der neuen Bank erwarten dürfen und welche Vorteile eine Fusion mit sich bringt.
Zwei große Volksbanken fusionieren. Wie ist der Stand der Vorbereitungen?
Jürgen Pütz: Die Arbeiten liegen voll im Zeitplan. Projektgruppen, die mit Mitarbeitern beider Häuser besetzt sind, haben die Aufgabe, die verschiedenen Themen zu bearbeiten. Ein dickes Fusionshandbuch und zahlreiche Checklisten geben die Agenda vor. Das wird alles neben der Tagesarbeit erledigt. Wir müssen die Zeit nutzen, um die Dinge termingerecht vorzubereiten.
Welches sind die Meilensteine?
Bruno Hollweger: Zunächst müssen die Vertreterversammlungen beider Banken mit qualifizierter Mehrheit von 75 % der Stimmen dem Vorhaben zustimmen. Die technische Umsetzung ist mit der Rechenzentrale für das letzte Oktober-Wochenende verabredet. Dann sollen die beiden Banken zur Volksbank Köln Bonn eG zusammengeführt werden. Der Plan ist nicht nur strategisch etwas Besonderes, sondern auch der Zeitplan erscheint äußerst anspruchsvoll.
Jürgen Pütz: Ja, dessen sind wir uns bewusst. Es hat aber den großen Vorteil, dass wir uns jetzt wirklich auf das Wesentliche beschränken müssen. Wir haben uns darauf verständigt, von beiden Banken jeweils die besten Dinge ins gemeinsame Institut zu übernehmen. Erst in einem zweiten, späteren Schritt wollen wir schauen, was wir weiterentwickeln können und welche Innovationen wir im Haus verankern werden.
Was ermutigt Sie, diesen Schritt zu tun? Es gibt ja auch Beispiele aus der Vergangenheit, die nicht zur Nachahmung ermuntern.
Bruno Hollweger: Weil sich hier zwei Institute auf Augenhöhe begegnen. Beide Banken haben viele Gemeinsamkeiten – auch abseits der klassischen Kennzahlen wie Bilanzsumme, Kundenforderungen, Einlagenvolumen oder Filialstandorte. Besonders wichtig ist, dass uns ein gemeinsames genossenschaftliches Werteverständnis verbindet. Beide Häuser sind traditionell tief in ihren Geschäftsgebieten verwurzelt, verfügen über eine intensive Mitgliederbindung und stehen für ihre regionale Verantwortung. Dies ist nicht nur unsere eigene Erkenntnis, sondern auch die der externen Berater, die uns bei dem Fusionsvorhaben begleiten. Sie bestätigen uns unisono mit ihrem Blick von außen, wie viele Gemeinsamkeiten beide Häuser verbinden.
Warum dieser Schritt und nicht zunächst der Versuch, in der jeweiligen Region eine weitere Konzentration zu erreichen?
Jürgen Pütz: Selbstverständlich haben wir auch alternative Gespräche geführt. Aber die in Frage kommenden Nachbarbanken haben uns erklärt, dass man dort in nächster Zukunft eine andere Strategie verfolgen wolle. Zudem sind wir überzeugt, dass die Region Köln/Bonn ein einheitlicher Lebens- und Wirtschaftsraum ist, der immer weiter zusammenwächst. Es entsteht eine Bank mit rund 5 Milliarden Euro Bilanzsumme. Passt das noch zu den Grundsätzen einer Genossenschaftsbank?
Bruno Hollweger: Das Genossenschaftsgesetz verpflichtet uns dazu, die „Wirtschaft der Mitglieder zu fördern“. Bei der derzeitigen Minuszinssituation und der immer strengeren Regulatorik können größere Einheiten diesen Auftrag besser erfüllen.
„Wir werden unsere Kernkompetenz der genossenschaftlichen Beratung mit der Digitalisierung verbinden.“
Wo liegen denn die Synergieeffekte und die Vorteile der Fusion?
Jürgen Pütz: Viele Kosten fallen in einem gemeinsamen Institut eben nur ein Mal an. Das neue Haus braucht nur eine Marketingabteilung und nur eine Revision. Dies gilt auch für die Kosten der gesetzlichen Prüfung und deren Vorbereitung. Aber was für uns am wichtigsten ist, sind nicht die Kosten allein, das ist die Nähe zu unseren Kunden, und die wollen wir wie bisher aufrechterhalten. Darüber hinaus können wir in einer größeren Bank auch das Leistungsangebot für unsere Kunden und Mitglieder zum Beispiel durch weitere Spezialisierung erhöhen. Was sagen Sie zu Befürchtungen, dass der Vorstand sich zu weit von den Kunden entfernen könnte, oder dass sich die Bank zu sehr auf einen Standort konzentrieren könnte.
Bruno Hollweger: Im Vorstand und im Aufsichtsrat herrscht Konsens, dass wir unsere Stärke der Kundennähe und der regionalen Präsenz keinesfalls aufgeben. Die neue Größe wird nicht zu Anonymität führen. Die Ansprechpartner für unsere Mitglieder und Kunden bleiben vor Ort erhalten. Weil wir zwei Verwaltungssitze, einen in Köln und einen in Bonn, einrichten, wird es auch keine leeren Immobilien geben. Die Vorstände behalten ihre regionalen Zuständigkeiten wie bisher in den Teil-Geschäftsgebieten in Köln ebenso wie Bonn/Rhein-Sieg.
Dann werden also auch keine Standorte geschlossen?
Jürgen Pütz: Nein! Die Geschäftsgebiete beider Häuser überschneiden sich nicht, sodass wir fusionsbedingt keinen Handlungsbedarf sehen. Selbstverständlich werden wir im Rahmen der regelmäßigen Überprüfung aller Standorte immer wieder deren Wirtschaftlichkeit überprüfen und daraus Maßnahmen ableiten.
Was dürfen denn die Mitglieder und Kunden von der neuen Bank erwarten?
Bruno Hollweger: Wir werden genossenschaftliches Wirken und Nähe erlebbar machen. Dazu gehört an erster Stelle die „genossenschaftliche Beratung“. Darunter verstehen wir eine faire Finanzberatung, die erst zuhört und dann berät – ehrlich, glaubwürdig und verständlich. Genauso wichtig ist es, den Kunden die Zugangswege zur Bank möglichst leicht zu gestalten. Wir werden unsere Kernkompetenz der genossenschaftlichen Beratung mit der Digitalisierung verbinden.
Und wie sehen die Perspektiven der Mitarbeiter aus?
Jürgen Pütz: Die Belegschaft hat den Vorteil erkannt, dass über die Fusion ein Arbeitgeber entsteht, der langfristig sichere und attraktive Arbeitsplätze garantiert. Ein neues größeres Haus gibt den dann rund 900 Mitarbeitern viele Karrierechancen und denjenigen, die sich spezialisieren wollen, können wir ganz andere Angebote machen, als wenn jeder von uns weiterhin alleine agieren würde. Für den Bänker-Nachwuchs werden wir ein Ausbildungsbetrieb sein, der dauerhaft qualifizierte Ausbildungsplätze anbieten kann.
Wenn wir ein Jahr weiter sind, wie sieht die Volksbank Köln Bonn dann aus?
Bruno Hollweger: Bis dahin werden wir die Weichen gestellt haben für eine neue Volksbank, die in der Metropolregion Rheinland eine starke Position hat.
Jürgen Pütz: Die Mitglieder und Kunden werden feststellen, dass wir in der Lage sind, mit Herz und Verstand eine gemeinsame Volksbank zu entwickeln, die genossenschaftliches Wirken und Nähe erlebbar macht.
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