Nicht jeder Wein schmeckt auch aus jedem Glas. Oder doch? Die Auswahl an Weingläsern ist groß. Aber in welchem kann sich welcher Wein am besten entfalten und seinen Charakter preisgeben? Nimmt man ein Glas aus Kristall, ein maschinell hergestelltes oder ein mundgeblasenes Glas? Soll es dünn- oder dickwandig sein, glasklar oder farbig, einen kurzen oder langen Stiel haben? Das sind viele Fragen zu einem Thema, das jeden guten Gastgeber betrifft.

Ein kurzer Exkurs in die Geschichte: Die Weingläser, aus denen wir heute trinken, haben eine relativ junge Geschichte. Doch die Geschichte des Weinbaus ist eng mit der Entwicklung früherer Kulturen verbunden. Und somit gab es auch damals schon Gefäße, aus denen Wein getrunken wurde. Diese bestanden noch aus Ton und ihre Form wurde oft der Natur nachempfunden. Die Lotusblüte gilt zum Beispiel als eine der Urformen des Trinkglases. Der Werkstoff Glas hat eine jahrtausendealte Tradition. Schon die Steinzeitmenschen kannten natürliches Glas. Die ersten vom Menschen produzierten Objekte aus Glas stammen aus dem Jahr 3.500 v. Chr. 2.000 Jahre später stellten die Ägypter erstmals Hohlglas her – also Glasbehälter, die durch ihre Form befüllt werden können. In ihnen wurden Salben und Öle aufbewahrt.

Eine technische Revolution war um 200 v. Chr. die Erfindung der Glasmacherpfeife in Syrien. Damit konnten die aufwendigsten Gefäßformen und -größen gefertigt werden. Nach dem Niedergang des Römischen Reiches geriet die hochentwickelte Glaskunst in Vergessenheit. An sie erinnerte man sich erst wieder Ende des Mittelalters. Eine der wichtigsten spätmittelalterlichen Glasformen war der „Krautstrunk“. Charakteristisch für ihn sind die aufgesetzten Nuppen. Er ist ein Vorläufer des Römers, der sich zu einem der weitverbreitetsten Trinkgefäße für Wein entwickelte.

Weingläser
Vision.
Filigrane Handwerkskunst trifft auf innovatives Design. Jedes Glas ist ein Unikat und wurde aus kristallinem Glas ohne Zusatz von Blei in traditionellem Verfahren mundgeblasen gefertigt. zieher.com

Eine große Formenvielfalt entfaltete sich im 19. Jahrhundert und zeichnete sich durch üppige Schliffe, besondere Schnitte und farbiges Glas aus. Im 20. Jahrhundert setzte sich die Moderne durch und es wurden dünnwandige und hochstielige Gläser produziert, die Vorläufer unserer heutigen Gläser. Nach dem Zweiten Weltkrieg stoppte diese Entwicklung und die Tische wurden mit schweren, üppigen Gläsern eingedeckt. Philipp Rosenthal und Claus J. Riedel gehörten zu den Ersten, die wieder dünne, elegante Gläser auf den Markt brachten. Riedel ging sogar noch einen Schritt weiter und beschäftigte sich mit der Frage, ob Glas und Art des Getränks miteinander harmonieren. Daraus entstand der Grundsatz: Der Inhalt bestimmt die Form.

Der Weinkonsum betrug nach Angaben des Deutschen Weininstituts 2019 20,1 Liter pro Kopf. Nicht jeder Tropfen wurden dabei aus einem guten Glas getrunken. Auch wenn es die Qualität eines preisgünstigen Weines nicht steigern kann – im Lebensmittelhandel haben die Verbraucher 2019 im Durchschnitt 3,12 Euro pro Liter Wein ausgegeben –, so ist der Genuss ein viel besserer. „Ohne das richtige Glas bleibt ein wichtiger Teil der Aromenfülle eines Weines unentdeckt oder geht auf der Strecke zwischen Glas und Gaumen verloren“, heißt es auf der Webseite des Deutschen Weininstituts. Deshalb sollte ein solches Glas glasklar, hauchdünn und langstielig sein.

Weingläser
Gabriel Glas.
Die untere, spezielle Glasform ergibt beim sanften Schwingen dieses Glases einen unglaublichen „Bouquet-Drive“. gabriel-glas.com

Geleitet von der Erkenntnis, dass Form und Größe des Glases den Weingenuss beeinflussen, entwickelte Claus J. Riedel mit seiner Serie „Sommeliers“ 1958 die weltweit ersten „weinfreundlichen“ Gläser. Später wurde die Serie von Georg J. Riedel weiterentwickelt, indem er sie traubenspezifisch abstimmte. 2015 perfektionierte Maximilian J. Riedel die Serie mit „RIEDEL Superleggero“. Die Gläser aus der österreichischen Manufaktur in Kufstein zeichnen sich nicht nur durch ihre Leichtigkeit, sondern auch durch die – durch veränderte Stielhöhen bedingte – schlankere Optik aus. Erhältlich sind die Gläser der eleganten Serie in zehn verschiedenen Größen. Die Besonderheit dabei: Riedel hat für alle, die Champagner in seiner ganzen Aromenvielfalt genießen möchten, ein Champagner-Weinglas entwickelt.

Zieher hat sich seit über 30 Jahren in der Luxushotellerie und Spitzengastronomie einen Namen gemacht, der für innovatives Design und handwerkliche Qualität steht. Doch auch Endverbraucher können von dem Know-how des oberfränkischen Unternehmens profitieren. Jedes Glas bei Zieher wird aus kristallinem Glas ohne Zusatz von Blei in traditionellem Verfahren mundgeblasen gefertigt. Dennoch beschreitet Zieher auch völlig neue Wege. Die Glasserie VISION kennt keine Weißwein- und Rotweingläser, sondern nur Themen- und Charaktergläser. Die Namen der Gläser lassen erahnen, um welche verschiedenen Charaktere es sich jeweils handelt: „Fresh“, „Straight“, „Balanced“, „Intense“, „Rich“, „Nostalgic“ und „Side“. Sommelier Silvio Nitzsche aus der Weinkulturbar in Dresden sagt dazu: „Man greift intuitiv zu dem Glas, welches die Geschmacksmomente, die man besonders betonen möchte, am besten präsentiert. Soll ein kraftvoller Wein harmonischer oder ein wenig lebendiger und frischer werden, nimmt man das entsprechende Glas, das seine Bestimmung schon im Namen trägt.“ Auffällig ist auch der Boden der Zieher-Gläser. Er ist am Rande vertieft und in der Mitte erhaben, sodass die Weine, die man aus den Gläsern trinkt, beim Einschenken und Schwenken intensiv belüftet werden.

Weingläser
Weingläser
Weingläser
SuperLegGero.
Nomen ist hier Omen, denn sie ist „super leicht“, diese neue Kreation aus der Glasmanufaktur in Tirol. Eine Besonderheit ist das Champagner-Weinglas. shopriedel.com

Eine völlig andere Philosophie vertritt Gabriel Glas. „One for All“ heißt es bei dem österreichischen Unternehmen. In Zusammenarbeit mit professionellen Glasdesignern und dem Weindegustator René Gabriel ist das GABRIEL-GLAS© entstanden – für Schaumweine, Weißweine, Rotweine und Süßweine. Die Glasform zwischen Bauch und Öffnung ist leicht nach innen geschwungen und ermöglicht dadurch die optimale Bündelung des Bouquets. Die Glasöffnung beträgt genau 66 Millimeter, die größte Breite des Glases 95 Millimeter, die Position der breitesten Fläche ist nur 90 Millimeter von der Glasöffnung entfernt. „Beim Weingenuss zählt jedes noch so kleine Detail, jeder Millimeter“, heißt es bei Gabriel Glas. Die mundgeblasene GOLD-EDITION ist nur 90 Gramm leicht und besteht aus Kristallglas. Da das dünnwandige Glas in einem Arbeitsprozess gefertigt wird – Kelch und Stil –, ist es sehr bruchsicher und darf sogar in die Spülmaschine.

Die Gläser der Denk’Art-Serie von Zalto sind ebenfalls federleicht und mundgeblasen. Wie bei den anderen Herstellern sind auch sie frei von Bleizusatz. Bei der Entwicklung der Serie Denk’Art hat ein kosmisches Phänomen die Designer inspiriert. „Die verwendeten Winkel von 24, 48 und 72 Grad entsprechen dem Neigungswinkel unserer Erde. Glaubt man den Überlieferungen, haben bereits die alten Griechen und Römer erkannt, dass diese Winkel bei der Herstellung von Vorratsbehältnissen überragende Eigenschaften mit sich bringen“, sagt das österreichische Unternehmen. Zalto-Gläser genießen mittlerweile Kultstatus. Entworfen hat die extrem dünnwandige Glasserie der in Österreich als Weinexperte und Weinbuchautor bekannte „Weinpfarrer“ Hans Denk. Denk’Art besteht aus sechs verschiedenen Gläsern: je eines für Süßwein, Schaumwein, Weißwein, Bordeaux, Burgund sowie ein Universalglas. „Nicht verbesserungsfähig“ hat das amerikanische Wall Street Journal geschrieben und Zalto auf eine Stufe mit Design-
Ikonen wie der Rolex Oyster gestellt: „… the moment you put the glas to your lips, it seems to disappear. Suddenly, there’s nothing between you and the wine.“

Da bleibt nicht mehr viel zu sagen: Santé!

Weingläser
Universal.
Die mundgeblasenen Gläser von Zalto stehen für feinstes Design und hohe Qualität. zaltoglas.at