Wir begegnen interessanten Personen aus der Region an einem Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat. Dieses Mal ist es Ettore Di Pietrantonio. Wir treffen den Inhaber des Restaurants Il Punto auf dem Kreuzberg hoch über Bonn.
Ettore Di Pietrantonio

Der Kreuzberg mit der barocken Kreuzbergkirche ist ein ungewohnter Platz für ein Treffen mit einem der bekanntesten Bonner Gastronomen. Mitten in einem Park gelegen hat man von dort aus eine wunderschöne Aussicht auf Bonn. Normalerweise findet man Ettore in seinem Restaurant Il Punto auf der Lennéstraße. „Schön, dass Sie da sind“, begrüßt er Abend für Abend herzlich seine Gäste. 1978 ist er mit gerade 18 Jahren von Italien nach Bonn gekommen. Der Umzug der Bundesregierung nach Berlin lag noch in der Zukunft. Abgeordnete, Regierungsmitglieder, Lobbyisten bewegten sich in dem kleinen Bonn relativ frei, ohne große Berührungsängste. „Genscher, Schmidt, Brandt, Kohl – ich bin vielen bekannten Politikern begegnet“, erinnert sich Ettore. Frisch aus den Abruzzen kommend, arbeitete er als Koch im Restaurant Cäcilienhöhe, das für seine Küche bekannt und in der politischen Szene beliebt war. Jahre später, begrüßte er die Großen der Bonner Republik in seinem eigenen Restaurant. „Helmut Kohl war Stammgast. Er schätzte es, dass er bei uns in Ruhe gelassen wurde.“

Ettore ist gerne Gastgeber und liebt es, seine Gäste zu verwöhnen. Doch das Kochen fehlt ihm. „Ich koche gerne“, sagt er. „Der Kochvorgang beginnt bei mir damit, dass ich über das Gericht nachdenke. Ich weiß, wie es schmecken muss, bevor ich überhaupt angefangen habe, zu kochen.“ Heute steht er fast nur noch zu Hause am Herd. Aber das genießt er umso mehr. „Ich esse einfach gerne – wie man sieht“, schmunzelt Ettore. Dabei gibt es nichts, was er ablehnt. Hauptsache, Qualität und Geschmack stimmen. Wie zum Beispiel bei seinem Vorbild Dieter Müller. Die 3-Sterne-Kochlegende hat ihm einmal Bratwürstchen aus Entenbrust serviert – mit Nachschlag. Davon schwärmt Ettore noch heute.

Zieht ihn nichts mehr nach Italien? „Natürlich zieht es mich in meine Heimat. Ich habe dort eine große Familie. Meine Eltern hatten jeweils acht Geschwister. Da kommt einiges an Cousins und Cousinen zusammen, die mittlerweile wieder Kinder haben. Ich lasse keine Hochzeit aus“, lacht er. Auf der anderen Seite hat er in Bonn seine eigene Familie mit zwei Söhnen und zwei Enkeln. „Ich stelle mir vor, wie ein Zugvogel hin- und herfliegen zu können. Eine Zeitlang bin ich in Italien, dann wieder in Bonn. Das wäre perfekt.“ Aber das ist allenfalls Zukunftsmusik, denn ob er wirklich die Muße dazu findet, daran zweifelt er. Bonn – und die Kreuzbergkirche – will er aber auf keinen Fall verlassen.

Foto: P. M. J. Rothe