„Tomate ist nicht gleich Tomate“, meint Theo Frings. Gemeinsam mit seiner Frau Ingrid baut er rund 35 Tomatensorten an: alle „Made in Eifel“. Und jede Tomate schmeckt anders – leicht säuerlich, fruchtig oder richtig süß wie ein Dessert.

 

Ingrid und Theo Frings

Ingrid und Theo Frings

In den Supermärkten landen selten mehr als drei oder vier Tomatensorten. Sie entstammen oftmals Züchtungen, die zur Massenproduktion geeignet und robust genug für lange Transportwege sind. Sie verfügen über Eigenschaften wie Schnittfestigkeit und Konsistenz, sehen perfekt aus, aber ihr Geschmack – wässrig und wenig aromatisch – ist auf der Strecke geblieben. Schade, denn die Welt der Tomaten ist eigentlich groß und bunt. Um sie kennenzulernen, lohnt sich eine Fahrt in die Eifel in den Bio-Hofladen von Theo Frings in Mechernich-Floisdorf. Durch einen Zufall ist der gelernte Gärtner Spezialist für alte und ausgefallene Tomatensorten geworden. Eine französische Jungpflanzenfirma bat ihn, den Anbau einiger Bio-Tomatensorten zu testen. Man wollte herausfinden, wie sich die unterschiedlichen Bedingungen in Frankreich und in der Eifel auf die Pflanzen auswirken. „Es hat funktioniert. Wir haben die Tomaten in unserem Hofladen verkauft und die Kunden waren begeistert“, erinnert sich Theo Frings an den Beginn eines neuen Lebensabschnitts. Konventionelle Tomaten werden in den meisten Fällen auf Steinwolle gezogen. Nicht so die Tomaten von Theo und Ingrid Frings, sie stehen in gewachsener Erde und sind frei von künstlichen Düngemitteln und chemischen Insekten- und Pilzvernichtern. Frings hat sich mit seinem Hof Bioland angeschlossen, einem großen Verband für ökologischen Landbau in Deutschland. Über 6.800 Landwirte, Gärtner, Imker und Winzer wirtschaften nach den Bioland-Richtlinien, die die der EG-Öko-Verordnung in den meisten Fällen weit überschreiten. Die Arbeit des Verbandes basiert grundsätzlich auf einer organisch-biologischen Kreislaufwirtschaft. Dabei wird auf synthetische Pestizide und chemisch-synthetischen Stickstoffdünger verzichtet. Die Standards für Bioland-Erzeuger und -Hersteller werden durch staatlich anerkannte Kontrollstellen regelmäßig überprüft.

Drei Jahre dauerte die Umstellung. In dieser Zeit baute Frings sein Gemüse streng nach den Bioland-Richtlinien an, durfte das Wort „Bio“ aber zunächst noch nicht verwenden. Keine einfache Zeit für die Familie. „Erst Gemüse, das nach den ersten zwei Jahren gepflanzt wird, darf als Biogemüse bezeichnet werden. Vorher ist es Gemüse aus ökologischer Umstellung“, erklärt Ingrid Frings. Der Aufwand war hoch und der Ertrag geringer, aber Theo und Ingrid Frings bedauern nichts. Allenfalls, dass sie nicht schon früher umgestellt haben. „Wenn man sich erst einmal intensiv damit befasst hat, dann merkt man, mit was für ungesunden Substanzen Gemüse behandelt wird. Wir haben schon von Bauern gehört, die deswegen das eigene Gemüse nicht essen, sondern für den Eigengebrauch Biogemüse kaufen“, betont Ingrid Frings.

 

Im Bio-Hofladen gibt es eine Vielfalt an Gemüsesorten.

Im Bio-Hofladen gibt es eine Vielfalt an Gemüsesorten.

 

Das Ehepaar baut in diesem Jahr neben den 35 Tomatensorten, zehn Chilisorten, Paprika und drei Gurkensorten an. Anderes Gemüse, Obst, Käse und Brot wird für den Verkauf im Hofladen zugekauft – aber ausschließlich von biozertifizierten Höfen. Genau wie bei den Tomaten, so ist es auch bei Chili und Gurken. Jede Sorte sieht anders aus und schmeckt anders. Bei den Chilis muss man noch zwischen unterschiedlichen Schärfegraden unterscheiden. „Jalapeños haben einen Wert von 2.500 bis 8.000 Scoville (Anm. d. Red.: Die Scoville-Skala ist eine Skala zur Abschätzung der Schärfe von Früchten der Paprikapflanze), während beispielsweise die dunkle Habanero Chocolate einen Wert um die 500.000 Scoville erreicht, also sehr scharf ist“, betont Theo Frings. Noch ist in den Gewächshäusern nur ein sattes Grün zu sehen. Die ersten Tomaten können frühestens Mitte Mai geerntet werden. Vor Familie Frings liegt viel Arbeit – Handarbeit. Ob Blätter ausgezupft, Nützlinge zur Schädlingsbekämpfung eingesetzt oder die meterlangen Tomatenpflanzen befestigt werden müssen, nichts wird maschinell erledigt. „In der Tomatensaison fangen wir morgens um sieben Uhr an und arbeiten zum Teil bis 23 Uhr“, betont Theo Frings. Tomaten können bis Ende November geerntet werden, danach schmecken sie nicht mehr. Das Licht fehlt und künstliches Licht kommt an das natürliche nicht heran.

Der Arbeitseinsatz lohnt sich, denn die Tomaten von Frings schmecken wirklich nach Tomate. Im Hofladen können die Kunden die Tomaten, bevor sie sie kaufen, probieren. Außerdem veranstaltet das Ehepaar Frings mehrmals im Jahr eine Tomatenverkostung. „Dies kann man mit einer Weinprobe vergleichen, denn die Geschmacksvielfalt ist wirklich groß“, sagt Ingrid Frings. Aus Tomaten, die am Ende eines Erntejahres übrig bleiben, stellt sie Tomatensuppe und Tomatenmark her und verkauft beides ebenfalls im Hofladen. So kommt Familie Frings ganz gut durch die Saure-Gurken-Zeit und auch ihre Kunden müssen nicht auf den unverfälschten Tomatengeschmack verzichten. In beiden Produkten sind 100 Prozent Tomate, kein Wasser und keine künstlichen Aromastoffe.

 

Tomate, Tomatensorten, Bio-Hofladen

INDIGO Blue Beauty Fleischtomate mit einer erstklassigen Farbe. Die Früchte sind unempfindlich. (oben links) // Costoluto Genovese, Geschmackvolle, gerippte, historische Tomate. (oben rechts) // Olivengurken, klein, knackig und wundervoll erfrischend. Pur oder als feiner Pepp im Salat. (unten links) // Naga Jolokia (Chili) oder auch als Bhut Jolokia bekannt, Messungen zur Folge mit einer Schärfe von bis zu über einer Millionen Scoville. (unten rechts)

 

Die Tomaten von Theo und Ingrid Frings wissen mittlerweile auch die gehobene Gastronomie – darunter Landlust-Sternekoch Oliver Röder –, der Lebensmitteleinzelhandel sowie der Gourmetgroßhandel zu schätzen. Selbst Feinkost Käfer in München konnte der süßlichen gelb-orange marmorierten Ananastomate aus der Eifel nicht widerstehen. „Wir sind in kürzester Zeit mit unserem Gemüseanbau bekannt geworden“, ist Ingrid Frings stolz. Ihre persönliche Lieblingstomate ist die Pink Egg, eine pinkfarbene Cocktailtomate mit einem fruchtigen Touch. Ihrem Mann Theo schmeckt die Cookie, die durch ihre rot-grün gestreifte Schale auch optisch Appetit macht. Die Vorliebe für Cookie teilt er sich mit vielen seiner Kunden. Die beliebten Früchte sind saftig und knackig und haben ein ausgewogenes Süße-Säure-Verhältnis – lecker im Salat oder als Snack für zwischendurch. Die Indigo Rose leuchtet schwarz-lila und ist ebenfalls ein echter Hingucker. Sie schmeckt würzig-fruchtig und hat einen hohen Anteil an Anthocyanen, die eine antioxidative Wirkung haben. „Jede Tomate ist einzigartig, und das macht es für uns so spannend, sie anzubauen“, sagt Theo Frings. Alles Tomate in der Eifel! 

 

Titelfoto: Im Bio-Hofladen gibt es eine Vielfalt an Gemüsesorten.
Fotos: Ingrid und Theo Frings (7)