In den Niederlanden ist sie bereits ein Star. Ihr Debüt „My Love“ schoss direkt nach Veröffentlichung in die Top Ten der holländischen iTunes-Charts. In diesem Jahr möchte sie auch Deutschland erobern – ein ehrgeiziges Ziel? Nein, denn eine solche Stimme fehlt hier noch. Kovacs nennt sich die junge Frau, deren Stimme viel älter zu sein scheint als sie selbst. Wir trafen die Ausnahmemusikerin während ihrer ersten Tournee in Deutschland.
Interview: Christina Klaas &  Susanne Rothe

Was bedeutet Ihnen Musik?
Musik ist für mich mein Leben, meine große Liebe – ohne sie wäre ich verloren.

Stimmt es, dass Sie gesungen haben, bevor Sie angefangen haben, zu sprechen?
Ich singe schon, solange ich denken kann. Als kleines Mädchen habe ich immer getanzt und dabei Lieder vor mich hergesungen. Das war aber noch mehr phonetisch als mit wirklichem Inhalt. Die wahre Magie der Musik erkannte ich erst im Teenager-Alter.

War oder ist das Singen für Sie ein Weg der Kommunikation?
Auf jeden Fall! Ich konnte mich immer gut durch meinen Gesang ausdrücken. Ich gebe viel mehr meiner innersten Gefühle preis, als ich es mit bloßem Reden könnte.

Wie sind Sie zur Musik gekommen?
Musik war schon immer eine Leidenschaft, allerdings war es ein langer, steiniger Weg bis zum ersten Erfolg. Früher spielte ich in Schülerbands und sang an Open-Mic-Abenden in Kneipen.

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„Musik ist für mich mein Leben, meine große Liebe – ohne sie wäre ich verloren.“

Ihre einzigartige Stimme begeisterte das Publikum und sie bekam den Rat, an einer Audition im Rock City Institute, einer Musikschule in ihrer Heimatstadt Eindhoven, teilzunehmen.
Vor fünf Jahren begann ich mein Studium am Rock City Institute in Eindhoven. Aber es wurde erst ernster mit meiner Musik, als ich Oscar Holleman, meinen Produzenten, traf und anfing, mit ihm zu arbeiten.

Oscar Holleman ist Produzent von bekannten Bands wie Within Temptation und Ayerion. Kovacs nahm Kontakt via Facebook mit ihm auf und der Zufall wollte es, dass er gerade nichts zu tun hatte und sich Kovacs´-Song widmete. Als er die ersten Worte gehört hatte, war er hingerissen. Als er Kovacs zum ersten Mal traf, erwartete er eine schwarze Frau und staunte nicht schlecht, als ein weißes Mädchen mit rasiertem Kopf vor ihm stand. Doch wer ihre musikalischen Vorbilder kennt, der weiß, woher ihre große Stimme rührt.
Ich habe kein bestimmtes Vorbild, da ich viele verschiedene Arten von Musik höre. Egal ob alte oder neue. Aber am liebsten höre ich die großen Stimmen von früher: Billie Holiday, Etta James, Ella Fitzgerald, Nina Simone, Dinah Washington … auch Tina Turner und Janis Joplin sind Favoriten von mir. Weibliche Sängerinnen mit Persönlichkeit, die wirklich lebten. Alle ihre Gefühle sind in ihren Stimmen zu hören, das hat mich immer sehr angezogen.

Ihre dunkel gefärbte, sehr ausdrucksstarke Stimme passt eigentlich in kein Raster. Für welches Musikgenre stehen Sie?
Dieser düstere Sound entsteht durch meine Stimme und die Arrangements, aber auch durch die Tatsache, dass wir alles in Moll komponieren. Ich mag diese Stimmungsschwankungen, meine Musik hat Seele. Daher kennt meine Musik kein Genre. Ich lasse mich nicht in eine Schublade zwängen; reine grenzenlose Kreativität.  Aber wenn ich meiner Musik einen Namen geben müsste, würde ich sagen, es ist dunkler, melancholischer Soul. Genau, Soulmusik direkt aus dem Herzen, nicht eines bestimmten Genres.

Sie haben Gesang studiert, doch nicht alle Ihre Lehrer sind mit Ihrer Stimme klargekommen …
(lacht) Das stimmt! Meine Stimme unterscheidet sich sehr von der anderer Sänger und meine Gesanglehrer hatten ein Problem mit der Art und Weise, wie ich meine Stimme einsetze. Sie wussten einfach nicht, was sie mit mir anfangen sollten. Einmal haben sie mir sogar geraten, aufzuhören und mir etwas anderes zu suchen. Aber so bin ich eben: Ich kann nicht anders singen. Außerdem war ich ziemlich rebellisch.

Sie tragen auf vielen Fotos, die es von Ihnen gibt, eine überdimensionale Fellmütze. Warum?
Ich fühle mich am wohlsten, wenn ich eine meiner Mützen trage. Es fing vor zwei Jahren an, als ich meine erste Mütze in einem Vintage-Laden in London kaufte. Mittlerweile habe ich schon acht verschiedene.

Am 24. April kommt Ihr Album heraus, das Sie unter anderem in Havanna produziert haben. Warum ausgerechnet dort?
Einige Teile, meist nur Flavour, haben wir in den Egrem Studios in Havanna aufgenommen. Das war aber noch ganz zu Beginn der Aufnahmen. Wir haben Kuba gewählt, wegen der Stimmung und des nahezu natürlichen Umgangs der Kubaner mit Musik. Sie scheinen diese geradezu zu atmen. Das meiste des Albums wurde allerdings im Studio meines Produzenten Oscar Holleman aufgenommen.

Sie haben sehr dunkle Musikvideos gemacht, in Schwarz-Weiß, sind Sie ein melancholischer Typ?
Tatsächlich neige ich zu Melancholie, bin es aber nicht immer. Aber ich kann sehr vielen dieser traurigen Gefühle in meiner Musik Ausdruck verleihen. Vielleicht einfacher als anderen Stimmungen.

Was macht Sharon Kovacs, wenn sie keine Musik macht?
Jede Menge … ich drehe gerne Videos, sammle neue Ideen und Geschichten, über die ich schreiben kann. Außerdem besuche ich gerne meine Familie und Freunde, die mir sehr wichtig sind.

Wie sehen Ihre Zukunftspläne aus? Was ist Ihr Traum vom Leben?
Ich möchte so viel wie möglich von der Welt sehen, meine Musik macht mir dies möglich. Eine richtige Karriere, das wäre schön, und wenn ich alt bin, werde ich etwas ruhiger. Dann möchte ich nur noch jazzy Musik machen, sitzend auf einem Stuhl – weil meine Beine nicht mehr so funktionieren wie früher – in verrauchten Kneipen. Ich möchte in der Lage sein, immer Musik zu machen.

Das Album „Shades of Black“ ist seit April erhältlich, ab 14,99 Euro.

 

Fotos: Warner Music/ Robert Winter (2)