Das Streetwear-Label Rednib gibt es seit acht Jahren. Sebastian und Tobias Binder haben die Bonner Marke gegründet und sich damit einen Traum erfüllt. Charakteristisch für das Label ist ein kleines Federtier, das nicht fliegen kann. Der neuseeländische Kiwi ist selten und vom Aussterben bedroht. Sebastian und Tobias haben den Vogel in ihr Herz geschlossen und bieten ihm symbolisch ein Zuhause. Das possierliche Tierchen schmückt die hochwertigen Kapuzenpullis, Shirts, Accessoires, für die Rednib bekannt ist. „Show them that Kiwis can fly“, heißt es in Neuseeland, wenn eine schwierige Aufgabe gemeistert werden muss. Die Binders haben die Aufgabe, die sie sich selbst gestellt haben, erfolgreich bewältigt und leben den Traum vom eigenen Label. Im Herbst ziehen die Brüder mit ihrem Flagshipmegastore vom Belderberg in die Bonner Friedrichstraße um. Wir haben sie noch einmal in dem Geschäft, in dem alles begann, besucht und mit ihnen über ihr Unternehmen und wie wichtig für sie Familie ist, gesprochen.
Rednib

Wir haben euch vor acht Jahren kurz nach der Eröffnung interviewt. Hat sich euer Traum, die Entwicklung einer eigenen Streetwear-Marke, erfüllt?
Sebastian: Zum großen Teil ja. Aber wir schmücken diesen Traum weiter aus. So stehen ein paar neue Projekte an. Unter anderem werden wir mit unserem Flagshipmegastore umziehen. Ab Herbst finden uns unsere Kunden in der Friedrichstraße zwischen Kessel’s Espresso Studio und dem Eislabor. Am 1. Oktober ist dort Eröffnung.
Tobias: Ich kann nur betonen: Unseren Traum vom eigenen Label leben wir jeden Tag und arbeiten weiter intensiv daran, dass er noch schöner wird. Wenn man allerdings bedenkt, was in den vergangenen acht Jahren alles passiert ist, sind wir mit der aktuellen Situation total happy und zufrieden. Rednib ist der Mittelpunkt unseres Lebens.

Habt ihr die Entscheidung, euch selbstständig zu machen, jemals bereut?
Sebastian: Das würde ich jetzt nicht sagen. Ab und zu kommt man an den Punkt, an dem man sich fragt: „Warum mache ich das eigentlich?“ Aber das sind nur kurze Momente, dann überwiegen wieder die positiven Aspekte, die wir uns selbst geschaffen haben.

Die positiven Aspekte sind …?
Sebastian: Unsere Freiheit. Wir können machen, was wir möchten. Wir stimmen uns nur untereinander ab. Wir müssen niemand anderem Rechenschaft gegenüber ablegen.

Und das Modell Familienunternehmen funktioniert?
Sebastian: Erstaunlich gut.
Tobias: Ein Familienunternehmen hat Vorteile und natürlich auch Nachteile. Für uns überwiegen die Vorteile. Wir sind charakterlich völlig verschieden, deswegen rappelt es immer mal wieder. Und das ist gut, denn dadurch entwickeln wir uns weiter. Es kann nicht immer glatt laufen, aber wir haben mittlerweile gelernt, unsere Stärken zu schärfen und nach vorne zu stellen. Die Familie steht bei uns über allem. Wenn wir nur Freunde und Geschäftspartner wären, wäre vieles anders gelaufen und deutlich schwieriger gewesen. Wir sind stolz darauf, dass wir unser Geschäft als Familie betreiben, und das ist unser höchstes Gut.

Habt ihr die Aufgabengebiete untereinander aufgeteilt?
Tobias: Teilweise. Dadurch, dass wir ein Zwei-Mann-Unternehmen sind, machen wir vieles zusammen. Es hat sich aber gezeigt, dass Sebastian für das Thema Produktion und externe Aufträge ein Händchen hat. Er fährt in die Druckerei und klärt dort alles ab. Ich kümmere mich in erster Linie um den Online-Shop und sehe zu, dass da alles funktioniert. Social Media machen wir zusammen, ebenso wie den Verkauf.

Wer zu euch kommt, kauft nicht nur etwas, auf dem Rednib steht, sondern wird auch von einem Rednib bedient. Welche Rolle spielt das?
Tobias: Eine sehr große. Ich glaube, die Kunden schätzen es sehr, dass immer einer von uns hier im Geschäft ist. Nicht zu vergessen unsere Hunde, die uns immer begleiten.
Sebastian: Wir sind Bestandteil unserer Marke. Deswegen würden wir im Moment auch nicht expandieren. Obwohl es Kunden gibt, die uns dazu raten.
Tobias: Rednib heißt rückwärts gelesen Binder. Wir sind also, wie es Sebastian gerade beschrieben hat, eng mit der Marke verwoben. Dazu haben wir uns ganz bewusst entschieden. Zudem ist es für uns nach wie vor das Schönste, wenn wir auf der Straße jemanden treffen, der ein Shirt oder Hoodie von uns trägt.

Wenn ihr noch einmal zurückblickt: Wie schwer war der Anfang?
Sebastian: Das ist gar nicht so leicht zu beantworten. Ein Problem ist unserer Erfahrung nach, dass es in Deutschland keinen Anreiz gibt, sich selbstständig zu machen. So gibt es keine nennenswerten Förderungen. Wir hatten ein großes Netzwerk und haben es genutzt. Ohne dieses wäre es sicherlich schwieriger geworden, ein Geschäft aufzubauen.

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Ihr hattet zeitweise eine Dependance in Hamburg. Warum gibt es dieses Geschäft nicht mehr?
Sebastian: Das ist tatsächlich an dem Netzwerk gescheitert, das in Hamburg zu klein war. Aber es spielte auch die Lage eine Rolle. Wir waren in einer Eins-b-Lage und dort ist man in Hamburg, wenn man nicht schon bekannt ist, verloren.

Was war in den vergangenen Jahren eure wichtigste Erfahrung?
Sebastian: Egal, was kommt: Familie hält zusammen. Und unternehmerisch gesehen: Wenn du hinfällst, stehst du auf und machst weiter. Alles ist lösbar, wenn man vernünftig an die Dinge herangeht.
Tobias: Wir sind ein Beispiel dafür, dass man aus wenig etwas machen kann, was einen persönlich weiterbringt, weil es einfach Freude macht und auch einen wirtschaftlichen Erfolg nach sich zieht. Vieles, was wir hier machen, ist nicht monetär messbar, sondern spielt in den zwischenmenschlichen Bereich hinein. Kunden glücklich zu machen, ist für uns das größte Lob und die stärkste Motivation.

Euer Sortiment hat sich stark weiterentwickelt. Ihr führt jetzt Accessoires, habt verschiedene Designs. Wer ist dafür verantwortlich?
Sebastian: Das machen wir in der Regel zusammen, wobei ich eher der Kreativere bin. Tobias ist meistens der Rationale. Wenn ich eine Idee habe, setze ich sie visuell um und zeige ihm dann mehrere Versionen. Wir arbeiten auch in dieser Richtung sehr gut zusammen. Wenn Tobias eine Idee hat, beschreibt er sie mir so gut, dass ich sie visualisieren kann.

Ihr tragt eure Streetwear auch selbst …
Sebastian: Ja, klar. Früher hatten wir Poloshirts im Sortiment. In denen fühlten wir uns beide nicht wohl, das haben die Kunden gemerkt. Deswegen machen wir nur noch Kleidung, die wir auch selbst tragen.
Tobias: Wir können nichts verkaufen, hinter dem wir nicht stehen. Wir sind daher unseren Kunden gegenüber ganz offen. Steht einem etwas nicht, sagen wir das auch – vorausgesetzt, wir werden nach unserer Meinung gefragt. Zufriedene Kunden sind die besten Kunden. Wir sind immer authentisch, auch in unserer Beratung. Daher kaufen die Kunden gerne bei uns ein und wir haben viele Stammkunden.

Ihr habt zu Beginn eure T-Shirts usw. selbst bedruckt. Macht ihr das immer noch?
Sebastian: Nein, das schaffen wir nicht mehr. Wir arbeiten seit sieben Jahren mit einer Druckerei in Köln zusammen.
Tobias: Aber es war gut, dass wir so gestartet sind, denn wir haben den Siebdruck von der Pike auf gelernt. Wir kennen die Prozesse, wissen, worauf man achten muss, und können einen guten Druck von einem schlechten unterscheiden.

Wen sprecht ihr mit eurer Mode an?
Sebastian: Alle, die wie wir Spaß am Leben haben und positiv gestimmt sind. Unsere kleinste Größe ist 98 und dann geht es von Kleinkindern, Kindern, Jugendlichen in den Erwachsenenbereich. Unter ihnen haben wir auch ältere Kunden, die es einfach lieben, sich in unsere Jacken zu kuscheln.

Könnt ihr etwas zu eurem Marketingkonzept sagen?
Sebastian: Wir setzen vor allem auf Mund-zu-Mund-Propaganda. Das funktioniert sehr gut. Zudem arbeiten wir viel mit Fotokampagnen, die wir mit unseren Freunden vor und hinter der Kamera umsetzen.
Tobias: Das Stichwort ist wieder Authentizität. Deswegen kommunizieren wir direkt mit den Menschen und nicht über Influencer oder Ähnliches.

Wie geht ihr mit Konkurrenz um?
Sebastian: Das ist ganz einfach: Wenn du Rednib tragen willst, bekommst du das nur bei uns.
Tobias: Man entscheidet sich bewusst für Rednib, eine lokale Marke, ein Bonner Label. Wir haben eine sehr gute Qualität und durch den Kiwi einen hohen Erkennungswert.

Ihr habt euch zunächst auf das Online-Geschäft konzentriert und weniger auf den stationären Handel. Wie sieht das heute aus?
Sebastian: Durch Corona ist das Online-Geschäft stark angestiegen. Mittlerweile setzen wir jedoch wieder deutlich mehr mit dem stationären Handel um. Online läuft nebenbei. Wir sind heute ein Verfechter des stationären Handels.

Wo seht ihr euch in zehn Jahren?
Sebastian: Eine gute Frage (wendet sich an seinen Bruder). Tobias, darüber habe ich mir überhaupt noch keine Gedanken gemacht.
Tobias: Wir hoffen natürlich, das Rednib in zehn Jahren immer noch auf dem Markt ist. Wir möchten weiterwachsen, gerne auch über Deutschland hinaus. Das Gute ist, dass wir unsere eigenen Chefs sind und Dinge einfach einmal ausprobieren können.
(Susanne Rothe) 

rednib-clothing.com

Rednib

Rednib
Flagshipmegastore
Belderberg 22
53111 Bonn
0228 / 85 03 81 74

Öffnungszeiten:
Montag – Freitag:
10:00 – 13:00 Uhr
14:00 – 18:00 Uhr
Samstag:
11:00 – 15:00 Uhr