Vor sechs Jahren hat Deniz Dunker den Sprung ins kalte Wasser gewagt und in Beuel in der Rheinaustraße ein „Cafiosk“, einen Mix aus Café und Kiosk, eröffnet. Das „Miss Minz“ ist heute eine beliebte Institution im Viertel, die aus Nachbarn zunächst Stammkunden und dann Freunde macht. In dem kleinen „Cafiosk“ an der Ecke sitzt man selbst in der kalten Jahreszeit auch gerne an der Straße, genießt das Leben, trinkt Cappuccino, frühstückt oder läutet bei einem netten Plausch und einem Bier den Feierabend ein.
Wie kamen Sie auf die Idee, an einer solch befahrenen Straße einen Kiosk zu übernehmen und neben vielem anderen wie in einem Café Kaffee und Kuchen, aber auch Börek und Couscoussalat zu verkaufen?
Ich fand die Lage perfekt für eine Mischung aus Café und Kiosk. Hier kommen viele Menschen vorbei, die ganz unterschiedlicher Natur sind: Fahrradfahrer, Autofahrer, Fußgänger, darunter Spaziergänger, Handwerker, Menschen die über die Brücke nach Bonn möchten. Nicht jeder von ihnen hat die Zeit, sich gemütlich in ein Café zu setzen. Deswegen habe ich mich für eine Mischung aus Café und Kiosk entschieden. Wer möchte, kauft sich seinen Kaffee oder eine Limonade zum Mitnehmen. Mit meinem Angebot spreche ich unterschiedliche Bedürfnisse an. Um uns herum pulsiert das Leben. Es passiert immer was.
Egal wann man kommt, es ist immer gut besucht, draußen und drinnen. Haben Sie mit einem solchen Zulauf gerechnet?
Am Anfang nicht. Jetzt haben wir eigentlich durchweg gut zu tun. Aber natürlich gibt es Stoßzeiten, an denen die Gäste auch länger warten müssen, aber die meisten nehmen das gerne in Kauf. Das gehört irgendwie dazu und man kommt miteinander ins Gespräch.
Können Sie sich noch an die erste Zeit erinnern?
Sie war sehr anstrengend. Ich wusste, dass es nicht leicht werden würde, war aber anfangs sehr vorsichtig, mir Hilfe zu holen. So habe ich die erste Zeit von 7 bis 22 Uhr gearbeitet, da ich ja nicht nur vorne stehe, sondern auch Büro mache. Espressomaschine und Kühlgeräte hatte ich gebraucht gekauft und habe sie dann nach und nach ausgetauscht. Für den Fall, dass meine Idee nicht funktionieren würde, wollte ich nicht zu viel investieren. Ich erinnere mich, wie warm ich von der Nachbarschaft aufgenommen worden bin. Sie hat sich so gefreut, dass hier etwas passierte. Viele sind mittlerweile nicht nur Stammkunden, sondern Freunde.
Was war Ihr Konzept?
Von Anfang an habe ich an ein „Cafiosk“ gedacht.
Ihre Erfindung …
Ja genau. Und die hat uns während Corona gerettet, denn da waren ja nur noch Kioske erlaubt. Sonst würde es den Laden heute wahrscheinlich nicht mehr geben. Aber zurück zum Konzept. Ich habe 2018 in der Rheinaustraße gewohnt und mir überlegt, was fehlt und über welches Angebot ich mich freuen würde. Dann habe ich weitergedacht und mich gefragt, was über meine Vorstellungen hinaus potenzielle Kunden täglich brauchen könnten. Ich rauche nicht und trinke auch keinen Alkohol, trotzdem gibt es hier Alkoholisches und Tabakwaren. Es gibt Zeitschriften, Softgetränke, Süßigkeiten – das typische Kioskwarensortiment.
Sie haben sogar Klassiker wie Ahoibrause.
Ja und die bunten Tütchen, die man selbst mit Leckereien füllt.
Was ist das Besondere an „Miss Minz“?
Abgesehen von der persönlichen Atmosphäre, die wir haben, können Sie bei uns morgens frühstücken und dann abends ein Feierabendbierchen trinken. Das machen einige. Wir haben Kunden, die wir zweimal am Tag sehen. Wir haben ein umfangreiches Angebot an Speisen. Kuchen, belegte Brötchen und Sandwiches, Croissants, Joghurt mit Obst, türkische Spezialitäten, Kaffee, Espresso usw.. Im Winter bieten wir auch Suppen an. Alles steht in unserer Vitrine und ist sie leer, gibt es nichts mehr. So vermeiden wir, etwas wegwerfen zu müssen.
Sie haben Mobiliar, das sehr gemütlich und unkompliziert aussieht.
Ich mag es gerne lebendig. Das entspricht auch der Vielfalt unserer Kunden. Ein minimalistischer Einrichtungsstil würde nicht meinen Charakter widerspiegeln. Ich möchte, dass die Einrichtung zu mir und meinem Konzept passt. Es sollen sich möglichst viele verschiedene Menschen bei uns wohlfühlen.
Sie haben keine Terrassen-, sondern eine Bürgersteiggastronomie …
Ja, das muss man mögen. Man sitzt nicht im Grünen, sondern an der Straße. Das gibt es sehr oft in südlichen Ländern. Bei uns erwartet den Gast rheinisches Mittelmeerfeeling. Hier ist es lebendig und über die Straße hinweg lockt der Rhein.
Haben Sie das „Cafiosk“ jemals bereut?
Nein. Auf keinen Fall. Ich bin immer noch überrascht, wie gut es läuft. Aber man macht so etwas nicht nebenbei, man muss es leben. Ich habe das Geschäft immer im Kopf und es ist sehr merkwürdig, wenn ich einmal nicht erreichbar bin.
Sie heiraten demnächst. Ist dann geschlossen und welches Schild hängen Sie an die Türe?
Wir schließen für einen Tag. Welches Schild dann an der Türe hängt, habe ich auch schon überlegt. Haben Sie eine Idee?
Ganz schlicht: „Wir heiraten.“ In jedem Fall wünschen wir Ihnen ganz viel Glück.
Vielen Dank.
(Susanne Rothe)