Die meisten Bauherren lassen sich bei der Planung ihres Hauses viel Zeit. Was dennoch häufig zu kurz kommt, ist die Frage nach der Gestaltung des nichtbebauten Grundstücks. Das, was einmal Garten werden soll, liegt nach Fertigstellung des Hauses oft noch wochenlang brach und bietet keinen schönen Anblick. Die Planung des Gartens sollte am besten direkt in das Gesamtkonzept integriert werden, meint Fachmann Markus Lentzen. Mit dem Landschaftsbauer haben wir über das Thema Gartenneugestaltung gesprochen.

Ich baue ein neues Haus und der Garten soll komplett neu angelegt werden Wann beginne ich am besten mit den Planungen des Gartens?
Im Idealfall beginnen Sie schon während der Bauplanung auch mit der Planung des Gartens. Aspekte wie Zufahrt zum Garten, Strom und Wasseranschluss sollten im Vorfeld geklärt werden. Wenn es sich beispielsweise um ein Grundstück handelt, das ein hängiges Gelände hat, müssen eventuell rechtzeitig Abstützmaßnahmen getroffen werden. Man kann also sagen: Je früher die Gartenanlage geplant wird, desto besser.

Wie gehen Sie vor?
In der Regel setzen wir uns mit dem Kunden zusammen und versuchen im gemeinsamen Gespräch zunächst die Wünsche sowie die No-Gos herauszuarbeiten. Daraus entwickeln wir dann nach und nach einen konkreten Plan. Dafür ist allerdings wichtig, dass wir eine klare Angabe haben, wieviel Budget zur Verfügung steht.

Das klingt nach langen Gesprächen.
Eine ganzheitliche Beratung benötigt Zeit. Manchmal müssen wir auch tiefer in die Planung einsteigen, um Kunden eine Vorstellung ihres neuen Gartens zu vermitteln. Dazu fertigen wir dann 3D-Ansichten, Schnitte und noch detailliertere Pläne an. Anhand von Fotos zeigen wir Beispiele von bereits realisierten Projekten. Der erste Entwurf ist in der Regel nicht der endgültige, sondern dient als weitere Planungsgrundlage, auf die aufgebaut wird. Optimal ist natürlich, wenn die Kunden ihre Wünsche vorher sammeln oder uns etwas Ähnliches zeigen können.

Was muss man bei der Gartenplanung alles bedenken?
Es sind ganz viele Dinge, die beachtet werden müssen. Die Lage des Grundstücks und seine Ausrichtung zur Sonne sind wichtig. Ist es ein Südwestgrundstück oder ein Nordgrundstück? Eine Südwestlage ist immer toll, aber im Sommer eben auch fast den ganzen Tag der Sonne ausgesetzt. Da muss man beispielsweise bei der Planung einer Terrasse oder eines Sitzplatzes an Beschattung denken. Entwässerungsmöglichkeiten müssen abgeklärt werden. Gibt es Kinder, sodass Platz zum Spielen einzuplanen ist, ein Gartenteich dann aber eben nicht infrage kommt bzw. nur mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen. Wie und von wem wird der Garten genutzt – darum geht es.

Können Sie uns ein konkretes Beispiel aufzeigen?
Wir wurden vor einigen Monaten mit der Gartenplanung und Realisierung eines Gartens in Südwestlage beauftragt – im Zusammenhang mit dem Bau eines Mehrparteienhauses. Hierbei war die besondere Herausforderung, die Auflagen der Feuerwehr in die Gartenplanung charmant zu integrieren. Die Auflagen sahen Aufstellflächen für Leitern vor, damit die Feuerwehr im Notfall an eine ausschließlich zur Gartenseite hin orientierte Wohnung herankommt. Wir haben diese Flächen hinter einer immergrünen Hecke versteckt. Darüber hinaus handelte es sich um ein Haus mit vier Etagen und der Blick auf den Garten sollte von jeder Etage aus ansprechend sein. Es waren ganz unterschiedliche Perspektiven zu beachten.

gartengestaltung

Was waren die besonderen Anforderungen, vor denen Sie standen?
Der Garten musste komplett entkernt und altes Mauermaterial abgetragen werde. Wir haben historisches Baumaterial in Form von Natursteinplatten und Wegbegrenzungen aufgenommen und in den neuen Garten integriert. Auch alter Baumbestand wie eine zehn Meter hohe Palme sollte erhalten bleiben. Unsere Pläne sehen die Palme nun als Mittelpunkt der Gartenanlage vor, an dem sich alles Weitere orientiert. Blickachsen durften allerdings durch Neuanpflanzungen nicht verstellt werden. Die Wegführung durch den Garten sollte einen parkähnlichen Charakter vermitteln. Ziel war es, dass der Garten für alle Hausbewohner interessant und nutzbar ist. Er sollte durch verschiedene Plätze und Sitzinseln Kommunikationspotenzial besitzen und gleichzeitig Sonne und Schatten bieten. Wir realisierten daher eine mit Gräsern bepflanzte Hügellandschaft, durch die ein Raum entstand, der unterschiedliche Blickachsen mit Höhen und Tiefen erzeugt. Neben blühenden Gewächsen wie beispielsweise eine Felsenbirne haben wir Platanen gepflanzt, die durch ihre in die Breite gezogenen Äste im Sommer Schatten bieten, ohne die Sicht der Bewohner von ihren Terrassen aus zu sehr zu beeinträchtigen.

Ein anderes Thema: Wie gehen Sie mit Natur- und Artenschutz um?
Da ist der Garten, von dem ich gerade berichtet habe, auch ein gutes Beispiel. Boden wächst nicht nach, daher haben wir die vorhandene Erde komplett aufbereitet und als Bestandsboden wiederverwendet. Wir empfehlen auch immer in Hinblick auf die Bepflanzung darauf zu achten, dass davon Insekten angelockt werden. Insekten müssen in den Gärten wieder mehr Nahrung finden, sonst gibt es irgendwann keine mehr. Das ist nicht immer leicht den Kunden nahezubringen, da viele einen pflegeleichten Garten bevorzugen. Dabei sind schon einige wenige Pflanzen hilfreich – und die Tiere freuen sich. Außerdem kann man im Hinblick auf den Naturschutz eine Pflanzenauswahl treffen, die keinen oder nur einen geringen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln erfordert. Einheimische Gehölze von einheimischen Baumschulen spielen da eine wichtige Rolle. Wir verwenden mittlerweile auch biologische Bodenaktivatoren, die zum Beispiel Regenwürmer aktivieren, die den Boden schön locker und durchlässig machen.

Was liegt gartengestalterisch gerade im Trend?
Der moderne Stil mit seiner Gradlinigkeit liegt im Trend. Bei den Wegebelägen sind Großformate sehr beliebt. Viele Kunden wünschen sich einen pflegeleichten Garten. Dies kann man durch eine reduzierte Bepflanzung erreichen. Gräser sind sehr modern, auch diese sind sehr pflegeleicht. Schwimmteiche liegen ebenfalls immer noch im Trend.

Haben Sie noch einen grundsätzlichen Tipp: Was wertet jeden Garten auf?
Man sollte bei der Pflanzenauswahl darauf achten, dass man ganzjährig etwas davon hat. Die Hamamelis beispielsweise blüht schon im Januar, der Winterschneeball allerdings blüht erst sehr spät im Jahr. Außerdem sollte jeder, der einen neuen Garten plant, eines bedenken: Einen Garten kauft man nicht wie ein Auto. Mit einem Garten muss man sich viel intensiver und länger auseinandersetzen und sich fragen: Was erwarte ich? Bin ich ein Sonnenanhänger? Lese ich gerne im Freien? Koche ich im Grünen? Möchte ich mein eigenes Gemüse, Obst oder meine eigenen Kräuter ernten?

(Susanne Rothe)

lentzen-bonn.de

Fotos: Lentzen GmbH, P. M. J. Rothe, pixabay.com