Zeit für einen Ausflug. Bedingung: Es darf nicht so weit weg von Bonn und Köln sein. Trotz dieser Einschränkung war die Entscheidung schwer, denn es gibt so viel Interessantes zu sehen. Letztlich fiel die Wahl auf das Zwillbrocker Venn – ein Schutzgebiet von knapp 200 Hektar an der deutsch-niederländischen Grenze. Es liegt im Westen von Vreden und kann, ohne dass seine besondere Pflanzen- und Tierwelt gestört wird, über einen sechs Kilometer langen Rundweg erkundet werden. Wir machen uns auf den Weg zu Flamingos und Lachmöwen.
Flamingos Zwillbrocker Venn

Flamingos im Lachmöwensee im Zwillbrocker Venn, Foto: © BS Zwillbrock

Das Zwillbrocker Venn ist ein Wald-, Moor-, Feuchtwiesen- und Gewässergebiet und aus einem Torfmoor entstanden. Nach dem Ende des Torfabbaus blieb ein See mit geringer Tiefe. Das Zwillbrocker Venn bietet Lebensraum für eine Vielzahl von Tieren und Pflanzen. Die Artenvielfalt entstand dadurch, dass sich Pflanzen und Tiere an ihre jeweilige Umwelt anpassten. Sie entwickelten nach und nach die für ihre Art typischen Fähigkeiten und Ansprüche an ihren Lebensraum. Das heißt aber auch: Tiere und Pflanzen kommen nur dort vor, wo ihre Lebensraumansprüche auch erfüllt werden. Für den Erhalt und Schutz der Arten und ihrer Lebensräume ist die Biologische Station Zwillbrock zuständig. In ihrem Besucherzentrum kann man sich über die Natur- und Kulturlandschaft der Region informieren. Eine interaktive Ausstellung eignet sich sowohl für Kinder als auch für Erwachsene. Das perfekte Ausflugsziel für die ganze Familie.

Von der Biologischen Station aus startet der Rundwanderweg um das Zwillbrocker Venn. Er ist 5,8 Kilometer lang und teilweise auch für Menschen mit motorischen Einschränkungen begehbar. Auch kürzere Spaziergänge sind zu interessanten Aussichtspunkten möglich. Die beiden Aussichtskanzeln sind zudem barrierefrei. An der Nordkanzel liegt die Venn-Remise, in der sich die Besucher unter anderem für den kleinen Hunger eindecken können. Auf dem Rundweg bietet es sich an, die Leckereien auf Bänken und in Schutzhütten bei einer kurzen Pause zu genießen.

Zwillbrocker Venn Lachmöwe

Lachmöwe

Zwillbrocker Venn Drei junge Flamingos Foto: © BS Zwillbrock

Drei junge Flamingos, Foto: © BS Zwillbrock

Von den Kanzeln aus hat man eine ungestörte Sicht auf eine der „Attraktionen“, den großen Lachmöwensee. Die Lachmöwe ist im Binnenland die typische Möwenart. Im Sommer ist sie an ihrem schokoladenbraunen Kopf leicht erkennbar. Die große Zeit der Lachmöwen beginnt im Zwillbrocker Venn im Frühjahr. Dann sind sie während der Brutzeit nicht zu überhören. Ihren Namen hat sie vermutlich auch diesem heiseren Geschrei zu verdanken, das in großen Gruppen wie spöttisches Gelächter klingt. Lachmöwen fühlen sich an Gewässern jeglicher Art wohl. Sie bevorzugen allerdings große Süßgewässer im Binnenland, sind aber auch an Flussmündungen, Feuchtgebieten und der Küste zu finden. Im Zwillbrocker Venn wurden die ersten Brutpaare nach Angaben der Biologischen Station Zwillbrock 1932 beobachtet. Waren es zunächst nur etwa vier Paare, wuchs ihre Zahl bis 1954 bereits auf etwa 2.000 an.

Flamingo mit Küken Foto: © BS Zwillbrock

Flamingo mit Küken, Foto: © BS Zwillbrock

Gemeinsam mit den Lachmöwen brüten Flamingos auf einer Insel im Lachmöwensee. Das Naturschutzgebiet gilt als das nördlichst gelegene Brutgebiet dieser Tiere weltweit. Seit den 1980er Jahren kommen die prächtigen Flamingos zur Brutzeit ins Zwillbrocker Venn und ziehen dort ihre Jungen groß. Die ersten Küken schlüpfen im Juni. Flügge werden sie im August/September. Dann ziehen sich die Vögel wieder in die Überwinterungsquartiere zurück.

Weltweit gibt es sechs Flamingoarten, davon wurden schon vier Arten im Zwillbrocker Venn beobachtet. Zwei Arten kommen jährlich zur Brut ins Zwillbrocker Venn. Charakteristisch für sie alle sind ihre langen Beine und Hälse, das rosa bis rot gefärbte Gefieder sowie der im Tierreich einzigartige, fast rechtwinkelig abwärts gebogene und mit Lamellen besetzte Schnabel.

Möchte man in Ruhe die Vögel beobachten, so kann man sich von einem Venn-Experten zu einer für die Öffentlichkeit nicht zugänglichen Aussichtskanzel führen lassen und die Vogelwelt des Zwillbrocker Venns aus exklusiver Perspektive erleben. Das Zwillbrocker Venn ist Natur pur und einen Besuch wert – selbst wenn die Flamingos nicht zu sehen sind.

bszwillbrock.de
nabu.de

KONTAKT

Biologische Station Zwillbrock e. V.
Zwillbrock 10
48691 Vreden
Telefon: 02564-98600
E-Mail: bildungswerk@bszwillbrock.de

Öffnungszeiten des Besucherzentrums und Ausstellung:
November bis zu den Osterferien:
Mo.-Do.: 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Fr.: 8.00 Uhr bis 14.30 Uhr
Ostern bis Oktober:
Mo.-Fr.: 8.00 Uhr bis 16.30 Uhr
Sa., So. und feiertags:
12.00 bis 17.00 Uhr