Die Vögel zwitschern und die ersten wärmenden Sonnenstrahlen sind auf der Haut zu spüren – der Frühling naht. Die Tage sind länger und mild. Es duftet nach frischem Gras und die ersten Blumen blühen: Stiefmütterchen, Veilchen und Flieder. Diese sind nicht nur besonders schön anzusehen, sondern auch sehr lecker! In Gourmetküchen sind essbare Blüten beliebter denn je und verwandeln jedes Gericht in ein farbenfrohes kulinarisches Kunstwerk.

 

Frühlingsgefühle auf dem Teller? Gar kein Problem! Die Auswahl an Essbarem aus Kübel, Beet und Garten ist groß: In vielen Restaurants gehören die großen Blüten von Kürbissen und Zucchini bereits fest zur Speisekarte. Gefüllt mit allerlei leckeren Zutaten wandern sie in den Ofen oder werden in Teig ausgebacken – fertig ist die ausgefallene Beilage. Als besonders gesundes und köstliches Exemplar gilt die bunte Kapuzinerkresse. Ihre Blüten in Sonnengelb, leuchtendem Orange oder tiefem Rot zaubern automatisch ein Lächeln auf die Gesichter und vermitteln allein beim Anschauen gute Laune. Seit neuestem ist bekannt, dass die würzige Pflanze nicht nur schmeckt, sondern auch Stoffe enthält, die auf natürliche Weise wie ein Antibiotikum wirken.

Ein weiterer Hingucker auf dem Teller ist die himmelblaue, sternchenförmige Borretschblüte, die in ihrem Aroma an eine frische Salatgurke erinnert. Die Blüten eignen sich besonders gut als krönende Zutat in Salaten. Auch Gänseblümchen, Veilchen, Heckenröschen, Geranie, Jasmin, Lavendel, Ringelblume, Stiefmütterchen, Kornblume, Zitronenbäumchen und ebenfalls die Blüten von Orange, Apfel, Raps und Zwiebel sind nicht nur hübsch, sondern ausgesprochen schmackhaft.

Auch wenn die Blüten in unserer modernen Küche noch relativ neu sind, ist die Kochkunst mit ihnen so alt wie der erste Eintopf in der Geschichte. Schon die alten Römer und Griechen wussten wohlschmeckende Pflanzen zu genießen und auch im Mittelalter waren sie sehr beliebt. Wenn man sich alte Kochbücher ansieht, findet man zahlreiche Rezepte, in denen Blüten zum Einsatz kommen, mit denen den Gerichten Würze verliehen wurde. In den frühen Küchen wurde kein Unterschied zwischen Blumen und Gewürzen gemacht. Warum auch? Bei so lecker klingenden Gerichten wie Fenchel-Risotto mit Ringelblumen, Borretschsuppe mit Parmesan und Blüten-Krustenbrot läuft einem doch das Wasser im Mund zusammen. Und auch Nachspeisen wird durch das süßlich-feine Aroma der Blüten der letzte Schliff verliehen: Hibiskus-Pannacotta, Rosen-Lavendel-Tarte, Löwenzahn-Konfitüre – diese Aufzählung könnte man beliebig weiterführen. Wie wäre es, wenn Sie die Fruchtschorle auf der nächsten Party einmal beiseitelassen und auf etwas Aufregendereszurückgreifen? Selbst gemachter Lavendelsirup und Sommerblüten-Orangenlimonade sind sehr erfrischend und machen sich darüber hinaus als wunderbare Eyecatcher auf Ihrer nächsten Gartenparty. Flotte Longdrink-Kreationen wie Veilchen-Spritzer und -Bowle lassen Aperol Spritz und Co. alt aussehen.

Doch nicht alle Blumen sind gleich essbar. Ihre Herkunft spielt eine wichtige Rolle. Miche Bacher, Autorin des Buches „Das Blütenkochbuch“ rät: „Verwenden Sie ausschließlich Blüten aus biologischem Anbau, sei es vom Markt, vom Erzeuger selbst, aus dem Bioladen oder aus dem eigenen Garten. Blumen von Floristen sind mit Chemikalien behandelt, daher sollte man Ware aus dem Supermarkt oder vom Blumenhändler meiden.“ Viele essbare Pflanzen lassen sich ganz einfach auf dem eigenenBalkon oder im Garten hochziehen: „Sie werden am besten morgens gepflückt, wenn sich frische Blüten im Sonnenlicht geöffnet haben“, verrät die Autorin – dann ist der Tau gerade abgetrocknet und der Geschmack der Blumen noch am intensivsten. 

 

Stockrosen-Clafoutis Rezept

Stockrosen-Clafoutis

Stockrosen-Clafoutis

Rezept aus „Das Blütenkochbuch“ Stockrosen-Clafoutis, S. 100 f.

Zutaten:
Butter für die Form
125 ml Milch
125g Sahne
4 Eier
1 TL reiner Vanilleextrakt,
ersatzweise gemahlene Vanille
110 g Zucker
30 g Mehl
1 Prise Salz
500 g Kirschen
250 ml Stockrosenblütenblätter
(Blütenblätter von 4-6 Stockrosen)

Clafoutis ist ein klassisches französisches Dessert, so eine Art Kreuzung aus Cremespeise, Pfannkuchen und Omelett. Es ist in Minuten fertig und unglaublich vielseitig. Man gießt die Eiercreme einfach über die Kirschen und andere Früchte – ich hatte Riesenerfolg mit Pflaumen – und schiebt die Angelegenheit in den Ofen. Für sechs Personen oder eine Schar hungriger Teenager.

1. Den Ofen auf 175 °C vorheizen. Eine runde Auflaufform aus Glas oder Steingut von 23 cm Durchmesser oder eine quadratische Form mit 20 cm Kantenlänge ausbuttern.

2. Sämtliche Zutaten, außer Kirschen und Blütenblättern, im Mixer schaumig rühren, bis die Mischung relativ glatt ist. Regelmäßig den Becher- oder Schüsselrand säubern, damit kein Mehl kleben bleibt.

3. Die Hälfte der Mischung in die vorbereitete Form gießen. Die Kirschen und die Hälfte der Blütenblätter darin verteilen und mit der restlichen Eiercreme übergießen. Die verbliebenen Blütenblätter darüberstreuen und etwa 45 Minuten im Ofen backen, bis diew Masse gestockt und leicht aufgegangen ist. Zur Garprobe mit einem Spieß hineinstechen – er sollte frei von Teigresten wieder herauskommen.

TIPP: Dieses Dessert lässt sich wunderbar zu Beginn eines Dinners in den Ofen schieben und ist dann pünktlich fertig, wenn Sie den Hauptgang beendet haben. Planen Sie das Timing ein wenig.

 

Das Blütenkochbuch

Miche Bacher: Das Blütenkochbuch, BusseSeewald im frechverlag, 192 Seiten, ISBN: 978-3-7724-7375-3, 19,95 EUR

EMPFEHLUNG: Miche Bacher gründete auf Long Island die Konditorei und Zuckerbäckerei Mali B. Sweets. Ihre süßen Kreationen werden aus frischen regionalen Zutaten und jeder Menge Blumen zubereitet und sind im Laden selbst oder über ihren Onlineshop erhältlich. In ihrem Blütenkochbuch präsentiert Bacher süße und salzige Rezepte mit Rosen, Flieder, Veilchen und anderen essbaren Blüten – ein Buch voller kreativer Anregungen und Rezepte mit Wow-Effekt.

 

Essbare Blüten im Internet bestellen:
www.fleurcuisine.de
www.knospenkontor.de
www.essbareblueten.de
www.naturespride.eu

 

Fotos: frechverlag GmbH (2), P. M. J. Rothe