Auch wenn während der Coronakrise nur im kleinen familiären Rahmen gefeiert werden kann, stehen Weihnachten und Silvester vor der Tür – und der Blick in den Kleiderschrank bevor. Etwas, was bestimmt jeder Mann im Kleiderschrank hat und ebenfalls Frau besonders gut kleidet, ist ein weißes Hemd. Nicht nur für Feiertage, auch für Geschäftstreffen oder leger im Alltag, ist der Klassiker das perfekte Outfit. Je nachdem, wie Mann oder Frau es kombinieren, welchen Stoff, Schnitt, Kragen und welche Ausführung es hat.

Warum ist gerade ein weißes Hemd ein Klassiker und welche Bedeutung hat dabei die Farbe? Die Farbe Weiß symbolisiert Reinheit, Unschuld und Frieden. Wer etwas Weißes trägt, wirkt ordentlich und selbstbewusst, vermittelt eine klare Ausstrahlung. Ist man auf der Suche nach einem perfekt sitzenden, weißen Hemd, ist der Anlass entscheidend. Möchte man sich „casual“ kleiden mit lockerem Freizeithemd, geschäftlich mit einem passgenauen Businesshemd oder festlich mit einem Frack- oder Smokinghemd? Entscheidend für die Hemdgröße ist die Kragenweite in Zentimetern, die dem Halsumfang plus einer Fingerbreite entspricht. Hier gilt die Empfehlung: Lieber sitzt das Hemd zu weit, als zu eng. Beim Schnitt hat man die Wahl zwischen tailliert, untailliert bzw. „slim“, „regular“ oder „comfort fit“. Neben dem Kauf von Konfektionshemden kann man sich auch ganz individuell ein Hemd auf Maß anfertigen lassen. Das weiße Hemd hat Geschichte. Das Wort „Hemd“ kommt aus dem Althochdeutschen „Hemedi“ und heißt „Haut“. Um 925 v. Chr. sollen bereits Hebräerinnen ein bodenlanges, einfaches weißes Leinenhemd ohne Knöpfe getragen haben. Das Materialportfolio der Hemden hat sich in den vergangenen Jahrhunderten vergrößert. Es umfasst neben Leinen auch Hanf, reicht von Baumwolle bis hin zu Seide und Kunstfasern. Seit dem 19. Jahrhundert wird das weiße Hemd in der Form getragen, wie wir es heute kennen. Die durchgehenden Knöpfe auf der Vorderseite zeigten sich erstmals um 1900, obwohl es das Patent bereits seit 1871 gab. Etwa um 1960 etablierte sich die Hemdtasche als weiteres Detail des Hemdes, was u. a. damit zu tun hatte, das unter dem Anzug nicht mehr so häufig eine Weste getragen wurde.

Der Kragen zeichnet ein Hemd modisch aus und ist charakteristisch für seinen Stil. Dabei ist zwischen Steh- und Umlegekragen zu unterscheiden. Den Stehkragen gibt es offen oder geschlossen, mit oder ohne Knopf sowie weich oder steif. Heute gehört dazu nicht zwingend eine Krawatte. Um die Biedermeierzeit im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts war ein steifer, hoher Stehkragen in Mode, der vorne geöffnet und an das kragenlose Hemd angeknöpft wurde. Hierzu trug man durchaus eine Krawatte. Die Enden des Kragens gelangten bis zum Kinn. Vermutlich wegen einer schlechten Übersetzung aus dem Französischen erhielt der Kragen den Namen „Vatermörder“: Denn bei den Franzosen wurde der Kragen auch als „parasite“ (dt. Parasit, Mitesser, Schmarotzer) beschimpft, da sich dort leicht Speisereste verfangen konnten. Daraus wurde dann „parracide“, Vatermörder.

Seit hundert Jahren ist bei weißen Hemden der Umlegekragen die Norm. Die Hemdkragen variieren durch die Anzahl der Knöpfe und den Winkel zwischen den Kragenspitzen. Dabei sind in den Kragen oft Stäbe eingenäht, sodass die Spitzen des Kragens nicht abstehen. Der „Vatermörder“-Kragen hat in seiner umgeschlagenen Form als sogenannter „Kläppchenkragen“ weiterhin Bestand. Ein Hemd mit Kläppchenkragen trägt man z. B. zum Smoking bei formellen Anlässen („Black Tie Event“) und kombiniert diesen ausschließlich mit einer Fliege.

weisses Hemd
weisses Hemd

Parallel zum Stehkragen wurde 1863 durch die Gebrüder Hönigsberg in Wien ein halbsteifer, umgeschlagener Kragen aus doppeltem Stoff entwickelt: der sogenannte „Kent-Kragen“, der mit dem Hemd fest verbunden und damals nur bei informellen Treffen angesagt war. Der Kent-Kragen mit einem Winkel zwischen den Kragenenden von 95 bis 120 Grad ist heute weit verbreitet. Man trägt ihn zu allen Anlässen mit oder ohne Krawatte oder Fliege; die Bindung ist unter dem Hemdkragen verdeckt. Für Krawattenträger perfekt ist das Hemd mit „Hai-Kragen“, der durch einen Winkel bis zu 160 Grad kennzeichnet ist. Sämtliche Krawatten-Varianten passen dazu, auch große Krawattenknoten wie z. B. der „Doppelte Windsor“.

Für ein sportliches Outfit ist der weiche „Button-Down-Kragen“ gut geeignet, der an beiden Kragenspitzen durch Knöpfe am Hemd befestigt ist und keine Kragenstäbchen hat. Dieser Kragen wird leger und nicht zum Anzug oder mit einer Krawatte bzw. Fliege getragen. Die Knöpfe am Kragen wurden angeblich zunächst für den Polo-Sport entwickelt, da der Kragen ohne diese beim Sport zu sehr wehte.

Art und Form des Hemdkragens sind dafür entscheidend, zu welchem Outfit das Hemd getragen werden sollte und ob ein Krawatten- oder Fliegen-Accessoire nötig ist: Ein Hemd mit „Button-down“-Kragen eignet sich eher unter einem Pullover. Ein spitzer und kurzer „Kent-Kragen“ wird ggf. mit entsprechender Krawatte vorzugsweise zum klassischen Anzug getragen. Allerdings ist dies flexibel, je nachdem, welches modische Statement man setzen möchte. Nicht nur der Kragen, auch die Manschetten sind signifikant für ein Hemd. Ein klassisches langärmliges Hemd verfügt grundsätzlich über eine einfache oder doppelte Manschette am Ärmelabschluss. Die einfache Manschette ist durch Einlagen verstärkt. Die doppelte Manschette sieht edel aus und ist steif durch den Umschlag. Ein Hingucker sind auch passende Manschettenknöpfe. Ganz wichtig ist, dass die Manschetten idealerweise etwa einen Finger breit unter dem Oberteil (z. B. Pullover, Sakko etc.) hervorschauen. Daher sollten die Arme des Hemdes immer lang genug sein.

Wichtig: Man sollte nie an der Qualität eines Hemdes sparen. Um durchsichtigen Stoff mit klarem Blick auf verschiedene Körperstellen zu vermeiden, wählt man ein hochwertiges und strapazierfähiges Twillhemd oder kaschiert diese mit ärmellosen Business-Unterhemden, die bei der Schulternaht enden. Außerdem sollte ein Hemd, das einmal in die Hose gesteckt wurde, besser dort auch bleiben – alles andere führt sonst zu verknitternden Säumen. Das weiße Hemd ist fester Bestandteil der modischen Welt. Es garantiert einen edlen Look, strahlt lässige Eleganz aus und man ist immer stylish gekleidet. (Lilian Pfender) 

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