Brille auf den Kopf, bequeme Sitzposition einnehmen und los geht’s: Ich schwebe durch eine animierte Welt. Unter mir die Wüste und eine Ruine, die von Vögeln umkreist wird. Es kommt mir vor, als würde ich auf einem fliegenden Teppich sitzen. Ich fliege höher. Bauchkribbeln macht sich bemerkbar. Plötzlich tauchen riesige Elefanten mit dünnen beinen auf. Ich befinde mich in einem Gemälde von Salvador Dalí … Das ist kein Traum, sondern „Virtual Reality“. Der Techniktrend hebt unsere Filmgewohnheiten auf eine ganz neue Ebene und schickt uns mitten hinein ins Geschehen.
Außergewöhnliche Situationen so erleben, als wäre man selbst Teil davon – geht das? Virtual Reality, kurz VR, macht das neuerdings möglich. Für diesen Zweck wird eine spezielle tauchermaskenartige Brille aufgesetzt, die uns ein 360-Grad-Panorama vorspielt. In die meisten VR-Brillen wird hierzu ein Smartphone eingeklickt. Die Bewegungen des Nutzers werden dann über die Brille auf das Video übertragen: Guckt man etwa nach rechts und geht ein paar Schritte, passt die virtuelle Kamera das Panorama entsprechend an. Man nimmt die eigene Umgebung nicht mehr wahr, sondern sieht ausschließlich die virtuelle Welt. Im Gegensatz zur 3-D-Technik bekommt der Zuschauer mit der Virtual-Reality-Technologie nicht nur einen Bildausschnitt zu sehen, er kann sich vielmehr frei in alle Richtungen bewegen und nimmt das Geschehen als „Mittendrin-Erlebnis“ war – so entsteht eine ganz neue, aktivere Möglichkeit, Fernsehen, Videos und Spiele zu konsumieren. Voraussetzung ist ausreichend Bewegungsfreiheit. Noch ist VR sehr anstrengend für das Gehirn, weswegen die meisten Filme eine Länge von einer halben Stunde nicht überschreiten.
Virtual Reality ist keine unbekannte Erscheinung. Schon einmal, in den 1990er Jahren, hörte man davon in den Medien. Genauso schnell, wie die Technologie damals dort auftauchte, war sie dann auch wieder verschwunden. Die Technik hatte sich nicht weiterentwickelt. Nun, etwa 20 Jahre später, ist VR so aktuell wie nie. Daran ist auch die Smartphone-Revolution beteiligt, denn ohne sie gäbe es heute wohl nicht so günstige hochauflösende Minidisplays. Die ersten dauerhaften VR-Kinos gibt es seit diesem Frühjahr in Berlin und Amsterdam. Traditionelle rote Kinostühle und auch die große, weiße Leinwand gibt es hier nirgends. Stattdessen: 360-Grad-Drehstühle, auf denen man sich freier bewegen kann, und Virtual-Reality-Brillen, die den Zuschauer an die Orte des Geschehens transportieren.
Abseits der VR-Kinos müssen wir uns momentan noch mit kurzfristig öffnenden Pop-up-Varianten zufriedengeben. In ein paar Jahren aber dürfte VR auch in den eigenen vier Wänden zur Entertainment-Ausstattung gehören, denn Google und Apple arbeiten bereits an eigenen Modellen.
Fotos: The VR Cinema (4)