Ausstellungen anlässlich des 50. Todesjahres des Jahrhundertkünstlers
Die meisten Menschen erkennen einen Picasso, auch wenn sie nicht kunstaffin sind. Der in Málaga geborene Spanier erfand die Malerei immer wieder neu und gilt als einer der bekanntesten Künstler aller Zeiten. Vor 50 Jahren starb Pablo Picasso im Alter von 91 Jahren. Viele Museen weltweit ehren ihn mit Themenausstellungen. In Nordrhein-Westfalen sind das unter anderem das „Von der Heydt-Museum“ in Wuppertal (ab 17. September) sowie das „Museum Ludwig“ in Köln (ab 28. Oktober).
Pablo Picasso gilt als Jahrhundertmaler, dessen Werk schätzungsweise bis zu 50.000 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen, Collagen und mehr umfasst. Er war der produktivste Künstler seiner Zeit und hat allein damit seinen Fußabdruck in der Kunstgeschichte hinterlassen. Picasso wurde 1881 geboren und wuchs in einem künstlerisch orientierten Elternhaus auf. Sein Vater, Kunstlehrer und Maler, erkannte früh das Talent seines Sohnes und unterwies ihn zunächst noch selbst im akademischen Zeichnen, ehe das Wunderkind 1892 die Aufnahme an der Kunstschule schaffte. Sein erstes Bild – ein Ölgemälde – entstand noch davor, da war der Junge gerade einmal neun Jahre alt.
Für Picasso war schon immer klar, dass er Künstler werden wollte. Er nutzte jede freie Minute zum Malen und besichtigte Museen und Ateliers, sooft es ihm möglich war. Nach der Oberstufe ging er auf die Kunstakademie in Barcelona und wechselte anschließend nach Madrid zur renommierten Akademie San Fernando. Da ihm die Lehrmethoden dort jedoch nicht gefielen, bildete er sich fortan selbst weiter. Picasso stellte die Kunstwelt mit seiner Unermüdlichkeit vor immer neue Herausforderungen. Er sprang zwischen den Gattungen der Malerei, der Zeichenkunst und der Bildhauerei hin und her und vollzog radikale Stilwechsel.
So war Picasso ein Künstler der Moderne, die verschiedenartige, oft konträre avantgardistische Kunststile der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vereint. Man war bestrebt, die Kunst zu erneuern und eigene Antworten auf die Entwicklungen ihrer Zeit zu finden. Damit lehnte man die Akademiekunst und den Naturalismus ab und gab sich dem Experimentieren hin. Fragen nach der Kunst selbst und was sie darstellt, wurden mit Werken beantwortet, die neue Perspektiven boten und sich klar von vorangegangenen Stilen unterschieden.
Zu den Schlüsselwerken Picassos gehören unter anderem „Les Demoiselles d’Avignon“ von 1907 und das 30 Jahre später entstandene „Guernica“ (1937). Das spätere schwarzweiße Werk von imposanter Größe (3,49 x 7,76 Meter) ist Picassos leidenschaftlicher Angriff auf den Faschismus. Es stellt die Schrecken des Krieges dar und suggeriert, dass die Diktatoren jener Zeit – Franco, Hitler und Mussolini – völlig außer Kontrolle geraten sind. „Les Demoiselles d’Avignon“ zeigt eine Szene von Prostituierten. Picasso schuf damit die Basis zum kubistischen Denken.
Als Picasso nach einem langen Leben am 8. April 1973 in seiner Residenz in Mougins in Südfrankreich an Herz- und Lungenversagen starb, hinterließ er ein großes Erbe, aber kein Testament. Nach seinem Tod brach aufgrund seiner komplizierten Familienverhältnisse ein erbitterter Rechtsstreit aus. Picassos zwei Ehen und andere Verhältnisse brachten mehrere Kinder hervor, die um das milliardenschwere Erbe rangen.
Bis heute werden seine Werke mit ungebrochener Begeisterung in aller Welt gezeigt. Dass Picasso-Ausstellungen nicht weniger werden, liegt sicherlich auch an seiner künstlerischen Vielseitigkeit. Es gibt immer wieder etwas Neues zu entdecken. So präsentiert diesen Herbst das Wuppertaler „Von der Heydt-Museum“ erstmalig in seiner Ausstellungsgeschichte einen direkten Vergleich zentraler Werke, Haltungen und Auffassungen von zwei Schlüsselfiguren der Moderne: Pablo Picasso (1881–1973) und Max Beckmann (1884–1950). In Köln dürfen sich die Besucher auf Picassos letztes Vermächtnis, die „Suite 156“, freuen. Ein Grafiken-Zyklus mit 155 Radierungen, in dem Picasso sein eigenes Lebenswerk und andere einflussreiche Künstler reflektiert.
(Bryan Kolarczyk)
Pablo Picasso galt als Meister der Selbstinszenierung, doch er hatte auch andere, wenig bekannte Seiten: Er war ein aufmerksamer Freund und großzügiger Mensch, der die Kommunistische Partei und den Widerstand gegen Franco-Spanien unterstützte. Dieses Buch erzählt von der ungewöhnlichen Freundschaft zu seinem Friseur Eugénio Arias. Schon kurz nachdem der Künstler sich im Keramikort Vallauris niedergelassen hatte, lernte er 1947 Arias kennen. Fortan pflegte dieser ihm die Haare, fuhr mit ihm zum Stierkampf – und wurde sein Intimus. Mit viel Witz und Weisheit schilderte Arias den Autorinnen Monika Czernin und Melissa Müller sein turbulentes Leben mit Picasso.
Monika Czernin, Melissa Müller: Picassos Friseur, Die Geschichte einer Freundschaft, mit einem Vorwort von André Heller. Diogenes, Hardcover Leinen, 288 Seiten, ISBN: 978-3-257-07240-2, 25 Euro