Schlechtes Sehen schränkt die Lebensqualität ein. Brillen korrigieren die Sehschwächen zwar, sind aber oftmals lästig. Vor allem: Beim Grauen Star (Cataract) helfen sie nicht. Das Sehvermögen wird immer weniger. Die refraktive Cataractchirurgie behebt das Problem minimalinvasiv. In einer ambulanten Operation wird die getrübte Linse durch eine künstliche ersetzt. Dabei ermöglichen moderne Linsenmodelle wie eine neu entwickelte Tiefenschärfelinse eine relativ hohe Brillenunabhängigkeit im Alltag. Dr. Felix Roth, ärztlicher Leiter der Augenklinik Roth, über die refraktive Cataractchirurgie, die verschiedenen Linsentypen sowie Nutzen und Risiken dieser Augenoperation:
A   N   Z   E   I   G   E

Refraktive Cataractchirurgie – was bedeutet das?
Bei der refraktiven Chirurgie werden Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit, Stabsichtigkeit und Alterssichtigkeit behoben bzw. verbessert. Dazu werden in der Regel in einer ambulanten Operation die körpereigenen Linsen durch Kunstlinsen ersetzt. Bei der refraktiven Cataractchirurgie handelt es sich um eine Methode, bei der Grauer Star im fortgeschrittenen Stadium effektiv behandelt werden kann und gleichzeitig Sehschwächen ausgeglichen werden können. Die Cataractchirurgie zählt weltweit zu den am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffen.

Was passiert bei einer solchen Operation?
(lacht) Nicht so schnell. Wir operieren nicht sofort, sondern untersuchen den Patienten erst sehr gründlich. Dies dauert ungefähr zwei Stunden. Wir ermitteln zunächst die aktuellen Dioptrienwerte (Refraktion), die Sehschärfe und den Augeninnendruck. Nach diesen Basics werden die vorderen Augenabschnitte und die Netzhaut untersucht. Auf Grundlage dieser Daten wählen wir gemeinsam mit dem Patienten eines der verfügbaren Linsenmodelle aus.

Viele Patienten sind sicherlich vor der OP sehr aufgeregt …
Das ist völlig normal. Aber das legt sich meistens, wenn die Patienten sehen, wie routiniert und professionell alles bei uns abläuft. Dabei denken wir immer daran, dass der Eingriff für die Patienten nicht alltäglich ist. Die OP verläuft völlig schmerzfrei. Unsere Anästhesisten geben den Patienten zunächst ein Beruhigungsmittel, das sie für etwa fünf Minuten schläfrig macht. In dieser Zeit wird unterhalb des Auges das lokale Betäubungsmittel injiziert. Dies nimmt der Patient in diesem Zustand überhaupt nicht wahr. Alternativ, wenn zum Beispiel ein Patient sehr ängstlich ist, können wir auch unter einer Tropf-Anästhesie oder Vollnarkose operieren. Der Eingriff selbst dauert in der Regel weniger als eine halbe Stunde. Dabei wird ein 2,2 Millimeter langer Schnitt gesetzt, durch den wir Zugang zur Linse erhalten, die durch Ultraschall zerstäubt und dann abgesaugt wird. Danach wird die vorher exakt berechnete Kunstlinse eingesetzt. Die Öffnung selbst verschließt sich im Normalfall von selbst. Zum Schutz des Auges wird ein Verband angelegt, der am nächsten Tag bei der Kontrolle entfernt wird. Wurden Speziallinsen implantiert, ist es möglich, dass der Patient nach der Behandlung überhaupt keine Brille mehr benötigt.

Das OP-Team (v.r.n.l.): Dr. Claudia Inhetvin-Hutter, Dr. Felix Roth, Dr. Teresa Mäueler, Dr. Shangou Huangfu und Dr. Maria Carrillo
Das OP-Team (v.r.n.l.): Dr. Claudia Inhetvin-Hutter, Dr. Felix Roth, Dr. Teresa Mäueler, Dr. Shangou Huangfu und Dr. Maria Carrillo

Mit welchen Risiken ist dieser Eingriff verbunden?
Der refraktive Linsentausch ist ein Routineverfahren. Jährlich werden mehr als 600.000 Cataract- und refraktive Linsenoperationen in Deutschland durchgeführt. Dennoch bleibt ein Restrisiko übrig. Dessen muss man sich bewusst sein, aber darüber sprechen wir mit unseren Patienten ganz ausführlich. So besteht beispielsweise die Gefahr einer Infektion, die jedoch durch Tropfen und eine optimale OP-Hygiene deutlich gemindert wird. Der Augeninnendruck kann sich erhöhen oder die Netzhaut löst sich ab. Diese Nebenwirkungen sind aber sehr selten.

Jeder Patient und jedes Auge ist anders. Wie sieht es mit den Linsentypen aus?
Da hat sich viel getan. Wir können bei der Auswahl des Modells die persönlichen medizinischen Voraussetzungen ebenso berücksichtigen, wie die individuellen Vorstellungen in Bezug auf Komfort und Sehleistung. In den vergangenen Jahren haben interessante neue IOL-Modelle das refraktive Spektrum bei der Cataractoperation erheblich erweitert. In den meisten Fällen ist eine relativ hohe Brillenunabhängigkeit im Alltag möglich. Deshalb sind eine exakte Vermessung und eine ausführliche Beratung auch so wichtig.

Welche nicht messbaren Informationen benötigen Sie von Ihren Patienten?
Wir stellen vier Fragen: Lesen Sie derzeit ohne Brille? Fahren Sie ohne Brille Auto? Können Sie bei guter Beleuchtung ohne Brille Zeitung lesen? Können Sie Ihre Uhr oder Ihr Handy ohne Brille ablesen?

Sie erwähnten eben IOL-Modelle. Was ist das?
IOL steht für Intraokularlinse. Hierbei handelt es sich um eine Kunstlinse, die meist aus Acrylat gefertigt die eigene Augenlinse ersetzt. Die Standard-IOL ist eine monofokale Linse mit nur einem Fokuspunkt (Monofokallinse). Das heißt, scharfes Sehen ist entweder nur in der Ferne oder in der Nähe möglich. Alle weiteren Funktionen müssen weiterhin mit einer Sehhilfe ausgeglichen werden. Heute gibt es unterschiedliche Arten von Intraokularlinsen, um ein Sehen in verschiedenen Entfernungen zu ermöglichen. Besonders interessant sind nicht diffraktive „extended Depth of Focus“ (EDOF), um Patienten nebenwirkungsarm zu versorgen.

Was ist das Besondere an EDOF-Linsen?
Die EDOF-Linsen gewährleisten in erster Linie ein fernoptimiertes Sehen, haben aber durch eine erhöhte Tiefenschärfe einen weiteren Fokus bei etwa 70 Zentimetern. Sie haben Eigenschaften einer monofokalen Linse, ermöglichen aber trotzdem eine umfangreiche Brillenfreiheit (PC, Uhr, Handy, Tachometer). Lediglich zum Lesen wird noch eine Brille benötigt. Vorteil dieser Linsen ist auch, dass sie keine Nebenwirkungen wie Lichtphänomene hervorrufen. Auch eine torische Versorgung ist möglich. Das heißt, dank der torischen Linse kann bei einer Grauer-Star-Operation gleichzeitig eine Hornhautverkrümmung behoben werden.

„Die Operation ist nur eine Seite, die andere ist das ausführliche Vorgespräch, die gründliche Untersuchung und der Einsatz modernster Messverfahren.“

Welche Rolle spielen Multifokallinsen?
Diese Linsen sind Speziallinsen, die zusätzliche Fokuspunkte erzeugen.
Patienten können in mehreren Distanzen scharf sehen und benötigen in der Regel auch zum Lesen keine Brille. Das Problem ist, nicht jeder verträgt multifokale Linsen. Aufgrund ihrer physikalischen Eigenschaften kann es zu störenden Lichtphänomenen wie Halos kommen. Dies hat man bei EDOF-Linsen eben nicht. Außerdem kann das Kontrastsehen in der Dämmerung und bei Dunkelheit vermindert sein.

Es gibt Patienten, die sehr starke Kunstlinsen benötigen. Gibt es auch für sie geeignete Linsen?
Für dieses Problem bieten sich asphärische Linsen an. Sie eignen sich für Menschen mit besonders weiten Pupillen. Mit asphärischen Intraokularlinsen werden Lichtstrahlen auf einen einzigen Punkt fokussiert. Dadurch verbessern sich Kontrastwahrnehmung und Bildqualität.

Ich trage bereits eine Kunstlinse, benötige aber trotzdem eine Brille. Was muss ich tun, um die Brille endgültig loszuwerden?
Dafür gibt es sogenannte Huckepack-Linsen. Mit ihnen kann Nah- und Fernsichtigkeit ausgeglichen werden. Es handelt sich hierbei um sehr feine Zusatzlinsen, die vor die bereits vorhandene Kunstlinse gesetzt werden. Nur in äußerst seltenen Fällen wird nach der Operation noch eine Brille
benötigt.

Wenn die Implantation einer Kunstlinse kein perfektes Ergebnis liefert, kann man dann noch nachbessern?
Die Sehleistung lässt sich durch eine Feinkorrektur mit dem Augenlaser optimieren. Dieses sogenannte Bioptics-Verfahren kann etwa drei Monate nach der Implantation durchgeführt werden und ist insbesondere bei komplizierter Fehlsichtigkeit eine bewährte Methode zur Verbesserung der Sehqualität. Ich möchte jedoch noch einmal betonen: Die Operation ist nur eine Seite, die andere ist das ausführliche Vorgespräch, die gründliche Untersuchung und der Einsatz modernster Messverfahren.
(Susanne Rothe)

Die Augenklinik Roth bietet alle Möglichkeiten der modernen Augenheilkunde. Neben der konventionellen Diagnostik gehört zur anspruchsvollen Ausrüstung auch das ganze Spektrum der computergestützten bildgebenden diagnostischen Verfahren. Alle in der Augenheilkunde bewährten Laser werden vorgehalten. Eine funktionell optimale, hygienezertifizierte Operationsabteilung mit mehreren mikrochirurgischen Arbeitsplätzen ermöglicht alle Eingriffe der modernen Augenheilkunde.

AugenklinikRoth am St. Josef-Hospital Beuel
Johann-Link-Straße 11 · 53225 Bonn
Telefon: +49 (0)228 96 20 90
E-Mail: info@augenklinikroth.de
www.augenklinikroth.de