Selbst robuste Wildblumen, die früher häufig zu finden waren, kommen mittlerweile immer seltener vor. Viele stehen auf Roten Listen. Die Kleine Braunelle (Prunella vulgaris) ist jedoch relativ „hart im Nehmen“: Sie überlebt ähnlich wie das Gänseblümchen im gemähten Rasen und toleriert auch den Fraß und Tritt durch Vieh auf Weiden. Das rückt sie jetzt in den Mittelpunkt. Die Loki Schmidt Stiftung hat sie zur Blume des Jahres 2023 gewählt, um auf den schleichenden Verlust heimischer Wildpflanzen aufmerksam zu machen und zum Erhalt artenreicher Weiden, Wiesen, Rasen und Wegränder aufzurufen.
Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023
Die Kleine Braunelle ist Blume des Jahres 2023. Sie wächst in Wiesen, Weiden, Rasen und Weingärten. Foto: © Julian Denstorf

Der zierliche Lippenblütler ist Nahrungsquelle für viele Insekten. Prunella vulgaris gehört zur Pflanzenfamilie der Lippenblütengewächse (Lamiaceae) und besiedelt Wiesen, Weiden, Rasen und Wegränder. Sie breitet sich mit Kriechtrieben in ihre direkte Umgebung aus und bleibt mit einer Größe von fünf bis 25 Zentimetern eine eher kleine Pflanze. Die vielen kleinen blauvioletten Einzelblüten, die gedrängt am Ende des Sprosses sitzen, bieten während der langen Blütezeit von Juni bis Oktober Nektar und Pollen. Insbesondere Hummeln und Wildbienen sowie mindestens 18 Schmetterlingsarten finden hier Nahrung. Der Trivialname „Braunelle“ bezieht sich auf die braune Farbe der verblühten Kelchblätter, die die blauvioletten Kronblätter umschließen und den Blütenstand wie einen kleinen Tannenzapfen aussehen lassen.

Der Name Braunelle bezieht sich auf die braunen Kelchblätter, die die violetten Kronblätter umschließen. Foto: © Julian Denstorf
Der Name Braunelle bezieht sich auf die braunen Kelchblätter, die die violetten Kronblätter umschließen. Foto: © Julian Denstorf

Unkrautbekämpfung durch Herbizide und mechanische Verfahren führt zu einem Rückgang der Kleinen Braunelle und anderer Wildpflanzen. Die größte Gefährdungsursache für die Kleine Braunelle ist der hohe Eintrag von Stickstoff in die Umwelt durch das Ausbringen von Dünger und Gülle, durch Futtermittel-Importe, Verbrennungsprozesse in der Industrie, Verkehrsabgase und Abwasser. Zahlreiche Lebensräume sind überdüngt. Stickstoffliebende, hochwüchsige Pflanzen wie Brennnessel und Ampfer profitieren von diesen Lebensbedingungen und verdrängen die kleineren Wildblumen aus ihren Lebensräumen. Laut Bundesamt für Naturschutz werden die hohen Nährstoffeinträge in die Umwelt bei der Hälfte der in Deutschland gefährdeten Pflanzenarten als wesentliche Ursache für den Bestandsrückgang verantwortlich gemacht.

Mit der Wahl der Kleinen Braunelle zur „Blume des Jahres 2023“ möchte die Loki Schmidt Stiftung ein Zeichen setzen und sich zum einen für den Erhalt artenreicher Wiesen und Weiden starkmachen und zum anderen das Verantwortungsbewusstsein jedes Einzelnen für die Natur erhöhen. Denn auch auf kleinen Flächen, im eigenen Garten, zwischen Wohngebäuden oder an Wegrändern kann man einen Beitrag für den Artenschutz leisten, indem man seltener mäht und auf den Einsatz von Düngemitteln und Herbiziden verzichtet. Wer die Kleine Braunelle im Garten oder auf dem Balkon aussäen möchte, kann bei der Stiftung die Samenpostkarte zur Blume des Jahres 2023 bestellen.

loki-schmidt-stiftung.de