Wermut oder auch Vermouth ist ein Wein, der mit Gewürzen, Früchten und Kräutern versehen und aufgespritet wurde. Nach längerer Abstinenz ist er jetzt in die Cocktailgläser zurückgekehrt.
Vermouth ist ein Klassiker unter den alkoholischen Getränken. Schon der Lieblingsdrink von James Bond, der Martini, beruhte auf Vermouth – aber bitte „geschüttelt, nicht gerührt“. Auch Cocktail-Berühmtheiten wie Negroni und Manhattan beinhalten Vermouth und haben nur dann etwas mit dem berühmten Wermutstropfen zu tun, wenn man zu viel von ihnen getrunken hat. Ein wichtiger Bestandteil des Vermouths ist das gleichnamige Kraut, dessen botanischer Name Artemisia absinthium lautet. Wie diese Bezeichnung vermuten lässt, ist das Kraut auch Ingredienz des Absinths, einer anderen Kultspirituose, zu deren Liebhabern Pablo Picasso, Ernest Hemingway und auch Vincent van Gogh zählten. Aber das könnte eine andere Geschichte werden.
Das Getränk Vermouth wurde mit großer Wahrscheinlichkeit 1786 von Antonio Benedetto Carpano erfunden. Carpano lebte in Turin und wollte etwas kreieren, das den Damen besser als Rotwein schmeckte. Der Destillateur mischte Wein mit Zucker, Karamell und rund 30 verschiedenen Kräutern – darunter das Wermutkraut. Das bitter-süßliche Getränk wurde der Hit und das Geschäft von Carpano blühte. Der „Carpano Antica Formula“ zählt heute zu den Klassikern unter den Vermouth-Sorten.
Sehr bald kamen auch die Franzosen auf den Geschmack. Sie entwickelten allerdings einen trockenen und einen lieblichen weißen Vermouth und nannten ihn Noilly Prat und Dolin. Noilly Prat wurde und wird nicht nur für das Mixen von Cocktails gerne genommen, sondern fand auch seinen Weg als Zutat in die gehobenen Küchen.
Weitere namhafte Vermouth-Hersteller sind die Familie Cinzano, die 1757 ebenfalls in Turin mit der Verfeinerung des Aperitifweins begann, sowie das Unternehmen Martini & Rossi. Es wurde 1863 von Alessandro Martini – ein temperamentvoller Unternehmer – und Luigi Rossi – ein kreativer Likörmeister – auch wieder in Turin gegründet. Ihr erster Vermouth: MARTINI® Rosso, dessen Rezeptur nach wie vor unverändert ist.
Im 19. Jahrhundert erlebte der Vermouth seine Hochzeit. Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde er dann aber aus dem alkoholischen Gedächtnis gestrichen und zum Inbegriff einer leicht angestaubten Spirituose, die die Damen sich gönnten, wenn ihre Gatten Herrenabend hatten. Begriffe wie Wermutbruder kamen auf, die das Getränk in Zusammenhang mit Pennern brachten. Was weder dem einen noch dem anderen guttat. Erst in den 1950er Jahren gewann der Vermouth vor allem in Deutschland an Beliebtheit und es wurde wieder schick, ein Glas Martini an der Bar zu trinken, ob mit oder ohne Olive.
Heute ist der Vermouth nach einer langen Durststrecke wieder da. Und er wird bitter, süß und sehr aromatisch pur oder als Cocktail getrunken. Die Auswahl an klassischen und neuen Vermouth-Sorten ist riesig. Und für jeden Geschmack ist einer dabei. Zu den Newcomern gehört unter anderem Werner Wermut – ein deutscher Wermut, der aus handverlesenen Trauben handwerklich hergestellt wird. Werner Wermut gibt es als RG White und PN Rosé. Belsazar ist ein Berliner Unternehmen, das vier Vermouth-Sorten herstellt: Dry, Red, Rosé und White. Ausgewählte Pinot-Noir-Trauben aus dem Schwarzwald bilden das Fundament von Belsazar und auch die Obstbrände der Schwarzwälder Hausbrennerei Schladerer kommen in dem Vermouth zum Einsatz. Dorothee Zilliken und Andreas Vallendar kreierten an der Saar mit Ferdinand’s den ersten Riesling Vermouth. Ein sehr trockener roter Vermouth ist der Pontica Red Vermouth. Er wird in Österreich von Peter Weintögl und Reinhard Pohorec hergestellt. Er beinhaltet neben dem obligatorischen Wermutkraut auch Artemisia pontica (Pontischer Beifuß oder Römischer Wermut) und viele handverlesene Rinden und Blüten.
Übrigens: Der Wermutstropfen ist eine Redensart und trübt einen schönen Augenblick. Er gibt ihm einen bitteren Beigeschmack und hat somit seinen Ursprung im Geschmack des Wermutkrauts.
NEGRONI
Erfunden wurde der Aperitif von dem namensgebenden Graf Camillo Negroni, der sich in Italien zwischen 1919 und 1920 eine abgewandelte Form des beliebten Americano bestellte, da ihm dieser zu wenig Alkohol enthielt. Der Americano ist ein Cocktail bestehend aus Campari, Wermut und Soda. Der Barkeeper des Grafen ersetzte das Soda durch Gin und die damals übliche Zitronenzeste durch die einer Orange und erschuf so den Negroni.
Zutaten:
3 cl Dry Gin
3 cl roter Wermut
3 cl Campari
1 Orangenzeste
Eiswürfel
Zubereitung:
1. Gin, Wermut und Campari zu gleichen Teilen in einen Tumbler mit einigen Eiswürfeln gießen
2. Mit einer Orangenzeste garnieren und servieren
Anrichten und garnieren:
Beim Mixen eines Negroni sollte lediglich darauf geachtet werden, dass die Zutaten wirklich zu gleichen Teilen gemischt werden, da das Getränk ansonsten schnell zu bitter werden kann. Deshalb empfiehlt es sich, zum Abmessen ein Barmaß zu verwenden.
Fotos: Geoff Peters/Wikimedia Commons, Belsazar (2), Pontica, Werner Wermut, Ferdinand‘s (2)