GELESEN. GEFALLEN. GEHÖRT.

Lassen Sie sich von unseren Tipps zu einer kleinen Auszeit inspirieren.

Buchtipps Herbst 2024

Ungewöhnlich und witzig

Honey ist 82. So alt, dass Beerdigungen sich nicht mehr anfühlen wie ein „Arrivederci“, sondern eher wie ein „A presto“: ein „Bis bald“. Nach einem Leben als Kunstexpertin in den besten Auktionshäusern von Los Angeles ist sie nach New Jersey zurückgekehrt – in eine Heimat, die sie als Teenager gegen alle Widerstände verlassen hat. Die interessantesten Tage ihres Lebens liegen hinter ihr, glaubt sie. Aber sie irrt sich. Zurück in der Stadt ihrer Kindheit muss sich Honey ihrer Vergangenheit stellen. Und sie muss sich mit ihrer Familie auseinandersetzen, in deren Garten die Leichen nicht nur sprichwörtlich vergraben liegen. Und plötzlich ist sie sich nicht mehr sicher, was sie wirklich will – Vergebung oder Rache. Victor Lodato erzählt rasant und witzig von Gewaltstrukturen im italo-amerikanischen Milieu und von einer Frau, die mit Witz und Freiheitsliebe ihr ganz eigenes Leben gelebt hat. Ihm gelingt ein einzigartiges Porträt einer hochaltrigen Heldin, das mit seinen liebenswert schrägen Außenseiterfiguren, mit Ironie, Wortwitz und großartigen Dialogen eine Geschichte weiblicher Wut und Rache erzählt, wie man sie so noch nicht gelesen hat.

Victor Lodato, Honey, C.H.Beck, Hardcover, 464 Seiten, ISBN: 978-3-406-82242-1, 26 Euro

Stephan Schaefer: 25 letzte Sommer

Tröstlich

Am Küchentisch eines alten Bauernhauses treffen zwei Menschen aufeinander, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Der Erzähler dieser Geschichte führt ein gehetztes Leben, das er als endlose To-do-Liste empfindet; Karl hingegen sortiert Tag für Tag Kartoffeln und denkt nach. Als Karl seinen Gast mit der Tatsache konfrontiert, dass ihm noch ungefähr 25 Sommer bleiben, beginnen beide ein Gespräch über die großen Fragen des Lebens: Warum verbringen wir so viel Zeit mit unserer Arbeit anstatt mit den Menschen und Dingen, die uns wirklich wichtig sind? Woher nehmen wir den Mut, unsere eigenen Träume zu verwirklichen? Und warum beginnt das richtige Leben oft erst, wenn wir erkennen, dass wir nur eines haben? Stephan Schäfer bringt uns dazu, Antworten auf diese Fragen in uns selbst zu suchen. „25 letzte Sommer“ ist eine warme, tiefe Erzählung, die uns in unserer Sehnsucht nach einem Leben in Gleichgewicht abholt, uns mitnimmt zu Karl und seinem Hof, zum See und auf den Kartoffelacker – zu einer Geschichte über Freundschaft, über das Zuviel und Zuwenig im Leben. Und über die Fragen, auf die wir alle so gerne Antworten finden wollen.

Stephan Schäfer, 25 letzte Sommer, park x ullstein, Hardcover, 176 Seiten, ISBN: 978-3988-1600-96, 22 Euro

Christine Dohler: Das Paradies in mir

Reise zu sich selbst

Sophie funktioniert im Trott des Lebens und weiß nicht, wie sie der Spirale von zu viel Stress und zu wenig Freude entkommen soll. Sie arbeitet in einem Job, der sie nicht erfüllt, und muss noch verdauen, vom Partner verlassen worden zu sein. Ihr Impuls ist, einfach abzuhauen und irgendwohin zu reisen, an einen Traumort. Da flattert eine Mail in ihr Postfach, die sie auf eine magische Reise einlädt. Ihr Verstand fürchtet sich, aber ihr Herz ruft laut: Machen! Und so beginnt für Sophie eine abenteuerliche Reise in zwölf Tagen und Nächten durch ihre innere Welt mit vielen bizarren Begegnungen und tiefen Erkenntnissen und aufregenden Höhen und Tiefen.

Christine Dohler, Das Paradies in mir, Eine magische Lebensreise, Goldmann, Taschenbuch, Broschur, 128 Seiten, ISBN: 978-3-442-22393-0, 12 Euro

Michaela Marzano: Ich warte noch immer auf eine Entschuldig

Roman über eine aktuelle Diskussion

Anna, Italienerin und in Paris lebend, arbeitet als Journalistin beim Radio und unterrichtet parallel an der Uni. In den Nachwehen von #MeToo beginnt sie, über ihre eigenen Erfahrungen mit Machtverhältnissen und Sexualität nachzudenken und darüber, was dies mit ihrem anerzogenen Rollenverständnis als Frau zu tun haben könnte. So brillant wie zugänglich geschrieben, hält dieser Roman keine einfachen Antworten bereit. Stattdessen stellt er viele kluge Fragen, denen es gelingt, ein inzwischen allgegenwärtiges Thema unkonventionell und aus ethischer Perspektive zu beleuchten – und so auch den Lesern neue Perspektiven aufzuzeigen.

Michela Marzano, Ich warte noch immer auf eine Entschuldigung, Eichborn, Hardcover, 318 Seiten, ISBN: 978-3-8479-0191-4, 24 Euro

Buchtipps Herbst 2024

Persönlicher Blick eines Swifties

Sie bricht alle Rekorde der Musikgeschichte, füllt die größten Stadien der Welt und wird von Donald Trump gefürchtet: Taylor Swift ist das größte, einflussreichste Pop-Phänomen unserer Zeit. Wie wurde aus einem Mädchen mit Gitarre der Weltstar, dem heute Millionen von Fans zu Füßen liegen – und warum ist es eigentlich so cool, „Swiftie“ zu sein? Bookfluencerin und Swiftie Anne Sauer untersucht ihre eigene Verbindung zu Taylor Swift und macht sich auf eine persönliche Reise durch die „Eras“ der letzten zwei Jahrzehnte. In 13 Kapiteln zeichnet sie die Geschichte des Phänomens nach, widmet sich der musikalischen Entwicklung Swifts, nimmt die Rezeption des Popstars und das eigene Fantum kritisch in den Blick. Was heißt es, sich als Künstlerin ständig neu erfinden zu müssen? Woher kommt das Bedürfnis, einen so einzigartigen Erfolg kleinreden zu wollen? Und was sagt es über Kritiker aus, die nur darauf warten, eine Frau scheitern zu sehen?

Anne Sauer, Look what she made us do, Anne Sauer über Taylor Swift, Rowohlt Taschenbuch, gebunden, 160 Seiten, ISBN: 978-3-499-01642-4, 16 Euro

Britta Habekost: Der Untergang von Thornton Hall

Aufregend

England, im Jahr 1789. Um ihre Familie nach dem Verschwinden ihres Bruders David vor dem Untergang zu bewahren, soll die junge Elinda Audley einen Mann von adliger Herkunft heiraten. Dabei könnte Elinda ihren zukünftigen Gatten nicht mehr verachten. Statt sich dem Willen ihres Vaters zu beugen, begibt sie sich auf die gefährlichste Reise ihres Lebens. Gemeinsam mit dem geheimnisumwobenen Blake Colbert flüchtet sie Richtung Pompeji. Alles deutet darauf hin, dass sie David dort finden wird. Doch je näher sie den Mauern der aschetoten antiken Stadt kommen, desto deutlicher wird, dass eine finstere Macht sie dort erwartet …

Britta Habekost, Der Untergang von Thornton Hall, Penguin, Taschenbuch, Broschur, 592 Seiten, ISBN: 978-3-328-11206-8, 13 Euro

Sara Strömberg: Im Unterholz

Thriller

Als in den endlosen Wäldern Schwedens die Elchjagd beginnt, sucht die ehemalige Journalistin Vera Bergström den Schauplatz eines Mordes auf: Unter einem Hochsitz wurde die Leiche einer Frau aufgefunden, die grausam ihr Leben verlor. Während die Polizei auf der Stelle tritt, soll Vera ihrem früheren Zeitungschef die Hintergrundstory zur Tat liefern. Doch die Geschichte, die Vera zuerst noch widerwillig aufdeckt, ist weit dunkler als erwartet – und die Vergangenheit des Opfers enger mit Veras Mitmenschen verwoben, als ihnen allen lieb ist. Ein tiefgründiger Krimi mit einer ungewöhnlichen Protagonistin!

Sara Strömberg, Im Unterholz, Blanvalet, Paperback, Klappenbroschur, 432 Seiten, ISBN: 978-3-7645-0861-6, 16 Euro

Javier Zamora: Solito

Ergreifend

Javier Zamora wächst in einer kleinen Stadt in El Salvador bei seinen Großeltern auf. Seine Eltern sind vor Jahren vor dem Bürgerkrieg geflohen und leben in den USA, er kann sich kaum an sie erinnern. Eines Tages beauftragen sie einen Schlepper damit, ihren Sohn zu ihnen zu bringen, quer durch Mittelamerika. Als Javier abgeholt wird, rechnet er damit, dass die Reise zwei Wochen dauert. Er freut sich darauf, seine Eltern wiederzusehen – und kann sich nicht vorstellen, was auf ihn zukommt. Er reist allein, inmitten einer kleinen Gruppe fremder Erwachsener, die für ihn auf dem monatelangen Trip zu einer Art Familie wird. Er erlebt lebensgefährliche Fahrten mit Booten, wandert in erbarmungsloser Hitze durch lebensfeindliche Wüsten, lernt, sich als ein anderer auszugeben, wird festgenommen und eingesperrt, steht vor schussbereiten Gewehren, erlebt Einsamkeit, Täuschungen, Gefahren – und, immer wieder, an unerwarteten Stellen auch Freundlichkeit, Hilfe, Liebe. Javier Zamora hat nach seiner Ankunft in den USA kaum je über seine Erlebnisse gesprochen. Bei der Veröffentlichung wurde das Buch von der Kritik gefeiert – und sofort zum Bestseller.

Javier Zamora, Solito, Eine wahre Geschichte, Kiepenheuer & Witsch, gebunden, 496 Seiten, ISBN: 978-3-462-00292-8, 26 Euro

Buchtipps Herbst 2024

„Pasta, wie wir sie lieben!“

Pasta macht glücklich und dieses Kochbuch macht es auch. Mit ihrem neuesten Buch „Pasta, wie wir sie lieben“ führt das TV-Kochduo Martina und Moritz seine prämierte Kochbuch-Reihe „Kochen mit Martina und Moritz“ fort. Sie geben einen Einblick in ihre ganz persönlichen Pasta-Favoriten – vom einfachen 5-Minuten-Gericht bis hin zu ausgefallenen Kreationen und sogar bis zu Desserts. Neben Rezepten für jeden Anlass und für jeden Tag bietet dieses Kochbuch aber noch viel mehr. Martina und Moritz liefern viel Wissenswertes rund um die Nudel. Sie beginnen beim Grundrezept für selbst gemachte Nudeln – mit und ohne Ei –, geben Tipps u. a. zu Zutaten wie dem richtigen Käse und erklären, warum man kein Öl ins Pastawasser geben sollte. Man erlebt in Wort und Bild den Geschmack der mediterranen Küche, ist fasziniert von asiatischen Nudelgerichten und schwelgt in heimischen Traditionen. Und ganz gleich, ob mit frischen oder gekauften Nudeln: Die über 70 Gerichte – darunter Fregola mit Safran und Venusmuscheln, Orecchiette mit Artischocken, Pappardelle mit Ente und Orange oder Frischkäsetorte mit knusprigem Engelshaar – werden nie langweilig. Wunderschöne Fotos lassen die Geschmacksknospen sprießen und machen Lust darauf, die Rezepte auszuprobieren und die Gerichte am liebsten gemeinsam mit Freunden zu genießen. Das Buch eignet sich für Kochkünstler aller Leistungsstärken und auch als tolles Geschenk für Pastafans. Aber wer ist das nicht? Wir alle lieben Pasta.

Pasta, wie wir sie lieben, Kochen mit Martina und Moritz! Nudelgerichte machen einfach glücklich, Martina Meuth und Bernd Neuner-Duttenhofer, Becker Joest Volk Verlag, gebunden, 192 Seiten, ISBN: 978-3-95453-327-5, 30 Euro

Buchtipps Herbst 2024

Unterhaltsam

Theodor Hugo Hasselt hat Haltung, Wutanfälle und fluktuierende Finanzen. Der Fabrikant aus dem Sauerland soll das eingeschlafene deutsch-britische Eisenbahnprojekt „Vom Kap nach Kairo“ wiederbeleben. In Südafrika verliebt er sich rettungslos in seine Cousine Alba und führt sie heim auf sein Landgut in Iserlohn. Doch dort angekommen, will Alba plötzlich Theodors besten Freund Albert, der wiederum mit Marthe verlobt ist, Theodors Jugendliebe und Langzeitgeliebten. Ein Hohelied und ein Abgesang auf die unvergleichlichen Zwanzigerjahre.

Sarah Pines, Der Drahtzieher, Diogenes, Hardcover Leinen, 320 Seiten, ISBN: 978-3-257-07278-5, 24 Euro

Caroline O'Donoghue: Die Sache mit Rachel

Mitreißende Geschichte

Als die junge Studentin Rachel während ihres Nebenjobs im Buchladen auf James trifft, ist es Freundschaft auf den ersten Blick. Der temperamentvolle James lädt Rachel sofort ein, seine Mitbewohnerin zu werden. Um wiederum Rachels angebetetem Literaturprofessor Dr. Fred Byrne näherzukommen und ihn zu verführen, organisieren James und Rachel eine Lesung im Buchladen, die sich am Ende ganz anders entwickelt als gedacht. Denn Fred Byrne verfolgt seine eigenen Interessen. Und so verstricken sich die Leben dieser drei Menschen vor dem Hintergrund der Finanzkrise in Cork immer rasanter ineinander. „Die Sache mit Rachel“ ist ein absolut außergewöhnlicher Roman über eine große Freundschaft, über das Sich-finden-Wollen und die Achterbahn der ersten Beziehungen. Ein Roman darüber, wie wir sein und wie wir lieben wollen.

Caroline O’Donoghue, Die Sache mit Rachel, Kiepenheuer & Witsch, gebunden, 400 Seiten, ISBN: 978-3-462-00385-7, 24 Euro

Margot Douaihy: Verbrannte Gnade

Cooler Serienauftakt

Als ihre Klosterschule Ziel eines Brandanschlags wird und der Hausmeister Jack tot aufgefunden wird, stürzen die Schwestern und die umliegende Gemeinde ins Chaos. Unzufrieden mit den Ermittlungen der Behörden ist die eigensinnige Schwester Holiday, die gerne Punkrock hört und Kette raucht, entschlossen, den Täter selbst zu finden. Ihre Ermittlungen führen sie in der schwülen Hitze von New Orleans auf einen verschlungenen Pfad voller Verdächtigungen und Geheimnisse, der sie gegen ihre Mitschwestern aufbringt. Aber Schwester Holiday ist keine Heilige. Um den Fall zu lösen, muss sie sich mit den Sünden ihrer Vergangenheit auseinandersetzen … Ein rasanter Auftakt zu Margot Douaihys cooler Serie, die dem Krimi-Genre mit einer ungewöhnlichen Hauptfigur neues Leben einhaucht.

Margot Douaihy, Verbrannte Gnade, Blumenbar, Hardcover, 368 Seiten, ISBN: 978-3-351-05129-7, 23 Euro

Horst Eckert: Nacht der Verräter

Sehr spannend

Polizist Max Bauer fällt aus allen Wolken, als während einer Party am hellichten Tag seine Frau Julia spurlos verschwindet. Sie hatte seit ihrem Kennenlernen ein Geheimnis um ihre Vergangenheit gemacht. Er nahm das in Kauf, denn ihre Liebe half ihm aus einer Krise nach einem traumatischen Einsatz. Aber wo soll er bei seiner Suche nun ansetzen? Zugleich konfrontieren ihn Kollegen der Kripo mit einem bösen Verdacht: Seine Brüder, Polizeibeamte im Streifendienst, sollen in den aktuell boomenden Handel mit Kokain aus den nahen Häfen Antwerpen und Rotterdam verstrickt sein. Von Max wird verlangt, seine Familie zu bespitzeln, anderenfalls würde man ihn als Mittäter verfolgen. Ein lebensgefährlicher Seiltanz mit ungewissem Ausgang beginnt.

Horst Eckert, Nacht der Verräter, Heyne, Paperback, 400 Seiten, ISBN: 978-3-453-42941-3, 17 Euro