„Ich seh’ dir in die Augen, Kleines“ – mit diesen Worten verabschiedet Humphrey Bogart alias Richard in dem berühmten Filmklassiker „Casablanca“ seine Ilsa, gespielt von Ingrid Bergman. Beide tragen dabei Hut. So selbstverständlich wie heute Jeans. Lange Zeit war der Hut von unseren Köpfen verschwunden, jetzt ist er zurück. Zeit, zuzuschlagen, denn Herbstzeit ist Hutzeit – und die Auswahl an unterschiedlichen Modellen groß.

 

Humphrey Bogart und Ingrid Bergman in der legendären Flughafenszene im Film „Casablanca“.

Über viele Jahrhunderte waren Hüte wie der elegante Homburger mit hochgebogener Krempe, der Zylinder oder die Melone à la Charlie Chaplin fester Bestandteil der Alltagsgarderobe. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war es für Männer undenkbar, ohne Hut das Haus zu verlassen. Die klassische Kopfbedeckung galt als Standeszeichen und war Ausdruck von Stil und Eleganz. Der Griff zur Hutablage gehörte daher zum täglichen Ritual. Doch nicht nur der Mann, auch die Frau war ohne Hut nicht fertig angezogen: von kleinen neckischen Käppchen über raffinierte Hutschleier bis hin zu riesigen extravaganten Wagenradhüten war die Auswahl groß. Ab den 1960er Jahren – mit der Verbreitung schneller und schnittiger Autos – wurde der Kopfputz, wie der Hut bis dahin hieß, jedoch immer unpraktischer. An seine Stelle traten andere Kopfbedeckungen wie Mützen, Kappen und Kopftücher. Aber auch individuelle Frisuren als Ausdruck persönlichen Stils wurden wichtiger und ersetzten den Hut: Frauen toupierten ihre Haare mit viel Volumen im Stil der glamourösen persischen Kaiserin Farah Diba. Und auch Elvis Presleys Haartolle wäre von einem Hut eher plattgedrückt worden.

Außergewöhnlich und glamourös: Audrey Hepburn // Charlie Chaplins Markenzeichen war die Melone.

Der klassische Hut diente fortan meist nur noch dem Schutz vor Sonne, Wind und Wetter. Tief ins Gesicht gezogen gibt die Kopfbedeckung auch eine gute Tarnung ab. Es heißt, schon der wahnsinnige Kaiser Nero soll sich unter seinem Hut verborgen haben, wenn er nachts durch die Bordelle von Rom zog.

Großer eleganter Damenhut mit Federn verziert. Modell Liliane von Mayser, Preis auf Anfrage

Großer eleganter Damenhut mit Federn verziert. Modell Liliane von Mayser, Preis auf Anfrage

So ganz ist der Hut nie von der Bildfläche verschwunden. Das verdanken wir zu Teilen auch den Royals, die das Modeaccessoire gerne zu offiziellen Anlässen tragen. Allen voran Queen Elizabeth II. Nicht umsonst trägt sie den Spitznamen „Queen of hats“, denn in den vergangenen 50 Jahren hat sie laut Statistik rund 5.000 verschiedene Hüte getragen. Und auch andere prominente Personen haben die Kopfbedeckung zu ihrem Markenzeichen gemacht. Michael Jackson, Justin Timberlake und Udo Lindenberg ohne Hut? Für ihre Fans sicher unvorstellbar. Schauspieler Johnny Depp wurde 2011 im Übrigen zum Hutträger des Jahres gekürt.

 

Einer der bekanntesten Hutträger Deutschlands ist Udo Lindenberg. // Die britische Königin Elisabeth II. trägt oft und gerne Hut.

 

Die vielen Promis mit Hut geben auch, was die Kopfbedeckung betrifft, Impulse, denn Huttragen liegt mittlerweile wieder voll im Trend. Besonders stylisch ist es, einen Hut nicht wie früher nur zu Wolljackett und Wintermantel zu tragen, sondern vorzugsweise zu Jeans und Shirt. Derzeit sehr beliebt ist der Trilby, ein kleiner Fedora mit schmalem Rand. Männer stylen ihn zu Jeans im Used Look und kreieren so einen modernen Stilbruch. Ähnlich werden auch Homburger und Porkpie – Hut mit flachem tellerförmigem Kopfteil und schmaler Krempe – kombiniert.

Auch Frauen greifen gerne auf maskuline Modelle zurück: Von typisch französischen Baskenmützen bis zum Panamahut ist Vielfalt angesagt. Die gute Nachricht ist, dass absolut jeder Hut tragen kann. Wer sich beim Styling jedoch unsicher ist, holt sich seine Inspiration ganz einfach im Netz. Berühmte Modebloggerinnen und Fashion-Expertinnen wie Chiara Ferragni machen das moderne Huttragen vor und zeigen, wie man Schlapphut und Co. richtig kombiniert. Die Ergebnisse sprechen für sich: Mut zum Hut lohnt sich. 

Der Herrenhut war früher nicht nur Accessoire, sondern gehörte über viele Jahrhunderte hinweg fest zur Garderobe.

Der Herrenhut war früher nicht nur Accessoire, sondern gehörte über viele Jahrhunderte hinweg fest zur Garderobe.

Rund um das Thema Hut gibt es sogar Studien. Nach dem Prinzip „Sag mir, welchen Hut du trägst, und ich sage dir, wer du bist“ beschäftigen sie sich unter anderem damit, was die Hutform und die Art des Huttragens über die Persönlichkeit des Trägers aussagen. So heißt es beispielsweise, dass Menschen, die ihren Hut tief ins Gesicht ziehen, Egoisten sind. Dagegen ist jemand, der seinen Hut frei aus der Stirn trägt, ein Optimist und ein guter Freund.

 

Homburg aus Filz von Fiona Bennett, ab 430 Euro // Der moderne Gentleman trägt wieder Hut: Brauner Trilby mit edler Garnitur. Modell Crosby von Mayser, Preis auf Anfrage

 

Flapper Hut mit angesagtem Farbverlauf. Modell Lisett von Mayser, Preis auf Anfrage // Schick und frech: Herren Schiebermütze Basti von Mayser, Preis auf Anfrage // Damenglocke mit Ripsbandschleife. Modell Heide von Mayser, Preis auf Anfrage

In erster Linie ist der richtige Hut eine Frage des Geschmacks. Jedoch wirkt jeder noch so schöne Hut nicht, wenn er nicht auch zu Kopf und Statur seines Trägers oder seiner Trägerin passt. Grundsätzlich gilt: Kopf, Gesicht und Hut sollen einen harmonischen Gesamteindruck ergeben. Personen mit einem eher runden Gesicht steht am besten ein Hut, der den Kopf optisch streckt. Dies erreicht man mit Hüten mit hohem kantigem Kopfteil oder asymmetrischen beziehungsweise schrägen Krempen. Hierzu gehören zum Beispiel Borsalinos, Panamahüte, Trilbys und Fedoras. Auf flache Hüte sollte dagegen verzichtet werden. Bei einem eckigen Gesicht eignen sich runde Hüte mit gerundetem Kopfteil und Krempen sehr gut. Sie lassen die Gesichtszüge weicher erscheinen. Menschen mit länglichen Gesichtern stehen Hüte mit wenig Volumen wie Schlapphüte, Cloches oder Porkpies am besten. Quadratische Gesichter bekommen mit Hüten, die einen hohen Kopfteil haben, mehr Länge. Melonen oder Cowboyhüte sind hier wunderbar. Auch ein herzförmiges Gesicht braucht Länge: Perfekt sind Hüte, die das Gesicht nach oben hin strecken, ohne dabei Volumen an den Schläfen hinzuzufügen. Dazu zählen Fedoras mit mittelbreiter Krempe, Trilbys mit schmaler Krempe und Baseball-Caps. Wer ein ovales Gesicht hat, braucht keinen Ausgleich und kann bedenkenlos jeden Hut tragen.

Wer sich für das Hutmacherhandwerk interessiert, der kann in Köln eine Hutfarbrik besichtigen: Im Kölner Stadtteil Ehrenfeld produziert die Firma Jochen Flemming seit über 45 Jahren Kopfbedeckungen. Und in Bad Honnef fertigt Hannelore Mertesacker Hüte für jeden Anlaß.

 

Titelbild: Die Berliner Designerin Fiona Bennett fertigt in ihrem Atelier in Berlin extravagante Hüte nach Maß.
Fotos: Joachim Gern/Fiona Bennett, Sebastian Burgold/Fiona Bennett, Mayser GmbH & Co. KG (5), Siebbi