Frühling liegt in der Luft. Modetechnisch betrachtet befinden wir uns in einer Übergangszeit. Ein Mantel ist jetzt zu warm, aber nur ein T-Shirt oder eine Bluse sind noch zu kalt. Eine Lösung bietet sich in Form einer Strickjacke bzw. eines Cardigans an.

„Die großen Fragen der Geschichte werden nicht mit Blut und Eisen entschieden, sondern im Cardigan beim Fünf-Uhr-Tee.“

Otto von Bismarck

Ein Cardigan ist ein Klassiker und sollte in keinem Kleiderschrank fehlen. Es gibt ihn aus sehr feinen Materialien wie Cashmere oder einem Seiden-Woll-Gemisch, aber auch aus grober Wolle. Einreihig, zweireihig, mit oder ohne Schalkragen, in allen Farben, kurz oder lang – eine Jacke aus Strickgewirk ist nie langweilig und zu vielen Gelegenheiten tragbar. Anders als der Pullover hat der Cardigan den großen Vorteil, dass man ihn leicht an- und ausziehen, öffnen und schließen kann. Frisurschonend erfreut er sich besonders in der Damenwelt großer Beliebtheit.

cardiganDer Cardigan hatte lange Zeit mit dem Ruf zu kämpfen, bieder zu sein. In den 1980er Jahren fanden die sogenannten Popper wieder Gefallen an ihm und er feierte ein modisches Comeback. In den 1990er Jahren tauchte er wieder ab, bis er seit einigen Jahren plötzlich wieder da ist. In Kombination mit einem weißen Hemd oder einer Bluse ist er schlicht und edel sowie absolut bürotauglich. Elitär oder sportlich, die Strickjacke verleiht jedem Outfit den letzten Schliff. Voraussetzung ist allerdings, dass sie gut sitzt. Weit und schlabbrig kann man sie bestensfalls tragen, wenn einen niemand sieht. Eine zu enge Strickjacke dagegen offenbart auch das kleinste Pölsterchen. Leger sollte ein Cardigan sitzen: nicht zu weit und nicht zu eng. Also – beim Kauf einer Strickjacke genau in den Spiegel sehen und nicht einfach sagen: „Passt schon.“ Natürlich gibt es auch sogenannte Oversize-Modelle. Da wird der bewusst weite Schnitt durch eine Skinny-Jeans, kurze Stiefeletten und eine schicke Statement-Tasche ausgeglichen. Das ist etwas anderes, als wenn man einen Cardigan einfach zu weit kauft, in dem Fall sitzen Schulter- und Ärmelnähte dann auch nicht richtig.

Berühmter Cardiganträger war Helmut Kohl, der die Wiedervereinigung Deutschlands mit Michail Gorbatschow im Cardigan besiegelte. Kohl schrieb in seiner blauen Strickjacke Geschichte. Viele Jahrzehnte früher soll der eiserne Kanzler, Otto von Bismarck, schon gesagt haben: „Die großen Fragen der Geschichte werden nicht mit Blut und Eisen entschieden, sondern im Cardigan beim Fünf-Uhr-Tee.“ Der Name des Cardigans geht allerdings auf einen Briten zurück. James Thomas Brudenell war der siebte Earl auf Cardigan und diente als General im Krimkrieg. Dort setzte die Kälte den Truppen sehr zu und schwächte sie. Der Earl kam auf die Idee, für seine Soldaten Strickjacken herstellen zu lassen. Damit war der Cardigan geboren.

Fotos: pixabay.com, P. M. J. Rothe