Vor etwas mehr als 170 Jahren haben sich die ersten Meisteruhrmacher in Glashütte, der kleinen Stadt im Osterzgebirge, niedergelassen. Sie begründeten eine Tradition, die bis heute bei Glashütte Original mit Leidenschaft und Können gepflegt wird. Wir haben die Baselworld, die weltweit größte Uhren- und Schmuckmesse zum Anlass genommen, uns über die Uhrmacherkunst aus Sachsen zu informieren. Ein Rück- und ein Ausblick.

 

Glashütte_Messestand

Eingerahmt von den anderen Prestige- und Luxusmarken der Swatch Group bot der Stand von Glashütte Original auf der Baselworld neben Ausblicken auf die diesjährigen Neuheiten und aktuellen Highlights auch einen Blick hinter die Kulissen: Uhrmacher des Hauses präsentierten zusammen mit Kollegen der hauseigenen Pforzheimer Zifferblattmanufaktur live ihre Kunst.

1845 gründete Ferdinand Adolph Lange die erste Uhrenfabrikation in Glashütte. Namhafte Kollegen wie Julius Assmann, Moritz Grossmann und Adolf Schneider folgten seinem Beispiel. Ort und Zeitpunkt waren ideal, da in dem beschaulichen Städtchen die Zeit des Bergbaus zu Ende ging und viele Menschen neue Arbeit suchten. Viele Jahre investierten die Uhrenfabrikanten in die Aus- und Weiterbildung von Fachkräften und eröffneten schließlich 1878 die erste deutsche Uhrmacherschule. Damit war der Grundstein gelegt für viele Generationen von Meisteruhrmachern, die ihr ganzes handwerkliches Können, Kreativität und höchste Perfektion in außergewöhnliche Zeitmesser steckten. So erlebte die Glashütter Uhrenindustrie bis zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges eine Blütezeit. Die Uhrenfirmen fertigten anspruchsvolle und teils sehr komplizierte Taschenuhren, die ihre Besitzer stolz als Prestigeobjekt und Statussymbol trugen.

Ab Ende der 1920er Jahre schwenkten die Betriebe zunehmend auf die Produktion erschwinglicher Armbanduhren um. Zehn Jahre später waren es Uhren für das Militär – Fliegeruhren, Marinechronometer und Beobachtungsuhren. 1951 wurden alle nun bereits verstaatlichten Glashütter Uhrenfirmen zum VEB Glashütter Uhrenbetriebe zusammengelegt und die Uhren fast ausschließlich für den Alltag produziert. Sie waren robust, funktionell – und präzise. 1990 entstand aus dem VEB Glashütter Uhrenbetriebe die Glashütter Uhrenbetrieb GmbH. Nach erfolgreicher Privatisierung werden die Uhren seit 1994 unter der Marke Glashütte Original produziert. Die Neuausrichtung erfolgte unter dem Leitsatz „zurück zu den Wurzeln“. Dies findet Ausdruck in anspruchsvollen, teils komplizierten und aufwendig in Handarbeit gefertigten und veredelten Luxusuhren.

Selbst für ein vergleichsweise einfaches Werk von Glashütte Original benötigt der Uhrmacher mehrere Stunden, um es zu montieren. Komplexe und anspruchsvolle Werke werden in bis zu 20 Arbeitstagen gefertigt. Die Manufaktur Glashütte Original verbindet uhrmacherische Traditionen mit den modernsten Materialien und innovativen Technologien. Dabei bedeutet der Begriff Manufaktur, dass die Werke selbst entworfen und hergestellt werden. Bis zu 95 Prozent der Teile jeder Uhr entstehen vor Ort in dem Manufakturgebäude, eine Fertigungstiefe, wie sie wohl kaum ein anderer Glashütter Uhrenhersteller erreicht. Vor der traditionellen Handmontage werden alle Werkteile geprüft, geschliffen und vorbereitet. Viele werden außerdem aufwendig graviert und veredelt. Eines der unverwechselbarenMerkmale vieler Uhren von Glashütte Original ist die typische Dreiviertelplatine mit Glashütter Streifenschliff .

 

Glashütte Uhrenmontage

Montage Unruhkloben (oben link) // Streifenschliff auf Rotorplatte (unten links) // Montage Dreiviertelplatine (rechts)

 

2000 hat die Swatch Group AG Glashütte Original übernommen. Die Übernahme war von beiden Seiten gewollt, um Glashütte Original noch internationaler ausrichten zu können. Zwei Jahre später hat die Manufaktur ihre eigene Uhrmacherschule eröff net. Die „Alfred Helwig“-Schule bildet die beiden Berufe Uhrmacher und Werkzeugmechaniker aus. Untergebracht ist die Ausbildungsstätte im restaurierten Gebäude der ehemaligen Deutschen Uhrmacherschule, in dem heute auch das Deutsche Uhrenmuseum Glashütte beheimatet ist.

Auf der Baselworld bot „Glashütte Original“ einen Blick hinter die Kulissen: Uhrmacher des Hauses demonstrierten zusammen mit Kollegen der hauseigenen Pforzheimer Ziff erblattmanufaktur live ihre Kunst. Im Mittelpunkt der Weltmesse standen aber sicherlich die diesjährigen Neuheiten und aktuellen Highlights.

Glashütte_Uhrenkollektion

Die Highlights 2016. Die zeitlos-klassische Senator Excellence (links) mit dem neuen mechanischen Manufakturkaliber 36, der hochpräzise Senator Chronometer (rechts) in Mitternachtsblau sowie die Damenuhr Lady Serenade in Rosé-Gold und mit tiefschwarzem Zifferblatt (unten).

Dazu gehörte die Premiere des neuen mechanischen Manufakturkalibers 36. Designer und Konstrukteure ließen sich bei der Entwicklung des Werks von vier Grundprinzipien leiten: Stabilität – im Gang der Uhr wie in ihrer Verarbeitung –, Präzision, lange Laufzeit und zeitlos- schöne Ästhetik. Es entstand ein gut durchdachtes Automatikwerk mit den klassischen Funktionen Stunde, Minute und Sekunde. Das Kaliber 36 feierte seine Premiere mit der Senator Excellence. Der Zeitmesser ist einer der Klassiker von „Glashütte Original“ und von schlichter Eleganz.

Die Neuauflage des Senator Chronometers hat ein tiefblaues Zifferblatt, das die feine Körnung der Grainé-Lackierung hervorhebt und der Oberfläche eine samtige Struktur verleiht. In der hauseigenen Zifferblattmanufaktur in Pforzheim wird die Lackierung des Zifferblatts in mehreren Schichten aufgetragen und getrocknet, bis genau der gewünschte Farbton und die richtige Textur erzielt sind. Die Gestaltung des Zifferblatts ist von berühmten Marinechronometern der Vergangenheit beeinflusst und wird mit moderner Eleganz verbunden. Angetrieben werden die Funktionen vom Handaufzugkaliber 58-01. Es verfügt unter anderem über einen Sekunden-Null-Stopp-Mechanismus, der beim Ziehen der Krone die Zeitanzeige arretiert, den Sekundenanzeiger auf Null setzt und dort hält. Gleichzeitig bewegt sich der Minutenzeiger auf den nächsten vollen Minutenindex. Dreht man nun die Krone zum Einstellen der Uhrzeit, springt der Zeiger auf den nächsten Minutenindex – so bleibt der richtige Zusammenhang von Sekunde und Minute immer erhalten.

Im Bereich Damenuhren hat Glashütte Original drei neue Varianten der Lady Serenade präsentiert. Sie bringen edles Schwarz und strahlendes Weiß an das Handgelenk. Im Inneren der Lady Serenade schlägt das automatische Manufakturkaliber 39-22. Dank seiner Sekundenstopp- Funktion wird beim Ziehen der Krone der Sekundenzeiger angehalten, so kann die Zeit äußerst präzise eingestellt werden. Ein Saphirglasboden lenkt den Blick auf die komplexe Konstruktion des Uhrwerks sowie die aufwendige Dekoration.

Zeitmesser von Glashütte Original sind echt deutsche Handwerkskunst und vereinen klares Design mit edlen Materialien und innovativer Technik. Die Uhren haben längst von Sachsen aus ihren Weg in die ganze Welt gefunden – Glashütte Original Boutiquen gibt es von Tokio bis Paris. Die Uhrmacher aus Sachsen gehen mit der Zeit.

 


auszeichnung_glashütteKULTURELLES ENGAGEMENT
Für Glashütte Original sind nicht nur, was die Uhrmacherkunst betrifft, Werte und Tradition wichtig. Die Manufaktur engagiert sich unter anderem auch im kulturellen Bereich. Dabei spielt die Musik eine große Rolle. So wurde in diesem Jahr zum 13. Mal der mit 25.000 Euro dotierte Glashütte Original MusikFestspielPreis gemeinsam mit den Dresdner Musikfestspielen verliehen. Preisträger 2016 ist der lettische Dirigent Andris Nelsons. Damit wird er für sein Engagement in der Vermittlung klassischer Musik und für die Nachwuchsförderung ausgezeichnet. Nelsons wurde vergangenes Jahr zum Kapellmeister des Gewandhausorchesters Leipzig bestellt und wird dort ab der Saison 2017/18 wirken.

 

 

Fotos: Marco Borggreve, René Gaens (8), Clemens Bilan/Getty Images for Glashuette Original