Kork – Das natürliche Supermaterial

In diesem Moment, da diese Zeilen entstehen, wird mir erst richtig bewusst, wie viel Kork sich in meiner Wohnung befindet. Von wegen: Das weiche, angenehm griffige Material ist von gestern. Kork hat Karriere gemacht und ist zu einem der Lieblingsstoffe der Designer geworden. Aus Kork werden heute Hocker, Bänke, Tischplatten, Untersetzer, Handyhüllen, Wandbekleidungen und sogar Brillengestelle hergestellt.

Kork ist ein auf den ersten Blick unscheinbares Material, das jedoch vielseitig einsetzbar und dessen Abbau und Verarbeitung ökologisch vertretbar ist. Das Naturprodukt wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen. Dafür muss der Baum nicht gefällt, sondern vielmehr geerntet werden. Alle neun Jahre schält man die zentimeterdicke Borke behutsam ab, um den Baum nicht zu beschädigen. Da die relativ seltene Korkeiche – sie wächst nur in Portugal, Spanien, Italien und Nordafrika – nach Abtragung der Rinde quasi nackt dasteht, ist sie äußeren Witterungsverhältnissen ausgeliefert. Einschnitte könnten sie schnell austrocknen und absterben lassen. In der Regel ist die Kahlrasur aber unproblematisch. Bis zu 17 Mal kann die Korkeiche in ihrem langen 200-jährigen Leben geerntet werden, immer im Juli und August.

Der mannigfaltige Nutzen von Kork ergibt sich aus seiner vorteilhaften Beschaffenheit. Er ist luftdurchlässig, elastisch und antiallergisch. In den Zwischenräumen seiner wabenartigen Struktur kann er effizient Wärme speichern. Damit seine Qualität in jedem Fall den Anforderungen gerecht wird, lässt man Kork neun Monate nach der Ernte aushärten, bevor er ausgekocht und getrocknet wird. Die Weiterverarbeitung ist aufwendig und wird vor allem durch Sortierung von Hand bestimmt. Insgesamt gibt es sieben Qualitätsstufen. Je weniger Luftlöcher und Risse etwa ein Korken hat, umso hochwertiger ist er.

Die Renaissance von Kork

Das Wissen um den Nutzen von Kork war schon den antiken Griechen und Römern bekannt, die unter anderem ihre Weingefäße damit verschlossen. Im europäischen Mittelalter ging dieses Wissen jedoch wieder verloren, obwohl die Weinproduktion keinesfalls reduziert wurde. Grobe Holzstopfen waren stattdessen weit verbreitet, sofern der Wein nicht umgehend getrunken wurde. Erst im 17. Jahrhundert dichtete ein französischer Kellermeister seinen explosiven Schaumwein mit Kork und Hanfkordeln ab.

Die Einsatzmöglichkeiten von Kork sind vielseitig und machen beim Haushalt nicht Halt. Der Naturstoff dient unter anderem auch als Hightech-Dämmmaterial in Weltraumraketen, begeistert als waschbare Modekollektionen, die aussehen wie Wildleder, und schmückt unseren Lifestyle.

Kork-Accessoires aus Hennef

Den natürlichen Wert von Kork weiß auch Sabine Kanngiesser zu schätzen und hat in Hennef eine nachhaltige Start-up-Marke ins Leben gerufen, die Uhren und Sonnenbrillen aus dem beliebten Material produziert. Mit dem passenden Namen „Verkorxst“ (verkorxst.de) spricht die Unternehmerin die Individualität ihrer Kunden an. Ihre Philosophie: Genau wie wir Menschen verfügt auch Kork mit seiner unregelmäßigen Beschaffenheit über Ecken und Kanten. Persönliche Macken machen jeden von uns einzigartig und für andere besonders. Jedes Accessoire von Sabine Kanngiesser ist als teilweises Naturprodukt also im wahrsten Sinne „verkorxst“. Oder, um es etwas kaufmännischer auszudrücken: ein Unikat. Das wird mit kreativen und farbenfrohen Designs unterstrichen. Die Bestandteile aus Kork sind strapazierfähig und zugleich geschmeidig auf der Haut, was das Tragen dieses alternativen Schmucks zu einem gefühlvollen Erlebnis macht.

Beim aktuellen Trend, bewusster zu konsumieren, macht man seine Rechnung besser mit Kork. Immer mehr Menschen erkennen seine Vorteile, sogar Birkenstock-Sandalen gelten nicht mehr als altmodisch, sondern hip – eine natürliche Entscheidung.
(Bryan Kolarczyk)