Die Jeunes Restaurateurs (JRE) sind ein Zusammenschluss junger Spitzenköche. 390 Mitglieder in 16 Ländern stehen für kulinarische Höchstleistungen. Sie alle verbindet die Liebe zu gutem Essen. Doch nicht nur. Es geht auch um Freundschaft, Aufrichtigkeit und Persönlichkeit. Die JRE feiern in diesem Jahr ihren 50. Jahrestag. Präsident der deutschen Gemeinschaft mit 72 Mitgliedern ist seit 2022 Oliver Röder. Sein kulinarisches Zuhause ist die Landlust Burg Flamersheim, bestehend aus dem Gourmetrestaurant Bembergs Häuschen und dem Gasthaus Eiflers Zeiten. Wir haben mit dem Sternekoch über Aufgabe und Ziele der JRE gesprochen, wo er die Gastronomie künftig sieht und was den Gast in einem JRE-Restaurant erwartet.

Olli, was bedeutet es, in einem JRE-Restaurant zu speisen?
Für die Gäste bedeutet es Verlässlichkeit. Die Restaurants, die uns angehören, müssen höchste Qualitätsstandards erfüllen. Das betrifft die Gerichte, die Getränke und den Service. Bei uns stehen Produkt und Qualität im Fokus. Wir verarbeiten ausschließlich Zutaten, die dem hohen Qualitätsanspruch, dem wir uns verpflichten, gerecht werden. Bei uns wird Tischkultur gelebt. Wir bieten unseren Gästen ein besonderes Erlebnis. Sie kommen bei uns in einer entspannten Atmosphäre zusammen, essen, genießen und unterhalten sich miteinander – nicht zuletzt über das, was sie bei uns erleben.

Es geht also nicht nur um gutes Essen?
Es ist noch viel mehr. Essen verbindet die Menschen. Es fördert die Kommunikation und es verwöhnt Körper und Geist.

Was steckt hinter der Vereinigung?
Wir sind Köche und Köchinnen, die eine gemeinsame Leidenschaft haben: Genuss und Kulinarik. Unser Anspruch ist es, auf höchstem Niveau zu arbeiten, die Tischkultur weiter zu verfeinern und in die Öffentlichkeit hinauszutragen. Die Köche sollen sich untereinander austauschen. In den vergangenen 50 Jahren haben sich die JRE zu einer eigenständigen Marke entwickelt.

Wie wird man Mitglied?
Man bewirbt sich, darf dabei jedoch nicht älter als 43 Jahre alt sein. Entweder ist man selbstständig oder in einer Führungsposition, in der man eine gewisse Entscheidungsfreiheit hat. Dann benötigt der Bewerber zwei Fürsprecher. Der Betrieb muss in mindestens drei der fünf bedeutsamsten Restaurantführer gelistet sein. Ganz wichtig ist die Persönlichkeit des Bewerbers. Wir müssen zusammenpassen, damit der Austausch unter den JRE auch wirklich funktioniert. Wir sind Teamplayer, die gleich ticken.

Oliver Röder Herrengedeck

Herrengedeck, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Was passiert, wenn man älter als 43 Jahre ist?
Neben den normalen Mitgliedern gibt es die sogenannten Membres d’Honneur. Das wird man, wenn man älter als 50 Jahre ist. Das Mitglied scheidet dann aus dem aktiven Dienst aus. In dem Alter ist natürlich niemand alt, wenn ich das zu einem sagen würde, dann würde er mich zu Recht „zu Boden“ schicken. Aber wir mussten eine Grenze ziehen, damit Jüngere nachziehen können. Eine Organisation wie JRE muss auf jeden Fall modern bleiben und sich weiterentwickeln und das funktioniert nur durch frischen Nachwuchs.

Warum sollte man Mitglied werden?
Da ist zunächst der ehrliche Austausch untereinander. Jeder von uns hat Freunde und Bekannte. Aber es geht darum, auf Augenhöhe zu kommunizieren sowie auch über Probleme zu sprechen, wenn es einmal nicht so rosig läuft. Wir helfen einander. Gerade als junger Koch ist es nicht leicht, Familie und Betrieb zu vereinbaren. Erfahrene Mitglieder können hier Tipps geben. Wir treffen uns einmal im Jahr mit allen Familien, sodass sich auch die Angehörigen kennenlernen. Daraus entstehen echte Freundschaften. Wir sind eine große Familie, die ein gut funktionierendes Netzwerk bildet.

Olli, du bist seit etwas mehr als einem Jahr Präsident der Jeunes Restaurateurs Deutschland. Welche Bedeutung hat dieses Amt für dich?
Ich habe in einem JRE-Betrieb gelernt und habe damals mitbekommen, was dieser Zusammenhalt bedeutet. Es stand daher für mich fest, wenn ich einmal selbstständig sein sollte, auch JRE zu werden. Ich bin es seit elf Jahren; seit zehn Jahren bringe ich mich im Vorstand ein. Als das Amt des Präsidenten zur Verfügung stand, habe ich mit meiner Frau Katharina, die Sommelière im Bembergs Häuschen und im Eiflers Zeiten ist, sowie meinem Geschäftspartner Johannes von Bemberg gesprochen, ob es betrieblich und familiär möglich ist, diese Aufgabe zu übernehmen. Man kann nicht immer nur meckern, man muss auch mal selbst Verantwortung übernehmen. Ich habe von beiden die Unterstützung bekommen. Sie geben mir hundertprozentige Rückendeckung. Vielen Dank dafür an die beiden! Das Amt bedeutet viel zusätzliche Arbeit, aber ich mache es richtig gerne. Die Vereinigung und ihre Philosophie haben mich entscheidend geprägt.

Worauf liegt im Vorstand der JRE-Deutschland momentan der Fokus?
Im Moment liegt der Fokus auf unserer Stiftung. Unter dem Namen „JRE-Deutschland Foundation“ möchten wir vor allem Kindern und Jugendlichen eine gesündere Ernährung sowie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit näherbringen. Die Stiftung umfasst sowohl finanzielle Unterstützung als auch persönliches Engagement der Mitglieder sowie ihrer Partner und Freunde. Beispiel: Wir haben im März die JRE & Friends Charity Küchenparty in der Bonner Redoute veranstaltet, die direkt ein voller Erfolg war. Wir haben 25.000 Euro zugunsten der „JRE-Deutschland Foundation“ eingenommen, die an „Acker e. V.“ gegangen sind. Beigetragen zum Erfolg haben mehr als 100 Gäste, die sich das Motto „Genießen für den guten Zweck“ zu Herzen genommen hatten. Mit Programmen wie der „GemüseAckerdemie“ vermittelt „Acker“ Kindern Wissen zu Lebensmitteln und sorgt für mehr Bewusstsein in puncto gesunde Ernährung. Somit passt die Initiative perfekt zu den Zielen der „JRE-Deutschland Foundation“. Darüber hinaus machen wir uns beim Thema Ausbildung sehr stark.

Die „JRE-Deutschland Foundation“ möchte vor allem Kindern und Jugendlichen eine gesündere Ernährung sowie ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit näherbringen.

Oliver Röder Eifeler Fanke

Eifeler Fanke, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Jeunes Restaurateurs

Johannes von Bemberg, Katharina und Oliver Röder, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Oliver Röder Kürbitsch

Kürbitsch, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Was bedeutet das genau?
Ausbildung und Weiterbildung werden bei uns sehr ernst genommen. Wir haben eine eigene Berufsschulklasse, in die wir unsere Azubis schicken können. Dort geben zum Beispiel JRE-Köche sechsmal im Jahr Seminare. Wir veranstalten außerdem einen Mitarbeitertag für alle JRE-Mitarbeiter. Sie werden dann von unseren Spitzen- und Sterneköchen bekocht. Viele Winzer sind da und schenken ihre Weine aus. Die Mitarbeiter lernen sich untereinander kennen und erfahren zudem unsere Wertschätzung.

Gibt es Momente mit den Jeunes Restaurateurs, die beispielhaft für ihren Spirit sind?
Auf Anhieb fällt mir da ein Kollege ein, der nicht mehr vernünftig arbeiten konnte, weil ihm Mitarbeiter fehlten. Da haben andere Kollegen direkt reagiert und ihm Mitarbeiter ausgeliehen. Wir sind füreinander da und unterstützen uns, wenn es einem nicht so gut geht.

Was ist in naher Zukunft die größte Herausforderung?
Wir möchten noch einmal die sieben Prozent Mehrwertsteuer für die Gastronomie angehen. Wir setzen uns für Gleichbehandlung ein. Lebensmittel sollten nur einen Mehrwertsteuersatz haben, egal ob sie vor Ort verzehrt werden oder „take-away“ sind. Sieben Prozent Mehrwertsteuer sollten genug sein. Im europäischen Ausland haben 22 Länder einen reduzierten Mehrwertsteuersatz auf Speisen.

Bembergs Häuschen

Bembergs Häuschen, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Jeunes Restaurateurs

Bembergs Häuschen, Foto: © Bembergs Häuschen/Oliver Röder

Welche kulinarischen Trends beeinflussen derzeit die Gastrobranche?
Immer noch Regionalität und Nachhaltigkeit. Das sind nach wie vor Riesenthemen. Veganes und vegetarisches Essen sind aktuelle Trends. Dann spielt der Unterhaltungswert in Form der Präsentation von Essen eine Rolle. Also: Wie sehen die Speisen aus? Qualität und Handwerk stehen über allem, hinzu kommt der Entertainmenteffekt auf dem Teller. Nicht unbedingt ein Trend, aber wichtig ist, die individuelle Beziehung zum Gast. Also, dass der Gast beispielsweise mit Namen begrüßt wird.

Wo siehst du in Zukunft die Gastronomie?
Ich befürchte leider, dass es die Individualgastronomie immer schwerer haben wird. Dabei spielen Mitarbeitermangel und steigende Kosten eine wichtige Rolle. In der Systemgastronomie läuft es im Moment noch relativ gut. Ich hoffe, dass die Gastronomie wieder dahin kommt, wo sie einmal war. Das heißt, dass wieder mehr junge Menschen Lust auf einen Job in der Gastronomie bekommen und richtig Gas geben. Ich würde mich sehr freuen, wenn das Bewusstsein der Konsumenten sich dafür schärft, dass man es sich wert ist, gut zu essen und essen zu gehen.

Gehst du selbst noch essen?
Ich gehe gerne essen. Das Spektrum reicht vom Biergarten bis zum Drei-Sterne-Restaurant. Ich liebe gutes Essen und Gastfreundschaft.

Hast du ein Lieblingsgericht?
Das sind die Rouladen meiner Oma. Das sind Kindheitserinnerungen und auf die Rouladen mit Rotkraut und Thüringer
Klößen freue ich mich immer sehr.

Du hast Kinder. Essen sie alles, was du ihnen kochst?
Nein, nicht mehr. Früher war das so. Aber sie probieren alles und das ist mir wichtig. 
(Susanne Rothe)