Kunst unter Freien Himmel

Wunderschön zu jeder Jahreszeit ist der WaldSkulpturenWeg zwischen Schmallenberg im Hochsauerland und Bad Berleburg im Wittgensteiner Land. 23 Kilometer lang verbindet er Kunst und Natur und spiegelt die Geschichte der Kulturlandschaft und der Menschen wider. Alle ein bis zwei Kilometer stößt man zwischen Fichten und Mischwald auf Plastiken, Skulpturen und Inszenierungen international bekannter Künstler – eine Ausstellung unter freiem Himmel.

Es ist einer der letzten sonnigen Herbststage, an dem wir früh- morgens mit dem Auto von Bonn ins Sauerland fahren. Unser Ziel: Schmallenberg – Anfang oder auch Ende einer Wanderung über den WaldSkulpturenWeg. Wir entscheiden uns, das Auto stehen und daher unsere Wanderung dort enden zulassen. Also steigen wir auf ein Taxi um, lassen uns nach Bad Berleburg bringen – und beginnen dort unsere Tour. Seit 2001 verbindet der Wanderweg Schmallenberg und Bad Berleburg und ist ein einmaliges Erlebnis für Kunstliebhaber und Wanderer. Wir waren sehr neugierig, was uns in einer der waldreichsten Regionen Deutschlands erwartet.

Waldskulpurenweg
„Was war zuerst?“ (Das goldene Ei) von Magdalena Jetelová

Das Projekt „Der Wettbewerb“ bildet den Ausgangs- und den Endpunkt des WaldSkulpturenWegs. Um eine Brücke zwischen Identitäten, Traditionen und Vorurteilen zu schlagen, hatte der Konzeptkünstler Jochen Gerz die Menschen von Schmallenberg und Bad Berleburg eingeladen, Briefe über den Rothaarkamm an die jeweils andere Stadt zu schicken. Die Schreiben wurden an verschiedenen Stellen auf Schilder gedruckt angebracht und machen die diversen Sichtweisen der Einwohner deutlich.

„Was war zuerst?“ heißt die zweite Skulptur, die unseren Weg säumt. Es ist ein etwa 6,50 Meter hohes goldenes Ei, das die tschechische Bildhauerin und Fotografin Magdalena Jetelová gestaltet hat. Es symbolisiert die Entstehung des Lebens und dessen ewigen Kreislauf.

„Monument des verschollenen Falken“ von Alan Sonfist
„Monument des verschollenen Falken“ von Alan Sonfist

Leider nur aus der Vogelperspektive erkennbar ist das 44 mal 28 Meter umfassende „Monument des verschollenen Falken“ – unsere zweite Station. Der New Yorker Künstler Alan Sonfist hat aus Erdwällen den Umriss eines schwebenden Falken modellieren lassen. Die Erdwälle wurden mit Baumarten bepflanzt, die früher den Wald in der Region dominierten, aber durch den Menschen verdrängt worden sind. Das Kunstwerk ist als einziges eingezäunt, um es vor „Begehungen“ durch Menschen und Tiere zu schützen.

„Die Grünstation“ ist eine Hütte, die vollständig mit dem sie umgebenden Biotop verwachsen ist. Konzipiert hat die Plastik die in Frankreich lebende Künstlerin Gloria Friedmann. Ihr Thema: die Natur und das Verhältnis des Menschen zur Natur.

„Stein-Zeit-Menschen“ war unser nächster Wanderstopp. Zeit für einen warmen Tee aus der Thermoskanne und für die Skulptur von Nils-Udo. Mitten im Wald liegt ein riesiger Felsblock, der von Baumstämmen eingerahmt ist. Das Ensemble sieht aus wie ein alter Tempel.

Waldskulpturenweg
„Stein-Zeit-Mensch“ von Nils-Udo

Nach einer kleinen Pause wandern wir weiter und begegnen „Kein leichtes Spiel“. Die etwa vier Meter hohe Stahlskulptur von Ansgar Nierhoff steht für den Konflikt zwischen den über Jahrhunderte territorial, sprachlich, kulturell und konfessionell getrennten Regionen Sauerland und Wittgenstein.

Von Weitem schon sichtbar ist „Der Krummstab“ von Heinrich Brummack. „Eine allzu große Macht stürzt durch ihre eigene Masse“, steht auf der 7,50 Meter hohen Skulptur – ein Zitat von Martin Luther. 2.613 Kilogramm Aluminium wurden für sie verarbeitet.

„Kein leichtes Spiel“ von Ansgar Nierhoff
„Kein leichtes Spiel“ von Ansgar Nierhoff
Der Krummstab“ von Heinrich Brummack

Lili Fischer hat den „Hexenplatz“ entworfen, der aus Schornsteinen, die aus dem Waldboden ragen, einer Wetterfahne, Toren aus großen Ofengabeln und einem von Zauberbüchern umstellten Hexenkessel besteht. Die Installation „erzählt“ von Märchen und Magie und erinnert gleichzeitig an die Zeit der Hexenverfolgung.

Der größte Teil der Wanderung liegt hinter uns. Bis Schmallenberg sind es noch etwa sechs Kilometer. „Blinker II“ heißt die an diesem Punkt errichtete lichtkinetische Skulptur, die aus einem Stahlgerüst besteht, in das 196 bewegliche Edelstahlspiegel eingehängt sind.

Nächste Station: „Über den Teichen“ von Andreas Oldörp ist eine Klanginstallation, deren mystische Töne schon von Weitem zu hören sind. Sie besteht aus Kupferstehlen, die nach dem Prinzip von Orgelpfeifen konstruiert sind.

Nach 23 Kilometern und etwas mehr als sechs interessanten, wandertechnisch mittelschweren Stunden sind wir zurück in Schmallenberg und machen uns auf den Heimweg. Wer nicht wie wir die Strecke in einem Stück erwandern möchte, kann sich die Strecke auch in mehrere Etappen einteilen. Auch für Mountainbiker ist der WaldSkulpturenWeg gut geeignet. Für uns war es ein sehr schöner und vor allem abwechslungsreicher Ausflug, der drei Dinge miteinander verknüpft hat: Kunst, Natur und viel Bewegung. (Susanne Rothe)

waldskulpturenweg.de

„Hexenplatz“ von Lili Fischer (Detail)
„Hexenplatz“ von Lili Fischer (Detail)
„Blinker II. Ein Lichtspieltheater“ von Timm Ulrichs
„Blinker II. Ein Lichtspieltheater“ von Timm Ulrichs

Tipp:
Das Wandertaxi ermöglicht es, den WaldSkulpturenWeg von Bad Berleburg in Richtung Schmallenberg – oder umgekehrt – zu erwandern.
» Start in Schmallenberg: samstags, 10 Uhr, ab Holz- und Touristikzentrum
» Start in Bad Berleburg: samstags, 10.30 Uhr, ab Schloss Bad Berleburg
Anmeldung bis spätestens 17 Uhr am Vortag unter 02972 97400

Fotos: Edina Grabecz (10)