Es macht Spaß, hübsche Kinderkleidung zu shoppen. Aber das geht ganz schön ins Geld! Kinder wachsen so schnell. Laufend benötigen sie neue Hosen, Jacken, Kleider und Schuhe. Man kann beinahe zuschauen, wie Kinder eine Kleidergröße nach der anderen ablegen. Puh! Die Haushaltskasse wird ganz ordentlich belastet. Was tun? Secondhandläden wie „Pfiffikus“ in Alfter sind eine nachhaltige Alternative! „Pfiffikus“ ist schon seit 25 Jahren dabei und hat erlebt, wie sich das ursprünglich kritische Bild vom Secondhandhandel gewandelt hat. Der Kauf von gebrauchten Artikeln liegt voll im Trend. Secondhandmode ist längst salonfähig und das Geschäft mit ihr wird getriggert von dem Wunsch, nicht nur Geld zu sparen, sondern auch verantwortungsbewusst zu konsumieren. Ein Besuch im „Pfiffikus“ …

Das kunterbunte Secondhandgeschäft für Kindermoden hat gerade erst geöffnet und schon kommen drei Kunden herein und schauen sich um. „Pfiffikus“ wurde 2005 von Marita Röcke und Gabi Assenmacher in Alfter gegründet. Seit 2017 leitet Marita das 120 Quadratmeter große Geschäft allein, wird aber weiterhin von Schwester Gabi unterstützt. Die Geschwister haben erlebt, wie sich das Geschäft mit gebrauchter Kleidung entwickelt und den alten Makel abgeschüttelt hat. „Pfiffikus“ führt alles, was das Kinderherz begehrt, und hat ein ständig wechselndes Sortiment vielseitiger Artikel – von der Babyausstattung über Kleidung bis zum Laufrad, selbst Schwimmwesten und Strandanzüge mit UV-Schutz sind dort zu finden. Je nach Jahreszeit wird das Angebot angepasst. „Pfiffikus“ ist ein Erfolgsbeispiel für eine neue Konsumkultur. Viele Verbraucher kaufen bewusst Gebrauchtes, um die Umwelt zu schonen. Das ursprüngliche Schmuddelimage hat sich gewandelt und Secondhand ist für viele Konsumenten die erste Wahl. Vor allem für Eltern, die das Kleidersortiment immer wieder an die sich verändernden Körpergrößen ihrer Kinder anpassen müssen und dabei auch mit der Mode gehen möchten.
„Gebrauchte Kleidung zu kaufen, ist nachhaltig. Die Kleidung wird nicht so schnell weggeworfen und daher muss weniger Kleidung neu produziert werden.“
Wie ist „Pfiffikus“ entstanden?
Gabi: Begonnen hat alles in einer kleinen Einliegerwohnung, die leer stand. Ich hatte keinen Job, der mit kleinen Kindern zu vereinbaren war, wollte aber unbedingt etwas machen. Ich habe dort den „Pfiffikus“ eröffnet und ihn fünf Jahre allein betrieben – ohne Warenwirtschaftssystem, sondern jeder Posten wurde mit der Hand notiert. Meine Schwester ist dann eingestiegen und wir sind an den Standort umgezogen, an dem wir heute sind. Hier war früher einmal ein Schweinestall.
Der Kleidung, die Sie anbieten, sieht man nicht an, dass sie gebraucht ist.
Gabi: Bei uns wird Kindermode abgegeben, die absolut sauber und intakt sowie meistens ganz aktuell ist. Viele Eltern misten regelmäßig volle Kleiderschränke aus und geben gebrauchte, aber noch gut erhaltene Kinderkleidung für kleines Geld ab. Dadurch, dass Kinder so schnell wachsen, sind es oftmals Sachen, die noch kein halbes Jahr alt sind. Im „Pfiffikus“ findet man also Kinderkleidung, die modisch ist und nur die Hälfte von dem kostet, was man in einem „normalen“ Geschäft bezahlt hätte. Früher hat man mit Secondhand Aussagen und Begriffe wie „riecht nicht gut“ oder „altmodisch“ verbunden. Das hat sich geändert.
Marita: Genau. Es hat sich in den Jahren, in denen wir das Geschäft betreiben, ein Werte- und Imagewandel vollzogen. Hat man früher die Nase gerümpft, weiß man heute Secondhand zu schätzen.


Welche Vorteile bieten Secondhand-Kindersachen?
Marita: Gebrauchte Kindersachen bieten viele Vorteile, besonders für Eltern, die Wert auf Qualität und Robustheit der Kleidung legen. Billigware hält oftmals nicht viel aus. Alltagsstress auf dem Spielplatz und im Kindergarten machen sie schnell kaputt. Löcher und Risse in der Kleidung sind daher keine Seltenheit. Es gibt Eltern, die von Anfang an planen, die Kinderkleidung später weiterzugeben. Sie kaufen meist Markenkleidung, da sie wissen, dass sich dafür immer ein Käufer findet. Er erhält gute Qualität und kann die Sachen später oftmals noch einmal weiterverkaufen.
Gabi: Es gibt noch einen weiteren Treiber für das Secondhandgeschäft. Gebrauchte Kleidung zu kaufen, ist nachhaltig. Die Kleidung wird nicht so schnell weggeworfen und daher muss weniger Kleidung neu produziert werden. Bewusster Konsum schont die Ressourcen und ist gut für unsere Umwelt. Und es gibt noch einen Vorteil, der vor allem für Kinder mit Allergien oder Neurodermitis wichtig ist: Je häufiger die Kindersachen die Besitzer wechseln, desto öfter werden sie gewaschen. Mögliche Schadstoffe, die bei der Herstellung eine Rolle gespielt haben, werden herausgespült und können die empfindliche Haut nicht mehr reizen.
Was muss man beachten, wenn man etwas verkaufen möchte?
Gabi: Wie schon gesagt: Die Sachen müssen gewaschen sein und möglichst auch gebügelt. Ein ungebügeltes Hemd kauft niemand. Und eben im Unterschied zu früher: Die Kleidung muss aktuell sein. Etwas zu verkaufen, das zwar noch gut, aber nicht mehr modisch ist, ist schwierig. Moderne Kleidung geht schnell weg.
Wie läuft ein Geschäftsvorgang bei Ihnen ab?
Marita: Der Kunde bringt nach Terminabsprache seine Ware. Ich schaue sie mir sorgfältig an und mache einen Preis, von dem ich 60 Prozent bekomme und der Kunde 40 Prozent erhält. Kleidung, die für mich nicht in Ordnung ist, wird zurückgegeben. Der Rest wird in unser Warenwirtschaftssystem eingespeist, ausgezeichnet und geht in den Verkauf.


Wer kauft bzw. verkauft im „Pfiffikus“?
Marita: Es kommen Kunden aus den umliegenden Ortschaften und natürlich aus Bonn. Wir sind aber darüber hinaus bekannt. Viele kennen uns von Facebook und Instagram, weil ich dort sehr viel poste. Wir haben Kunden in der Schweiz, von dort habe ich gerade erst wieder eine Lieferung geschickt bekommen. Dreimal im Jahr kommt eine Kundin aus Afrika und bringt Kinderkleidung mit. Eine andere kommt aus Berlin und bringt nur Topware. Wir haben rund 3.000 Kundenadressen, viele davon sind Stammkunden.
Was fordert Sie immer wieder ganz besonders heraus?
Marita: Eine große Herausforderung besteht darin, Mitarbeiter zu finden und die Menge der angelieferten Kleidung und Spielsachen zu bewältigen.
Sie bieten ein Rundum-Paket an, was beinhaltet das?
Marita: „Pfiffikus“ bietet als Rundum-Paket einen Verleihservice für Kindersitze sowie einen Willkommens-Storch an. Wir verleihen Autositze: 0-18 kg, 9-18 kg und 15-36 kg. Außerdem verleihen wir gegen eine kleine Gebühr gerne einen Storch mit Wäsche, um ein neues Baby zu begrüßen.
Wo sehen Sie den Secondhandmarkt in Zukunft?
Marita: Secondhand ist im Aufwind und wird in den kommenden Jahren weiter stark wachsen. Natürlich spielen Online-Verkaufsplattformen eine große Rolle. Doch laut einer Mitteilung von Experten der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC Deutschland kaufen rund 39 Prozent der Verbraucher (Stand 09/23) Secondhandkleidung und -schuhe lieber stationär ein. Gut für uns. Wir sind positiv gestimmt. Kinder wachsen schnell aus ihrer Kleidung heraus, das wird sich nicht ändern. Die Preise werden auch nicht sinken. Für Eltern und natürlich auch Großeltern – da haben wir viele in der Kundschaft – sind wir daher die richtige Adresse.
(Susanne Rothe)
Fotos (5): © P. M. J. Rothe