Vielleicht kennen Sie das: Sie fragen jemanden nach der Uhrzeit und dieser zieht hilfsbereit seinen Ärmel hoch und schaut freudig auf sein Handgelenk. Mehr nicht. Auf Ihre Nachfrage hin wird die anfangs noch aufmerksame Person aus dem Tagtraum gerissen. „Entschuldigen Sie bitte. Es ist zehn nach zehn.“ Wenn Sie selbst eine Luxusuhr tragen, können Sie sich vermutlich gut mit der Person identifizieren. Falls nicht, ist Aufklärungsarbeit angebracht. Was Sie in diesem Moment erlebt haben, war die hypnotisierende Magie einzigartiger Handwerkskunst. Denn das sind Luxusuhren: handgemachte, zumeist mechanische Wunder der Technik, die kunstvoll in Szene gesetzt sind.
Luxusuhren

Breitling Chronomat
Die Uhren der Chronomat-Kollektion für Frauen sind mit dem legendären Rouleaux-Armband mit Doppelfaltschließe ausgestattet. Neben unterschiedlichen Größen (36 Millimeter Automatic und 32 Millimeter SuperQuartz™) kann auch zwischen unterschiedlichen Metallgehäusen ausgewählt werden. Ab 4.400 Euro, breitling.com

So funktioniert eine mechanische Uhr

Stellen Sie sich vor, dass in der Armbanduhr der Person, die Sie angesprochen haben, über hundert Komponenten, bestehend aus Zahnrädern, Schrauben, Plättchen und vielem mehr, ineinandergreifen, um die genaue Uhrzeit anzuzeigen – alles ohne Strom. Verschiedene perfekt aufeinander abgestimmte Einzelteile bewegen vergoldete oder sogar leuchtende Zeiger in so vielen Einzelschritten pro Minute um ihren Fixpunkt, dass sie zu schweben scheinen. 60 Sekundenschritte kennt der Träger dieser Uhr nicht mehr. Er denkt in mindestens 21.000 Halbschwingungen pro Stunde, also um ein Vielfaches mehr „Minischritte“ des Sekundenzeigers pro Minute.

Im Werkinneren einer mechanischen Uhr befindet sich die sogenannte Unruh. Mithilfe eines Ankers, der in das Ankerrad greift, verhindert der Mechanismus dieser Unruh, dass sich die gesamte Spannung der aufgezogenen Feder mit einem Schlag entlädt und dies die Zeiger durchdrehen lässt. Die Unruh reguliert also, wie viel Spannungskraft in wie vielen Schritten ins gesamte Räderwerk der Uhr entweicht. Mithilfe von Rädern in verschiedenen Größen wird diese Energie in Stunden, Minuten und Sekunden übersetzt. Je höher die Schwingfrequenz der Unruh, desto präziser ist die Uhr.

Wenn man sich dessen bewusst ist und womöglich noch eine individuelle Hintergrundgeschichte zur Uhr kennt, verwundert es nicht, wenn man beim Ablesen der Uhrzeit, diese sofort vergisst.

Luxusuhren IWC Portugieser Chronograph

IWC Portugieser Chronograph
Das neue Modell mit Edelstahlarmband (Ref. IW371617) ist mit einem Edelstahlgehäuse, einem argentéfarbenen Zifferblatt sowie blauen Zeigern und Appliken versehen. Im Inneren der Uhr arbeitet das IWC-Manufakturkaliber 69355. Ab 9.100 Euro, iwc.com

Luxusuhren Rolex Oyster Perpetual Submariner

Rolex Oyster Perpetual Submariner
Diese Armbanduhr verfügt über ein neu gestaltetes, mit einem Durchmesser von 41 Millimetern leicht vergrößertes Gehäuse – dessen Formen durch die Lichtreflexe auf den Flanken des Mittelteils unterstrichen werden – sowie ein neu proportioniertes Armband. Ab 7.550 Euro, rolex.com

Luxusuhren

Nomos Ahoi neomatik
Ahoi neomatik ist wasserdicht bis 20 atm, also zum Tauchen geeignet, mit Kronenschutz versehen, der Boden sechsfach verschraubt. Durchmesser: 36 Millimeter. Eine Uhr für ihn wie für sie. Ab 3.160 Euro, nomos-glashuette.com

Die Gründe für einen Uhrenkauf

Jeder Uhrenliebhaber ist anders. Während manche vor allem auf das Aussehen ihres Accessoires achten, also eine „Dresswatch“ bevorzugen, wählen andere ihren Zeitmesser nach technischen Aspekten aus. Die eine Uhr eignet sich besonders gut zum Bergsteigen, die andere zum Tauchen oder Rennfahren. Uhren mit einer Kurzzeitmessung beziehungsweise Stoppuhr nennt man Chronographen. Limitierte und hochpreisige Exemplare werden gesammelt und als Wertanlage benutzt. Nicht selten sind solche Uhren aus edlen Materialien wie Platin oder Gold hergestellt, mit Diamanten bestückt und gleichzeitig mit aufwendigen Komplikationen ausgestattet. Es gibt sowohl schlichte als auch extravagante Modelle von unterschiedlichen Herstellern. Viele von ihnen sind in der Schweiz ansässig.

Die Uhrmacherei hat eine alte Tradition, die bewusst gepflegt wird. Nachdem Mechanikuhren in der Quarzkrise in den 1970er bis 1980er Jahren fast vollständig vom Markt verdrängt wurden, interpretierte man sie als Luxusgut neu. Mehr denn je verkörpern sie heute Werte wie Beständigkeit und Qualität. Ein Kaufargument ist nicht selten, dass gute Uhren ohne Quarzbatterie eine längere Lebensdauer haben als die Massenprodukte mit Stromimpulsen. Die Verarbeitung sowie die Materialien sind ab einem gewissen Einkaufswert exzellent. Bei regelmäßiger Wartung, alle fünf Jahre oder in größeren Intervallen, werden Mechanikuhren sehr alt und avancieren zum Erbstück.

Mittlerweile haben sich Automatikuhren durchgesetzt, die nicht einmal von Hand aufgezogen werden müssen, sondern mithilfe kinetischer Energie betrieben werden. Es genügt, diese Uhr am Handgelenk zu tragen und so ganz unbewusst in Bewegung zu halten. Dadurch schwingt ein eingebauter Rotor, eine verhältnismäßig große Metallscheibe, in der Uhr bei jeder Bewegung des Trägers mit und zieht somit automatisch die Feder im Werk auf. Wie lange eine solche Automatikuhr ungetragen weitertickt, hängt von der verfügbaren Energie der Aufzugsfeder ab. Die Gangreserve beträgt oft mindestens 42 Stunden und kann weit darüber hinausgehen. So kann man dieses geniale Schmuckstück bedenkenlos über Nacht oder gar übers Wochenende beiseitelegen – aber wer möchte das schon?

Luxus bedeutet für jeden etwas anderes, und so finden sich bei vielen Juwelieren Uhren für den kleinen wie für den großen Geldbeutel. Es muss freilich keine Rolex für abertausende Euro sein. Viele renommierte Uhrenmarken bieten absolut hochwertige Uhren im mittleren und unteren Preissegment an. Bereits für unter 1.000 Euro findet man den einen oder anderen modernen Klassiker. Letztendlich geht es bei Mechanikuhren ums Prestige.

Luxusuhren

Mido Commander Blue Shade
Mido bietet eine neue Version seiner Commander Shade, die erstmals komplett mit einer schwarzen PVD-Beschichtung versehen wurde. Das runde Monocoque-Gehäuse und der schwarz-blaue Farbverlauf auf dem Zifferblatt machen die Commander Blue Shade zu einer besonders charakterstarken Uhr. Hinter dem Retro-Design verbirgt sich ein Automatikwerk der neuesten Generation: das Kaliber 80, das Präzision und bis zu 80 Stunden Gangreserve bietet. Ab 860 Euro, midowatches.com

Luxusuhren

Maurice Lacroix AIKON Venturer GMT
Als Erweiterung der AIKON-Kollektion setzt die AIKON Venturer ihre Erkundung des urbanen Universums mit der Ergänzung einer zweiten Zeitzone fort. Die mit einem weißen oder schwarzen Zifferblatt verfügbare AIKON Venturer GMT zeichnet sich durch ihren vierten Zeiger auf einer 24-Stunden-Skala aus. Ab 2.350 Euro, mauricelacroix.com

Luxusuhren

Jaeger LeCoultre Polaris Automatic
Drei intensive Blauschattierungen auf dem Zifferblatt der Polaris Automatic lenken den Blick auf ihr hochwertiges Finish: ein Rehaut aus Opal, gekörnte Stundenindizes sowie die Mitte des Ziffernblatts mit Sonnenschliff. Ab 6.950 Euro, jaeger-lecoultre.com

Keine Uhr, die es nicht gibt

Bei der Vielzahl an Uhrenmarken kann man leicht den Überblick verlieren. Da diese im ständigen Wettstreit um Design und Technik sind, obwohl das Prinzip einer Uhr stets dasselbe bleibt, kommt es zu zwei Erscheinungen, die eine Kaufentscheidung erschweren können: Zum einen kopieren Marken in ihren alljährlichen neuen Kollektionen ihre Konkurrenz und sich selbst. Zum anderen entwickeln Hersteller die verrücktesten Komplikationen, um aufzufallen. Es gibt sogar Uhren aus konserviertem Hartkäse oder solche, deren Zeitanzeige auf dem Prinzip der Hydraulik basiert. Wir haben Ihnen berühmte Hersteller ausgesucht, die einen ersten Einblick in die Vielfalt der Uhrenlandschaft gewähren.

1860 setzte sich Louis-Ulysse Chopard das Ziel, im Schweizer Jura hochpräzise Taschenuhren und Chronometer zu produzieren. Chronometer sind Mechanikuhren, die eine extreme und zertifizierte Genauigkeit vorweisen. Schon bald genoss das Unternehmen hohes Ansehen und baute seinen Erfolg aus. Uhrenliebhaber schätzen bis heute insbesondere die Fertigungstiefe von Chopard-Uhren. Elegantes Design und makelloses Finish kommen nicht von ungefähr. Das Unternehmen ist ebenfalls für seinen Schmuck weltberühmt und entwarf für die Internationalen Filmfestspiele von Cannes sogar die Goldene Palme – die höchste Auszeichnung des Festes. Für Aufsehen sorgte 1993 die Damenkollektion Happy Sport. Die Uhrmacher integrierten zwischen Uhrenglas und Zifferblatt frei bewegliche Diamanten – purer Luxus.

Chopard Alpine Eagle

Chopard Alpine Eagle
Die Uhr aus dem besonders widerstandsfähigen und lichtreflektierenden Metall Lucent Stahl A223 schlägt im Rhythmus eines als Chronometer zertifizierten Uhrwerks. Ab 12.800 Euro, chopard.de

Maurice Lacroix Masterpiece TRIPLE RÉTROGRADE
Luxusuhren

Maurice Lacroix Masterpiece TRIPLE RÉTROGRADE
Die Uhr hat ein anthrazitfarbenes Zifferblatt mit azurierten Genfer Streifen, pudrig gestempelten Ziffern in Silber und Zeigern in 4N-Gold. Zusätzlich zur Anzeige von Stunden und Minuten bietet das Zifferblatt eine Kalenderanzeige bei 6 Uhr, eine zweite Zeitzonenanzeige bei 12 Uhr und eine Wochentagsanzeige bei
3 Uhr. Ab 5.500 Euro, mauricelacroix.com

Wer ausgefallene Komplikationen bestaunen möchte und weniger Wert auf eine lange Historie legt, wird bei Maurice Lacroix fündig. Anders als die meisten blickt dieser Hersteller nicht auf eine lange Tradition zurück. 2006 stiegen die avantgardistischen Uhrmacher mit ihrem gleichnamigen Meisterstück direkt in die Oberliga der Uhrmacherkunst auf: In der Masterpiece-Kollektion präsentierten sie den ersten vollständig im eigenen Haus entwickelten und gefertigten Chronographen überhaupt vor. Im Sortiment von Maurice Lacroix gibt es viele Modelle, die technikaffine Menschen begeistert. Darunter etwa eine Uhr, bei der zwei herzförmige rotierende Zahnräder die Sekunden separat anzeigen und die gleichzeitig eine Datumsanzeige hat. Skelettierte Zifferblätter sind fast schon obligatorisch.

Uhren „made in Germany“ müssen sich nicht hinter dem Prädikat „Swiss made“ verstecken. Die Geschichte von Glashütte Original reicht bis ins Jahr 1845, als der Dresdner Uhrmacher Ferdinand Adolf Lange einen Kredit zum Bau einer Uhrenfabrik erhielt. Optisch wie technisch entwickelten die Handwerker viele innovative Neuerungen, mit denen sie sich von der Konkurrenz bis heute abheben und eine breite Käuferschaft ansprechen.

Luxusuhren

TAG Heuer Aquaracer X Bamford
Eine Aquaracer Special Edition in limitierter Auflage von 1.500 Exemplaren mit schwarzem Zifferblatt, die gemeinsam mit dem Bamford Watch Department entworfen wurde. Das 43-mm-Gehäuse ist extrem leicht, und die einseitig drehbare Lünette mit 60-Minuten-Skala und das dreireihige Armband sind aus äußerst widerstandsfähigem Titan Grad 2. Ab 3.700 Euro, tagheuer.com

Luxusuhren

Glashütte Original SeaQ Panoramadatum
Die Taucheruhr verfügt über ein 43,2 mal 15,65 Millimeter großes und bis 30 Bar wasserdichtes 18k-Rotgoldgehäuse. Die Tauchzeit wird mit einer Keramiklünette eingestellt, die das schwarze Zifferblatt mit Leuchtfarbe auf Ziffern und Zeigern für perfekte Ablesbarkeit bei allen Lichtverhältnissen umfängt. Bei 4 Uhr befindet sich das markentypische Panoramadatum. Ab 24.500 Euro, glashuette-original.com

Technik, die verzaubert

Der Dichter Novalis lässt 1800 in seinem berühmten Gedicht „Wenn nicht mehr Zahlen und Figuren“ von der Entzauberung der Welt durch Technik und Wissenschaft und von dem Tag sprechen, an dem wir alle durch eine Rückbesinnung auf Kunst und uns selbst zu einer tieferen Wahrheit gelangen. Innere Werte hätten dann mehr Gewicht und würden wettmachen, was unsere moderne Welt uns vorenthält. Doch schauen Uhrenliebhaber durch ein kunstvoll verziertes offenes Zifferblatt ins Herz einer Uhr, erzählen ihnen ausgerechnet die Zahlen und Figuren darin von einer höheren Wahrheit. Verstreichende Zeit kann so schön sein. Im Falle manch einer Uhr sind Technik und Magie kein Widerspruch. Und so wird die Zeit zur Nebensache.

(Bryan Kolarczyk)