Wir begegnen interessanten Personen aus der Region an einem Ort, der für sie eine besondere Bedeutung hat. Dieses Mal ist es Jürgen Marschner. Wir treffen den Kardiologen an der Bonner Ruder-Gesellschaft, wo er von seiner Begeisterung für die Medizin und seinem Traum vom Bauernhof erzählt.
Jürgen Marschner

Jürgen Marschner

Jürgen Marschner, Foto: © P. M. J. Rothe

15 Jahre alt war der Junge aus Röttgen, als er anfing, zu rudern. Seitdem ist der Wassersport sein ständiger Begleiter und hat ihn auf ganz unterschiedliche Art und Weise beeinflusst. Das regelmäßige und vielseitige Training brachte dem Schüler nicht nur schnell sportliche Erfolge, sondern auch seinen Spitznamen. „In unserem Boot gab es einen zweiten Jürgen, daher wurde ich – abgeleitet von meinem Nachnamen – kurzerhand in Mary umbenannt“, erinnert er sich. Die Verbundenheit zur Bonner Ruder-Gesellschaft und der Name sind bis heute geblieben.

Der Sport brachte Mary neben engen Freundschaften auch die Erfahrung, wie wichtig und notwendig ein gut funktionierendes Herz-Kreislauf-System ist. Er studierte Medizin, wählte die Fachrichtung Kardiologie und erfüllte sich mit diesem Beruf einen „Herzenswunsch“. „Ich wollte schon immer Arzt werden“, sagt er rückblickend. Die Medizin sieht er als ein komplexes System, das man begreifen müsse, um Krankheiten erfassen und sich in sie hineindenken zu können. „Die Physiologie des Menschen muss man verstehen, um den Patienten individuell therapieren zu können.“ Mary studierte in Rumänien, Berlin und Australien, arbeitete in Neuseeland und kehrte 1995 nach Bonn zurück. Fünf Jahre später eröffnete er gemeinsam mit seinem Partner T. Gheorghiu eine kardiologische Praxis in unmittelbarer Nähe des St. Josef Hospitals in Bonn-Beuel.

Der Vater von drei erwachsenen Kindern hat neben der Medizin viele andere Interessen. Sie sind weit mehr als reine Hobbys und so wie für den Arzt Jürgen Marschner gilt auch für sie: Halbherzig geht gar nicht. Neben seiner „normalen“ Arbeit absolvierte Mary die Ausbildungen zum Imker und Falkner, legte die Jägerprüfung ab und wurde geprüfter Landwirt. Mit einem Bauernhof oberhalb des Moseltals erfüllte er sich einen weiteren Traum. Die Mosel kennt der engagierte Mediziner seit vielen Jahren und es gibt kaum einen Flussabschnitt, auf dem er noch nicht gerudert ist.

Mehrmals die Woche fährt Mary nach der Praxis auf den Hof – wo ihn perlweiße Chianina-Rinder erwarten. Mit elf Tieren, importiert aus Bozen, hat er die Zucht begonnen. Der Anfang war nicht leicht, doch mittlerweile zählt die Herde 19 Rinder. „Die Tiere gehören zu der größten Rinderrasse der Welt und geben ein Fleisch von sehr hoher Qualität.“ Ein Nachbar kümmert sich um die im Freien lebenden Tiere, solange die Praxis den Kardiologen festhält. Mary hat für jedes der Rinder einen Namen und genießt die Arbeit und Ruhe auf den Moselanhöhen. Im Tal hat er Winzerfreunde, die er zusammen mit Bonner Ruderfreunden durch gemeinsame Wanderfahrten kennengelernt hat. Sport verbindet.