Sonntagmorgen, die Sonne scheint und noch nichts geplant? Wer im Rheintal wohnt, hat einige Möglichkeiten, den freien Tag mit toller Aussicht und etwas Geschichte zu erleben. Wir sagen Ihnen wo und servieren Ihnen ein paar Wissenshäppchen, die Sie direkt mit in den Picknickkorb packen können. Los gehts mit dem Drachenfels.
Drachenfelsbahn

Drachenfelsbahn. Triebwagen Nummer 3 in der Bergstation

Mit seiner zerbrechlichen Eleganz blickt er seit über 800 Jahren auf uns. Der Drachenfels. Von allen Bergen im Siebengebirge reicht er am weitesten an den Rhein und ist mit der Ruine des ehemals dreistöckigen Bergfrieds eines der berühmtesten Wahrzeichen des Rheintals. Jährlich pilgern zahlreiche Touristen zum Drachenfels, was den Berg zu den meistbestiegenen Europas macht, erkunden die Ruine, das zauberhafte Schloss Drachenburg und schwelgen in absoluter Rheinromantik. Der 321 Meter hohe Drachenfels liegt in Königswinter und ist eine sogenannte Quellkuppe. Das bedeutet, der Berg entstand durch aufsteigendes Magma, das aber nicht die Erdoberfläche durchbrach und erstarrte. Dies machte ihn lange Zeit zu einem lukrativen Steinbruch. Der dort abgetragene Quarz-Trachyt wurde besonders im Mittelalter verbaut – auch der Kölner Dom beispielsweise besteht teilweise aus dem Stein des Siebengebirges. Doch dass die heute so berühmte Silhouette des Drachenfels erhalten geblieben ist, ist der preußischen Regierung zu verdanken. Die kaufte 1836 den Steinbruch auf, legte ihn still und sicherte so die Naturschönheit. Einige Jahre später sorgte ein ganzer Verein für die Verschönerung des Siebengebirges und führte zur Finanzierung sogar eine staatliche Lotterie ein, aus deren Einnahmen die restlichen Steinbrüche erkauft wurden. Seit 1956 ist der Drachenfels ein Naturpark.

 

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Schloss Drachenburg. Der repräsentative Wohnsitz von Baron Stephan von Sarter wurde auf dem Drachenfels in Königswinter in Rekordzeit von 1882 bis 1884 erbaut.

 

Doch nicht nur der Berg hat eine interessante Geschichte. Besonders sein bekanntester Bewohner ist einen Besuch wert: die Ruine des ehemals dreistöckigen Bergfrieds. Einst war sie Teil einer Burganlage, die zur Absicherung des Kölner Gebiets vom Kölner Erzbischof Arnold 1167 fertig gebaut wurde. Neben dem Bergfried gehörten ein Palas, Dienstbotenwohnungen und eine Kapelle zur Anlage. Doch während des Dreißigjährigen Krieges wurde diese zerstört und nicht mehr neu erbaut.

Seitdem spazieren Besucher um die Ruine, werfen einen Blick auf die historischen Überbleibsel ­– zum Beispiel durch das „Kölner Fenster“, eine Öffnung im einzigen vom Palas übrig gebliebenen Mauerstück. Besuchen das märchenhafte Schloss Drachenburg, das sich am nördlichsten Hang des Drachenfels befindet. Oder genießen einfach den wunderbaren Ausblick auf den Rhein und das Tal.

Woher der Name für diesen mystischen Ort stammt? Das ist umstritten. Die einen sagen, auf der Erhöhung hauste einst ein Drache, den Siegfried aus der berühmten Nibelungensage schließlich tötete. Die anderen argumentieren sachlicher und führen die Wortherkunft auf den dort abgetragenen Quarz-Trachyt zurück. Doch eine Anmerkung sei hier erlaubt: Der Begriff Drachenfels ist 900 Jahre alt, Quarz-Trachyt hingegen erst seit 200 Jahren ein geologischer Begriff. Gab es also doch ein feuerspeiendes Monster im Siebengebirge?

„Weit droht ins offne Rheingefild
Der turmgekrönte Drachenstein;
Die breite Brust der Wasser schwillt
An Ufern hin, bekränzt vom Wein,
Und Hügeln, reich an Blüt‘ und Frucht
Und Au‘n, wo Traub‘ und Korn gedeihn,
Und Städten, die an jeder Bucht
Schimmern im hellen Sonnenschein:
Ein Zauberbild! – Doch fänd‘ ich hier
Zwiefache Lust, wärst du bei mir!“
(August Mommsen, 1885)

Bekanntlich führen alle Wege nach Rom, beim Bergfried ist es ähnlich: Eine Anfahrt mit dem Auto ist über die B42 möglich. Auch Züge zum Bahnhof Königswinter sind eine Möglichkeit. Stilecht über den Rhein erreichen Besucher den Drachenfels mit der KD, der Köln-Düssel-dorfer Deutsche Rheinschiffahrt. Deren Schiffe machen an den insgesamt vier Anlegestellen am Königswinterer Ufer Halt. Ist der Berg erreicht, kann zu Fuß hochgewandert oder die berühmte Drachenfelsbahn genommen werden. Die älteste Zahnradbahn Deutschlands, die 1883 eröffnet wurde, nachdem eine erste Welle des Massentourismus über den Berg schwappte, pendelt in der Hauptsaison alle 30 Minuten zum Bergfried. Die Talstation befindet sich in der Drachenfelsstraße in Königswinter, wo auch der alte Eselsweg startete. Dort konnten Besucher auf Eseln hochreiten, ein Transport-Relikt aus der Steinbruch-Zeit und lange Zeit die beliebteste Form, um nach oben zu gelangen. Doch derzeit ist der Weg nicht begehbar und bleibt voraussichtlich bis 2019 gesperrt.

 

Arnold Forstmann Drachenfels Bergfried

Arnold Forstmann: Nonnenwerth mit Drachenfels. Arnold Forstmann war ein deutscher Landschaftsmaler. Neben den typischen Ideallandschaften schuf Forstmann eine Vielzahl von Veduten, besonders von Orten des Rheintals und der Alpen. (Quelle:Wikipedia)

 

Übrigens hat Bergfried einen schicken Nachbarn. Denn das in den siebziger Jahren errichtete Restaurant, das lange Zeit die Touristen mit Speis und Trank versorgte, wurde abgerissen, um Platz für ein modernes Gebäude zu machen. Ein lichtdurchfluteter Glaskubus ergänzt nun-mehr das 1930er-Jahre-Gebäude und bietet ebenso wie die Sitzstufenanlage ein völlig neues Erlebnis.

Der Drachenfels: Ein Fleckchen Erde, versunken in der Ruhe des Rheintals und mit modernem Herz. Ein Ausflugsziel, das begeistert.

Fotos: kismihok from Amsterdam, The Netherlands – Drachenfels Bahn, CC BY-SA 2.0, www.commons.wikimedia.org, Arnold Forstmann/Wikimedia Commons, www.pixabay.com, Dmitry Tonkonog und Ksenia Fedosova/Wikimedia Commons (2)