Mit Whisky ist das so eine Sache: Entweder man liebt ihn oder man liebt ihn nicht. Manchen Menschen stockt allein schon beim Geruch der Atem, andere wiederum zelebrieren seinen Genuss regelrecht. Wenn Sie sich noch nicht entschieden haben, auf welcher Seite Sie stehen, lesen Sie bitte hier weiter … Bourbon, Malt oder Grain Whisky – die Auswahl ist groß und die Herstellung der einzelnen Sorten eine Wissenschaft für sich. Einer der Stars unter ihnen ist Scotch Whisky. Wir machen uns auf die Suche nach dem Erfolgsgeheimnis der legendären Spirituose!

 

Scotch zeichnet sich durch eine große geschmackliche Vielfalt aus, die vor allem von der Region geprägt wird, aus der er stammt. Stellen Sie sich die schottische Heimat von rund 110 Brennereien vor: eine wunderschöne, ursprüngliche Landschaft, wenig Besiedlung und kaum Industrie. Im Sonnenlicht glitzern die Hochlandseen und goldgelbe Gerstenfelder wiegen sich im Wind. Schon aus der Ferne kann man die Brennereien meist erkennen. Wir haben uns in der offiziell kleinsten, legalen Whiskybrennerei umgesehen: Edradour blickt auf eine lange Tradition der Whiskyherstellung zurück. Die Brennerei liegt nahe der Ortschaft Pitlochry mitten in einem kleinen Tal und ist von umliegenden Bergen gut verborgen. In Edradour arbeitet ein kleines Team an einem Whisky, der noch wie zu Beginn der Brennerei vor 190 Jahren hergestellt wird. Eine Zeitreise in die Vergangenheit: Das gleiche Inventar, die gleichen Arbeitsabläufe und vor allem das gleiche Endprodukt wie schon vor knapp zwei Jahrhunderten machen das Edradour unvergleichlich charmant. Übrigens: Für die Herstellung des Whiskys wird nur Wasser aus der eigenen Quelle verwendet. Jede Woche werden etwa zwölf Fässer des begehrten Single Malt abgefüllt, die zwischen vier und 30 Jahren gelagert werden. Erst dann wird der Whisky in die große weite Welt verschickt. Wenn man dieses Whiskyaufkommen mit der Produktion großer Whiskybrennereien wie Loch Lomond vergleicht, die in einer Woche so viel abfüllt wie Edradour in knapp drei Jahren, weiß man, was Exklusivität wirklich bedeutet.

 

Edradour_Whiskeybrennerei

In der kleinsten Whiskybrennerei Schottlands Edradour wird der Whisky noch wie zu Beginn vor 190 Jahren hergestellt.

 

Whisky wird grundsätzlich in vier Kategorien unterteilt: Single Malt, Grain, Blended und Vattet bzw. Blended Malt. Bei Whisky aus Schottland ist die Gerste der Grundstoff. Andere Länder nehmen daneben häufig Mais und Roggen für ihre Produktion. Single Malt Genießer schätzen den Single Malt. Dabei handelt es sich um Whisky, der nur aus einer Destillerie stammt, wobei die jeweilige Brennerei durchaus Whisky aus verschiedenen Fässern mischen darf. Single Malt wird ausschließlich aus gemälzter Gerste hergestellt und gilt als reinster aller Whiskys. Exklusiver ist nur noch der sogenannte Single Cask Malt, der ausschließlich aus einem Faß der Destillerie abgefüllt wird.

Grain

Im Gegensatz zum Single Malt kann der Grain aus Mais, Weizen und Gerste hergestellt werden. Auch er stammt aus nur einer Destillerie, jedoch nicht nur aus einer Sorte. Meistens fließt er als Basis in Blended Whisky. Er ist auch pur als Single Grain erhältlich, jedoch als Blended beliebter.

Blended

Beim Blended handelt es sich um einen Verschnitt verschiedener Whiskysorten. Wie viele Sorten dabei vermischt werden, ist ganz unterschiedlich. Von zwei bis 50 ist alles möglich.

Vattet bzw. Blended Malt

Der Vattet bzw. Blended Malt ist eine Sonderform, bei der ganz gezielt verschiedene Single-Malts aus unterschiedlichen Destillerien vermischt werden. Anders als beim Blended wird hier kein Grain beigemischt.

Wie trinken?

Ob nach einem erfolgreichen Geschäftstag, beim geselligen Zusammensitzen mit Freunden und Familie oder einfach nur zum genussvollen Abschluss eines ereignisreichen Tages – man muss einiges beachten, damit sich der einmalige Geschmack des bernsteinfarbenen Getränkes richtig entfaltet. Denn auch wenn „Whisky pur, bitte!“ zugegeben recht cool klingt, ist das nicht unbedingt sinnvoll. Kenner wissen, dass man guten Whisky mit Wasser trinkt. Der hohe Alkoholanteil von 40 bis 50 Prozent lässt den Gaumen ansonsten schnell „verbrennen“. Die Geschmacksnerven werden betäubt und man schmeckt eigentlich nicht mehr viel. Dagegen kristallisieren sich die einzelnen Geschmacksnuancen durch die Zugabe von ein wenig stillem Wasser ohne Eigengeschmack besser heraus. Sobald sich der Gaumen dann an den Whisky gewöhnt hat, kann man den Wasseranteil von Mal zu Mal hinunterfahren. Kalt darf Whisky allerdings auch nicht sein. Obwohl Eis im Glas schön aussieht und gerade an warmen Tagen eine Versuchung ist, hat es in einem guten Whisky nichts verloren. Die Temperatur sollte ein bisschen unter Zimmertemperatur liegen, ansonsten gehen schnell feine Nuancen verloren und der Whisky wird trübe. Entgegen einem weitverbreiteten Irrglauben sollte Whisky auch nicht aus einem Tumbler, einem kurzen Trinkglas mit dickem Boden, getrunken werden. Durch die weite Öffnung des Glases entweicht das Aroma schnell. Besser sollte Whisky aus sogenannten Nosing-Gläsern getrunken werden, die in ihrem Aussehen an eine Sherry-Tulpe erinnern. In dem breiten Glaskörper kann sich das Aroma perfekt entfalten und durch die engere Öffnung nicht so schnell entweichen. Außerdem verhindern die Gläser, dass der Whisky zu schnell in der Hand erwärmt. Nosing-Gläser gibt es mit und ohne Stil.

 


Tipps der Redaktion


 

 

Schnapsbrennen
Zwar etwas weiter weg, aber auf jeden Fall einen Wochenendtrip wert, ist das Whiskyseminar in Vils in Tirol. Denn dort können die Teilnehmer legal brennen. Daneben findet sich viel Zeit zum Whisky-Tasting der knapp 250 zur Auswahl stehenden Whiskysorten. Garantiert ein hochprozentiges Spaßerlebnis.

Genuss-Erlebniszentrum Vils, Stadtgasse 2, A-6682 Vils, www.whisky-whiskey-seminar.de

 

whiskey_tastingWhisky-Tasting
Whiskysorten aus aller Welt probieren und dabei etwas über die Geschichte und über die Herstellung erfahren – dies alles bietet ein angeleitetes Whisky- Tasting beim Fachmann. Ein solches Tasting ist perfekt für alle Whiskyinteressierten, die gerne einmal mehr über die richtige Verkostung dieses Getränkes erfahren möchten. Auch zum Verschenken geeignet!
Veranstaltungsorte und Termine finden Sie beispielsweise unter www.whisky-whiskey-seminar.de, www.mydays.de, www.geschenkidee.de, www.jochenschweizer.de

 

Rezeptidee für einen leckeren Cocktail:
Scottish Surprise : 6 cl Blended Scotch , 6 cl Maracujanektar, 1 cl Zitronensaft, 1 Spritzer Angostura, Zitrone, Cocktailkirsche
Im Shaker mit Eiswürfeln schütteln und in einen Tumbler auf Eiswürfel abgießen. Eine Zitronenscheibe und eine Cocktailkirsche dazugeben. Franz Brandt, Mix Guide, Südwest, ISBN 3-517-07563-9 Wer glaubt, dass Whisky nur etwas für die kalte Jahreszeit ist, der irrt. Wenn die Temperaturen wieder ansteigen, muss der Whisky sicherlich nicht im Schrank verstaut werden. Es wird einfach nur auf eine leichtere Sorte zurückgegriffen: Blumig und lecker fruchtig muss er sein. Lassen Sie sich im Fachgeschäft beraten.
Weitere Rezepte finden Sie hier.

 

Whiskymuseum auf der Kyburg:
In einem Gewölbekeller der Kyrburg in Kirn an der Nahe befindet sich eine der größten Whiskysammlungen Deutschlands. Dort sind mehr als 3.500 verschiedene Whiskyflaschen ausgestellt. Zwischen bekannten Marken gibt es vor allem viele Sammelstücke zu bestaunen. Neben Sorten aus Schottland, Irland, USA, Kanada werden auch Flaschen aus der DDR, Israel, Indien und der Türkei sowie ein fernöstlicher „Schlangenwhisky“ gezeigt. Zu den Museumsstücken gehören zudem historische Dokumente sowie allerlei Inventar aus Destillerien weltweit. Ein tolles Erlebnis für Whiskykenner und die, die es noch werden wollen.
Restaurant & Whiskymuseum auf der Kyrburg, Auf der Kyrburg 1, 55606 Kirn, Besichtigung nach telefonischer Absprache, www.kyrburg.de

 

WHISKYKELLER

 

Titelbild: Edradour 10 Jahre: Fruchbetonter Sherry Whisky mit sanft cremigen Geschmack
Fotos: The House of Whiskies/Edradour Distillery (5), Restaurant & Whiskymuseum auf der Kyrburg, Bier-Spass.de