Gemüse schnibbeln, Kräuter hacken, Fleisch schneiden: Ein gutes Messer erleichtert nicht nur die Arbeit in der Küche. Es macht Kochen zur Kunst. Edle Messer sind Handwerkszeug und Hightech-Produkt in einem und verkörpern immer auch ein Stück Lebensqualität für den Besitzer. Wir haben uns in der Welt der scharfen Klingen umgeschaut und sind in der „Klingenstadt“ Solingen gelandet.

 

Was zeichnet ein gutes Messer aus? Die Kriterien liegen im wahrsten Sinne auf der Hand: Scharf muss die Klinge sein, wertig, beständig. Und auch Design und Reinigung spielen eine Rolle. Bei unserer Suche nach dem perfekten Messer haben wir die Stadt im Bergischen Land besucht, die für ihr Schneidwerkzeug weltbekannt ist. Die Herkunftsangabe für ihre Erzeugnisse ist gesetzlich geschützt.

Klingenkunst mit Geschichte

Heute sind vor allem große Solinger Marken wie Wüsthof, Güde, Zwilling, Windmühlenmesser, Böker, Carl Mertens für die meisten ein Begriff. Wir nutzen Besteck oder Scheren mit den weltweit bekannten Symbolen in unserem Haushalt und vergessen dabei oft, welche Geschichte diese Gegenstände erzählen. Tatsächlich wird die Klingenkunst in der ehemaligen Hansestadt Solingen bereits seit dem 14. Jahrhundert zelebriert. Und begonnen hat alles mit dem Bau des Kölner Doms. Der Aufbau sorgte für einen gewaltigen wirtschaftlichen Aufschwung, schuf zahlreiche Arbeitsplätze und machte Köln zum Magneten für Zünfte und Gilden. Um sich vor Eindringlingen zu schützen, wurden Schwerter eingeholt; ohne Messer ging die tägliche Arbeit nicht von der Hand. Solingen befriedigte die hohe Nachfrage, denn dort gab es übermäßig viele Bäche und Flüsse, die mit ihrer Wasserkraft die Hämmer der Schmiede antrieben. Und so begann die Geschichte des Schneidwaren-Imperiums ganz in unserer Nähe, im schönen Solingen.

Heute ist Solingen mit etwa 90 Prozent Marktanteil in der deutschen Schneidwaren- und Besteckbranche der unangefochtene Marktführer und insbesondere bei der Herstellung von Klingen weltweit maßgebend. Die Marke Solingen steht für Qualität, weshalb Schneidwaren, Bestecke sowie Scheren nur mit „Made in Solingen“ gekennzeichnet sein dürfen, wenn sie überwiegend in der Klingenstadt hergestellt wurden. Namhafte Messerhersteller aus Solingen gibt es eine Menge; wir stellen Ihnen vier wegweisende Unternehmen vor …

 

Solinger Messer

1. GÜDE. Schälmesser „Kappa“ aus einem einzigen Stück Chrom gefertigt, ab 59 Euro // 2. WÜSTHOF. Kochmesser „Classic“ zum Wiegen, Hacken und Schneiden, ab 89 Euro // 3. GÜDE. Edles Gemüsemesser „Delta“ mit Griffschalen aus Grenadill-Holz, ab 81 Euro // 4. GÜDE. Chai Dao „Alpha-Fasseiche“ mit Griffschalen aus Eichenholz, ab 140 Euro // 5. GÜDE. Schinkenmesser „Alpha-Olive“ mit Griff aus Olivenholz, ab 108 Euro // 6. ZWILLING. Brotmesser „Pro“ mit rutschfestem Griff, ab 72,50 Euro // 7. WINDMÜHLE. „Klassiker“-Gemüsemesser mit Carbon-Klinge, ab 11 Euro // 8. GÜDE. „The Knife“ mit auffällig großer Klinge ist kein herkömmliches Küchenmesser, ab 295 Euro // 9. ZWILLING. Gemüsemesser mit nahtlosem Griff aus der „Vier Sterne“-Serie, ab 33,20 Euro // 10. GÜDE. Hartkäsemesser „Alpha Walnuss“ mit Walnussholz gefertigt, ab 98 Euro // 11. GÜDE. Schinken-„Damaststahlmesser“ aus über 300 Lagen Stahl, ab 1.110 Euro // 12. WINDMÜHLE. „KB2“-Brotmesser mit Wellenschliff und Pflaumenholz-Griff, ab 133 Euro

 

WÜSTHOF

Seit dem Jahr 1814 produziert das Familienunternehmen Ed. Wüsthof Dreizackwerk hochwertige Klingen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich das Traditionsunternehmen zu einem weltweit bedeutenden Hersteller geschmiedeter Messer und wird mittlerweile in der 7. Generation geführt. Rund 300 Mitarbeiter sind in zwei Produktionsstätten in Solingen beschäftigt. In über 47 Arbeitsgängen – vom Schmieden über das Härten bis zum Schleifen und Montieren – werden rund 300 Schneid-Varianten mit dem Dreizack-Logo gefertigt.

GÜDE

Karl Güde gründete 1910 in Solingen die Messer-Manufaktur Güde. Seit Beginn stellt Güde geschmiedete Messer aus nur einem Stück Stahl her und lässt jede einzelne Klinge von Hand schleifen und veredeln. Franz Güde löste 1931 mit der Erfindung des Wellenschliff s eine Revolution in der Branche aus. Der Wellenschliff erhöht die Schneidefähigkeit von Messern enorm und wird seither bei nahezu jedem Brotmesser weltweit eingesetzt.

ZWILLING

Die Geschichte von Zwilling begann am 13. Juni 1731 – einem Tag, der im Sternzeichen des Zwillings stand. An diesem Tag wurde die weltbekannte Schutzmarke in die Solinger Messermacher-Rolle eingetragen. Die Marke Zwilling ist Teil des großen Unternehmens Zwilling J.A. Henckels AG und ein durchaus geläufiger Begriff , wenn es um Kochmesser, Scheren, Haushaltswaren, Kochtöpfe und Küchenhelfer sowie Bestecke geht. Der Leitsatz des Unternehmens lautet: Die Zufriedenheit unserer Kunden ist unser Erfolg – Kunde ist jeder.

WINDMÜHLE

Die Firma Robert Herder stellt bis heute die klassischen und sehr hochwertigen Windmühlenmesser in Handarbeit her. Eine Spezialität der Firma ist der Einsatz von Kohlenstoff – beziehungsweise Carbonstahl. Wegen des Kohlenstoffgehaltes können die Klingen höher gehärtet und damit schärfer geschliffen werden. Gefertigt werden die Klingen nach dem Prinzip des „Solinger Dünnschliff es“, wobei ein sehr schlanker Schliffwinkel erzielt wird. Das Ergebnis: eine ganz besondere Schärfe und Schnitthaltigkeit, aber auch eine sensiblere Klinge. Eines der bekanntesten Windmühlenmesser ist das „Buckels“; ein klassisches Frühstücksmesser in altdeutscher Form.

 

solinger_messer_werkstatt

Geschmiedete Messer in höchster Qualität und kleiner Stückzahl von Hand herzustellen, war, ist und bleibt die Philosophie von Güde.

Qualität mit Schliff

Für die Herstellung eines guten Messers wird meist rostfreier Edelstahl benutzt. Aber auch scharfer Carbonstahl, teuer gefalteter Damaszenerstahl sowie Messer aus Keramik stehen auf der Favoriten-Liste ganz oben. Ein hochwertiges Messer unterscheidet sich von einem Billigprodukt vor allem darin, dass es Lebensmittel sauber und ohne Widerstand durchtrennt. Das Produkt wird nicht gequetscht. So entweicht auch beim Schneiden von beispielsweise sehr weichen Früchten oder Gemüse wie Tomaten kein Saft. Die Kosten pro Messer liegen bei 40 Euro aufwärts. Bei Klingen aus Stahl sollte darauf geachtet werden, dass sie nicht gestanzt, sondern aus einem Stück gefertigt sind. Eine durchlaufende Klinge hat keine geschweißten Verbindungen und damit auch keine potenziellen Bruchstellen. Der Kropf, die Verdickung zwischen Klinge und Griff , gibt schnell Aufschluss darüber, ob das Messer aus einem Stück hergestellt wurde: Hauchen Sie in Höhe des Kropfs auf den Stahl; zeigt sich hier ein Schatten, ist die Klinge nur angeschweißt. Pflege ist das A und O

Die oberste Regel bei der Pflege von guten Messern ist es, sie direkt nach dem Gebrauch abzuspülen und nie über eine längere Zeit ungereinigt zu lassen! Auf keinen Fall gehören hochwertige Messer in die Spülmaschine. Waschen Sie das Messer per Hand mit lauwarmem Wasser und trocknen es am besten direkt nach dem Abwaschen gründlich ab – damit verhindern Sie unschönen Rost und Flecken. Auch bei der Zubereitung einiger Lebensmittel heißt es: „aufgepasst“! Die Säure von Zitronen beispielsweise kann selbst Edelstahl angreifen. Für Carbonstahl sind auch Milch, Paprika und selbst Wasser schädlich. Achten Sie weiter darauf, Ihre Messer regelmäßig zu wetzen. Das hält sie schön scharf. Richtig ist es, das Messer von beiden Seiten der Klinge abwechselnd jeweils zehn Mal im Winkel von 15 bis 20 Grad über den Wetzstahl zu ziehen.

 

zwilling_messerblock

Die Spalten des Zwilling „Pro“ Messerblocks sind mit Magneten bestückt, die die Messer sicher in ihrer Position halten. 6-teiliges Set, ab 295,95 Euro

DREI INTERESSANTE FAKTEN ÜBER SOLINGER PRODUKTE:

1. Der legendäre „Krups 3 Mix“ kam ursprünglich aus Solingen. Krups produziert heute zwar nicht mehr in Solingen, der Markenname ist aber geblieben.

2. Auch der beliebte „Knirps“ – der Mini-Regenschirm im Handtaschenformat – stammt aus Solingen. Der frühere Hersteller, die Firma Bremshey, ist jedoch schon lange nicht mehr am Markt.

3. Wer im Auto unterwegs ist, hat „Solingen“ womöglich unter dem Sitz. Der Räder-Hersteller Kronprinz ist seit mehr als 100 Jahren in der Klingenstadt ansässig und stellt dort pro Jahr mehr als sechs Millionen Pkw-Räder her.

 

Fotos: Windmühlenmesser-Manufactur (3), Ed. Wüsthof Dreizackwerk KG, 2007 Franz Güde GmbH (8), Zwilling J.A. Henckels AG (3)