Polo spielen mit Segways statt auf Pferden – diese verrückte Idee wurde 2004 in den USA geboren. Seitdem ist der Sport rasant gewachsen. Im Juli fand die bereits neunte Segway-Polo-Weltmeisterschaft statt und RHEINexklusiv war in Köln dabei.

Segway-Polo ist eine ungewöhnliche Sportart, die, obwohl noch nicht so bekannt wie „die große Schwester“ Pferdepolo, in den vergangenen Jahren stark an Beliebtheit gewonnen hat. WM-Turnier-Organisator Olaf Funke, der auch aktiver Spieler ist, verrät, warum der junge und schnelle Sport so fasziniert: „Segway-Polo ist etwas Neues und Ungewöhnliches. Besonders faszinierend ist für mich der enge Kampf um den Ball und zu sehen, dass man mit diesen Geräten, die man sonst vielleicht nur von Stadtführungen kennt, wirklich sportlich unterwegs sein kann.“

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Weltmeister. Das Team aus Barbados hat die WM 2015 gewonnen.

Eben davon konnten sich die Besucher dieses besonderen Turniers auf der Ostkampfbahn in Köln überzeugen. Vier Tage lang dauerte die Weltmeisterschaft, bei der Teams aus der ganzen Welt am Start waren, um spannende Kämpfe auszutragen. Vor Ort war auch der wohl bekannteste Segway-Polo-Spieler und Apple-Mitbegründer Steve Wozniak, der Namensgeber für den „Woz Challenge Cup“ ist.

Bei der heute großen Beliebtheit des Sports wundert es, dass es bis 2007 dauerte, bis Segway-Polo überhaupt in Europa ankam, während schon 2006 in Neuseeland die erste Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Die Bekanntheit des Sports in der „Alten Welt“ ist maßgeblich Segway-Fan Funke zu verdanken. Denn der Unternehmer aus Lohmar war damals auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um mit dem zweirädrigen Gefährt aktiv zu sein. „Über das Internet erfuhr ich vom Segway-Polo. Eine Handvoll Mitstreiter waren wie ich von der Idee begeistert und wir gründeten die erste Mannschaft – in ganz Europa.“ Doch bis zum ersten echten Spiel musste so manches profane Problem gelöst werden: „Es gab keine passenden Schläger. Sie mussten kürzer sein als beim normalen Polo, das war uns klar. Daher galt es auszuprobieren und so Stück für Stück die Ausrüstung anzupassen“, so Funke. „Und am Ende waren wir Segway-Polo-Spieler.“

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Aufmerksam. Das Maskottchen „TropS – Kölns SporT Fan Nr. 1“ überreicht Apple-Mitbegründer Steve Wozniak eine süße Kleinigkeit.

Motiviert machten sich die Funky-Move Turtles, wie sich die Mannschaft nennt, auf in die USA, um in Indianapolis bei der dritten Weltmeisterschaft 2008 teilzunehmen. Durch dieses Turnier kam Funke auf die Idee, die WM nach Deutschland zu holen. „Eigentlich sahen die Regeln vor, dass der amtierende Weltmeister der Gastgeber im nächsten Jahr wird – aber letztlich konnten wir das Turnier 2009 doch nach Köln holen“, freut sich Funke noch im Nachhinein.

Mit der Zeit wuchs das Interesse im In- und europäischen Ausland. „Wir erhielten Anfragen aus Schweden und Österreich von Menschen, die auch Segway-Polo spielen wollten.“ Heute gibt es 28 Mannschaften weltweit, neun davon allein in Deutschland. Teilgenommen an der WM in Köln haben 19 Mannschaften, darunter auch Funkes Funky-Move Turtles. Doch ihnen war das Pologlück diesmal nicht hold – Funke musste sich mit dem sechsten Platz zufriedengeben.

Auf die Unterschiede zum Pferdepolo angesprochen erklärt er: „Beim normalen Polo sind die Pferde natürlich ein ganz faszinierender Aspekt des Sports. Die Geschwindigkeit, die sie erreichen, ist gar nicht mit denen der Segways zu vergleichen. Aber darum geht es auch nicht. Die Segways sind wendiger, davon lebt unser Sport. Ich finde, beim Segway-Polo gibt es mehr erkennbare Spielzüge, vielleicht auch mehr oder zumindest andere Taktik.“ Ein Match besteht aus vier mal acht Minuten Spielzeit. „Viele Regeln sind aus anderen Polo-Sportarten übernommen. Man guckt einfach, was funktioniert und was nicht, und passt die Regeln entsprechend an. Da haben wir bereits viel verändert, auch um die Sicherheit der Spieler zu vergrößern.“ Rücksicht auf die Technik müsse man jedoch nur bedingt nehmen. Eine Akkuladung reiche locker für zwei Spiele, die Segways selbst dürfen nicht modifiziert werden. Dadurch sei diese Polo-Spielart auch deutlich günstiger zu spielen als normales Polo.

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Großer Fan. Olaf Funke, Vorstand des internationalen Segway-Polo-Dachverbandes, während des Spiels.

Nach der Weltmeisterschaft in Köln tritt Funke mehr in den Hintergrund. „Wir haben in den letzten Jahren wohl 80 Prozent der großen Turniere organisiert oder bei der Organisation geholfen. Diese zweite Weltmeisterschaft in Köln soll so etwas wie unser Abschluss von organisatorischer Seite sein.“ Als Spieler wird er jedoch weiter dabei sein, um den sechsten Platz der Turtles bei der nächsten WM zu verbessern – vielleicht sogar im Finale gegen den neuen, weitgereisten Weltmeister Barbados. 

Segway-Polo ist eine Mannschaftssportart, bei der ein auf einem Segway fahrender Spieler einen Ball mit einem Schläger (Mallet) ins gegnerische Tor schlagen muss. Die Teams spielen mit je fünf Spielern. Die Geschwindigkeit des Segways wird nur durch die Gewichtsverlagerung der Spieler auf dem Segway gesteuert, die Fahrtrichtung – je nach Segway-Modell – durch seitliches Schwenken der Lenkstange (Gen2) oder durch einen Drehgriff an der linken Lenkerseite (Gen1). Ein Match besteht aus vier mal acht Minuten Spielzeit.

Fotos: P. M. J. Rothe (2), Michael Thelen (2)