Beschauliche Hügel, frische Wiesen, tiefe Wälder, Vulkane, Maare und Geysire – die Eifel bietet ein vielfältiges Erscheinungsbild. Früher ein Geheimtipp, locken die landschaftlichen Reize der Region und ihre geologischen Besonderheiten heute immer mehr Gäste an. Nicht zu vergessen die abwechslungsreichen gastronomischen Angebote und vielen Sport- und Freizeitmöglichkeiten. Gehen Sie mit uns auf Entdeckungstour im ehemaligen „Preußisch Sibirien“. Wir zeigen Natur pur, rasante Action, idyllische Wasser und heiße Ströme.

 

„Preußisch Sibirien“: Diesen wenig schmeichelhaften Namen hat die Eifel lange Zeit getragen. Sie galt als arm, kalt und öde. Vor mehr als 200 Jahren hatten die Preußen das Mittelgebirge im äußersten Westen Deutschlands zum Holzlieferanten degradiert. „Zu ihr will, wunderlich genug, kein Mensch gehören, als die da wegen ihrer Wildheit und Rauhigkeit übel berüchtigt sei. Denn jeder schiebt die Eifel so weit von sich, als wenn von einer ungesegneten Wüste die Rede wäre“, so beschrieb einst der Publizist und Dichter Ernst Moritz Arndt 1832 die Einstellung seiner Zeitgenossen zur Eifel. Ab 1870 wurde sie dann obendrein noch drei Mal zum Aufmarschgebiet deutscher Truppen. Nichts worauf die Eifel stolz gewesen ist oder was ihren Ruf verbessert hätte. Vorbei. Heute ist das Land zwischen Koblenz, Trier und Aachen eine Region, die für das friedliche Miteinander von Nachbarn steht. Die Eifel hat in den vergangenen Jahren Selbstbewusstsein entwickelt und die alten Attribute längst abgestreift. Die Eifel ist wer!

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1. Wanderer auf dem Eifelsteig // 2. Wegweiser für Wanderer // 3. Wanderer am Weinfelder Maar // 4. Teufelsschlucht // 5. Auszeit genießen am Schalkenmehrener Maar // 6. Kinderradweg in der Vulkaneifel

 

Ein Auslöser für die neue Attraktivität war sicherlich die Gründung des Nationalparks 2004. Noch gilt er international als „Entwicklungs-Nationalpark“. Als solcher hat er 30 Jahre Zeit, sich auf mindestens Dreiviertel seiner Fläche seiner natürlichen Entwicklung, ohne weitere Eingriffe von außen, zu überlassen. Spätestens 2034 heißt es dann auf einem Großteil der Gesamtfläche „Natur Natur sein lassen“. Besucher erwartet aber schon heute Natur pur. Im Nationalpark Eifel leben Wildkatzen, Schwarzstörche und über 1.800 weitere bedrohte Tier- und Pflanzenarten. Von Forschern nachgewiesen. Um den Nationalpark zu erkunden, kann man entweder alleine losmarschieren oder man schließt sich einem Ranger an. Dazu besteht an fast jedem Tag die Möglichkeit. Eine Anmeldung ist nicht notwendig und die Tour ist kostenlos. Auch können Waldführer für individuelle Wanderungen gebucht werden. 

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Alle Sterne kreisen um den Nordstern über der Kirche in Wollseifen im Nationalpark Eifel.

Ein besonderes Erlebnis ist ein Besuch im Nationalpark zu nächtlicher Stunde. Mit seinem funkelnden Sternenhimmel hat er sich 2014 als Sternenpark qualifiziert. Zehn Jahre nach seiner Gründung erhielt das Großschutzgebiet die bedeutsame Anerkennung der International Dark-Sky Association (IDA). Die Nationalparkregion Eifel ist einer der wenigen Orte in Deutschland, an dem man noch die Milchstraße mit eigenen Augen sehen kann. Wer den Sternenhimmel erleben möchte, der kann sich bei der Astronomie-Werkstatt „Sterne ohne Grenzen“ (Telefon: 0221 / 44 900 586) melden, die regelmäßig Veranstaltungen auf dem Sternwarten-Gelände von Vogelsang anbietet. Die Termine finden allerdings nur bei klarem Wetter statt. Mit den neuen Pauschalen zum Tag- und Nachterleben der Nordeifel Tourismus lassen sich ganz individuell Tagesausflüge oder Kurzurlaube mit Angeboten sowohl für denTag als auch für die Nacht buchen. Also auf in den Nationalpark! Bei Tag und Nacht. Im Hellen und Dunkeln. www.nationalpark-eifel.de

Mit 350 Kegeln, Kratern und Maaren ist die Eifel die größte Vulkanlandschaft in Mitteleuropa. Derzeit schlummern die Vulkane, doch ihr Feuer ist noch längst nicht erloschen. Ein Ausbruch ist nicht unwahrscheinlich, braucht uns aber nicht beunruhigen. Hier wird mit zeitlichen Dimensionen gerechnet, die für Geophysiker sehr kurz, für alle anderen jedoch sehr weit entfernt liegen. Ein Zeichen für die immer noch bestehende Unruhe unter der Erde ist der Geysir in Wallenborn bei Gerolstein. Der „Wallende Born“, auch liebevoll „Brubbel“ genannt, ist ein Kaltwasser-Geysir und bricht verlässlich jede halbe Stunde in einer bis zu drei Meter hohen Fontäne aus. Tag für Tag. Ein Ausflug zu diesem vulkanischen Spektakel lohnt sich, vor allem wenn man ihn mit einem Spaziergang über den 3,5 Kilometer langen Brubbelpfad verbindet. An den Infopunkten kann man sich über das Dorfleben von Wallenborn, den Dialekt des Ortes und die landschaftlichen Besonderheiten informieren. www.wallenborn-eifel.de

Vor allem in der Westeifel prägen deutlich erkennbare Vulkankegel das Landschaftsbild. Viele Jahrtausende hat es in der Eifel gekocht und gebrodelt. Die idyllischen Maare lassen nur noch erahnen, dass sie einmal aufgrund heftigster Erschütterungen tief im Erdinneren entstanden sind. Insgesamt gab es über 70 Maarvulkane in der Eifel, doch nur zehn sind heute noch mit Wasser gefüllt, die restlichen sind verlandet. Wer sich über den Vulkanismus in der Eifel näher informieren möchte, der sollte auf jeden Fall die Vulkanmuseen von Daun, Manderscheid und Strohn besuchen. Im „Lava-Dome“ von Mendig finden Animationen von Vulkanausbrüchen statt und die Besucher werden zu Zeitzeugen dieser Ereignisse. Lava fließt durch den Raum, es brodelt mächtig, man spürt das Grollen beim Ausbruch und sieht die umherfliegenden Lavabrocken. In unmittelbarer Nähe des Lava-Domes befinden sich die Lava-Keller, eine weitere Attraktion, die man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte, und die einzigartig auf der Welt ist. Sie sind im Laufe der Zeit von Menschenhand entstanden und erstrecken sich über eine Fläche von rund drei Quadratkilometern und 32 Metern Tiefe unter der Stadt Mendig. www.lava-dome.de und www.vulkaneifel.de

 

NATUR, KULTUR & LITERATUR

 

Ein anderes Kleinod, das auch künstlerisch einiges zu bieten hat, ist Mörz, ein Ortsteil von Münstermaifeld. Restaurierte Bruchsteinhofanlagen und aufwendig wieder hergerichtete Fachwerkhäuser, ursprüngliche Tore und Türen, gepflasterte Wege, ein Brunnen am Wegesrand – in Mörz ist die Zeit auf liebevolle Art und Weise ein bisschen stehen geblieben. Man fühlt sich wie in einem Freilichtmuseum, nur dass dort wirklich Menschen leben. Mörz bietet in vielerlei Hinsicht etwas fürs Auge. Im Dorf wohnen und arbeiten einige Künstler, die sich gerne über die Schulter schauen lassen. Es gibt ein „Atelier“ mit ständig wechselnden Kunstausstellungen sowie zwei Töpfereien mit handgefertigter Gebrauchskeramik. Viel mehr wird an dieser Stelle nicht verraten, schauen Sie einfach einmal in dem Dorf mit den rund 200 Einwohnern vorbei. www.mm-moerz.de

Nicht verpassen sollten Sie auch das Eifel-Literatur-Festival. Es findet in diesem Jahr zum zwölften Mal statt. Von April bis Oktober bietet es in 22 Lesungen eine Bandbreite von Klassikern der Gegenwartsliteratur über Bestsellerautoren der Genres Krimi, Humor, Sach- und Jugendbuch bis hin zu literarischen Neuentdeckungen. Das Festival startet am 15. April in der Bitburger Stadthalle mit Nele Neuhaus, einer der erfolgreichsten Autorinnen der deutschen Kriminalliteratur, und endet am 29. Oktober ebenfalls in Bitburg mit Deutschlands Thriller-Star Sebastian Fitzek. www.eifel-literatur-festival.de

Die Eifel ist ein Naturerlebnis, das zu erkunden sich wirklich lohnt. Doch auch kulturell hat der Landstrich so einiges zu bieten. Unter anderem beheimatet er das kleinste Museum der Welt. In Welchenhausen steht es und ist rund um die Uhr geöffnet – bei freiem Eintritt. ARTE-HALLE heißt das Museum, das 2002 durch den Umbau der dörflichen Schulbus-Wartehalle entstanden ist. Träger sind ein Museumsverein und die Bewohner von Welchenhausen-Lützkampen. Gezeigt werden in wechselnden Ausstellungen Werke der zeitgenössischen Kunst. Das Ausstellungsprogramm umfasst sämtliche künstlerischen Metiers – Malerei, Grafik, Photographie, Bildhauerei, Material-Installationen. Besucher, die das erste Mal zur ARTE-HALLE kommen, staunen meistens, was dort auf kleinster Fläche alles an Kunst geboten wird. www.kult-our-tal-museum.de

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1. Blick über die drei Maare bei Daun // 2. Der roten Buntsandsteinfelsen in Nideggen sind Zeugen einer ausgedehnten Wüste, die sich zur Buntsandstein-Zeit vor über 230 Millionen Jahren über einen großen Teil Mitteleuropas erstreckte. // 3. Idyllische Fachwerkhäuser in Blankenheim // 4. Das vermutlich kleinste Museum der Welt steht in Welchenhausen/Arzfe

 

ABENTEUER, SPASS & SPANNUNG

 

Genug von Natur und Kultur. Mit der Eifel verbindet man natürlich noch etwas anderes. Der Nürburgring mit seiner legendären Nordschleife ist ein einzigartiges Ausflugsziel. Viele Geschichten und Mythen ranken sich um die lange Geschichte der Eifelrennstrecke. Sie war Austragungsort der Formel 1, Niki Lauda hatte dort seinen schweren Unfall und sie war Heimat des weltweit berühmten 24-Stunden-Rennens. Der Nürburgring bietet heute in Kombination mit der Grand-Prix-Strecke und der Nordschleife vielfältige Event- und Unterhaltungsmöglichkeiten für Geschäftskunden, Motorsportfans und Familien. Backstage-Touren erlauben einen Blick hinter die Kulissen. Guides erzählen dabei Anekdoten aus fast neun Jahrzehnten Nürburgring. Im ring°werk, dem Motorsport-Erlebnismuseum am Nürburgring, gehen große und kleine Besucher auf Entdeckungsreise und fühlen sich ganz schnell selbst wie ein Rennfahrer. Die Besucher erwarten heiße Wettkämpfe und Action in Simulatoren, Fahrgeschäften oder beim Reifenwechsel im Formel-1-Boxenstopp. Last but not least kann jeder einmal selbst über die Nordschleife brausen. Die 20,8 Kilometer lange Strecke mit 73 Kurven, Kuppen sowie starken Neigungen und Gefällen stellt hohe Ansprüche an die persönlichen Fahrkünste. Co-Pilot-Fahrten, die rund 400 Meter lange ring°kartbahn sowie der Offroad-Park sind weitere Attraktionen. Viel zu viel für nur einen Tag. Wer länger bleiben möchte, der kann auf dem Gelände oder in seiner Nähe in einer der zahlreichen Übernachtungsmöglichkeiten einchecken. Die Palette reicht dabei vom Luxus- und Wellnesshotel über die kleine Pension bis hin zum Campingplatz. www.nuerburgring.de

 

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Die Grand-Prix-Strecke am Nürburgring

 

In der Eifel gibt es Dinosaurier. Genauer gesagt kann man sie dort seit vergangenem Jahr wieder zu Gesicht bekommen. 2015 wurde auf dem Gelände des Naturparkzentrums in Ernzen der Dinosaurierpark Teufelsschlucht eröffnet und zeigt mehr als 100 lebensgroße Rekonstruktionen ausgestorbener Arten. Ein 1,5 km langer Rundweg führt durch das Parkgelände. Die Dinos entsprechen dem aktuellen wissenschaftlichen Forschungsstand. Neben weltbekannten Sauriern wie dem Tyrannosaurus Rex sind auch lebensechte Nachbildungen von Arten zu sehen, die in der Eifel und Luxemburg gefunden wurden. Ein Tipp für alle Besucher des Dinoparks: Erwandern Sie im Anschluss an den Parkbesuch die Teufelsschlucht, die berühmte Namensgeberin des Parks. Die Tour durch die spektakulären Felsformationen ist ein echtes Abenteuer für jedes Alter. www.dinopark-teufelsschlucht.de und www.teufelsschlucht.de

 

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1. Quad-Offroadpark // 2. Dinosaurier erobern die Eifel // 3. Wassersport auf dem Laacher See // 4. Oldtimer-Grand-Prix am Nürburgring // 5. Bei den Irreler Wasserfällen handelt es sich um Stromschnellen im Unterlauf der Prüm.

 

So viel Action, Natur und Kultur machen hungrig und müde. Und auch in dieser Hinsicht ist man in der Eifel bestens versorgt und hat es nun gar nichts mehr mit Preußisch-Sibirien zu tun. Gastronomie und Hotellerie sind nicht nur auf dem Nürburgring, sondern in der gesamten Eifel auf moderne touristische Bedürfnisse eingestellt. Früher galt für die Eifeler Hausfrauen, aus wenig möglichst viel zu machen. Dazu bedienten sie sich aus Wald und Garten. Was damals eine Not war, gilt heute als lukullische Tugend. Mittlerweile haben es sich eine ganze Reihe Restaurants auf die Fahnen geschrieben, hochwertige Produkte aus der Region anzubieten, und sie kommen dabei bei Gästen und Restaurantkritikern gleichermaßen gut an.

Die Eifel ist einer der schönsten und buntesten Landschafts- und Kulturräume, die wir haben. Und außerdem ganz in unserer Nähe. Von Bonn und Köln ist man ruckzuck mitten in diesem Paradies für Wanderer, Radfahrer, Reiter, Motorsportbegeisterte oder einfach nur Ruhesuchende. 

 

Titelfoto: Eifelsteig: Blick vom Lieserpfad auf die Niederburg bei Manderscheid

Fotos: Gabi Frijio/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH (3), Dominik Ketz/Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH/Eifel Tourismus GmbH (5), Thomas Räthlein/Tourist-Information Daun, Michels Landidyll-Wohlfühlhotel Schalkenmehren, Natur- und Geopark Vulkaneifel GmbH, Nationalparkverwaltung Eifel, capricorn NÜRBURGRING GmbH (3), Winfried Hoor/Felsland Südeifel Tourismus GmbH