Wärme, Wasser und Energie sind ihr Element. Die Firma Gerwing Söhne zählt im Großraum Bonn zu den führenden Spezialisten in Elektro-, Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Wir treffen die beiden Geschäftsführer Klaus und Thomas Gerwing im Weingut Sülz. Bei einem Glas Riesling plaudern wir über die Kultur des Badens, Väterstolz und den Geschmack der Heimat.

Heute ist Samstag. Das ist doch eigentlich der Badetag!
Klaus Gerwing (lacht): Ja, früher, damals, in grauer Vorzeit, mag man heute meinen. Aber ganz ehrlich, ich glaube, mein Bruder und ich, wir können uns auch noch daran erinnern, dass früher der Samstag Badetag war. Da wurde das Badezimmer eingeheizt …
Thomas Gerwing: … sofern es denn überhaupt ein Badezimmer gab. Bei vielen Familien, das darf man auch nicht vergessen, wurde der Badezuber in die Küche gezogen. Klaus, ich glaube, wir hören uns wie zwei alte Männer an, die aus grauer Urzeit erzählen.

Was hat sich denn geändert?
Thomas Gerwing: Wir haben eine Kultur des Badens entwickelt. Eine Kultur des Badens allerdings im privaten Raum. Eine Badekultur im öffentlichen Raum gab es schon im alten Rom. Man braucht sich dazu nur die prächtigen Thermen in Trier anzuschauen, um zu verstehen, welchen Stellenwert das Baden damals hatte. Aber öffentlich! In der Gemeinschaft! Im Mittelalter hat diese Kultur dann ihren Stellenwert eingebüßt. Grund dafür waren zum einen Krankheiten und Seuchen, zum anderen aber auch religiöse Vorschriften, die Sitten und Moral beeinflussten. Die Scham nahm zu.
Klaus Gerwing: Das Baden wurde ganz aus dem Leben verbannt. Im Schloss Versailles gab es sogar gar keine Badezimmer. Erst mit der Industrialisierung wurde wieder die Notwendigkeit erkannt. Aber Baden war dabei einfach nur auf Schmutz abwaschen reduziert. Das war auch noch in der Nachkriegszeit so, erst in den Siebziger- und Achtzigerjahren begann es sich allmählich zu wandeln. 
Thomas Gerwing: Ja, das Badezimmer wurde zunächst in die Wohnung integriert und ihm wurde Raum gegeben.
Klaus Gerwing: Ja, Raum und Platz. Im Laufe der Zeit wurden Badezimmer immer größer. Zu Recht. Das Bad bekam einen neuen Stellenwert im Leben. Heute ist es kein Ort mehr, an dem ich mir den Schmutz abwasche, sondern ein Raum, in dem ich meinen Stress vergesse, in den ich mich zurückziehen kann und in dem ich vom Alltag entspanne.

Wie sieht denn das Bad von heute aus?
Klaus Gerwing: Früher, bis in die Siebzigerjahre, war ein Bad zweckmäßig. Waschbecken, Wanne, Toilette. Dazu die unvermeidliche Fliese in Pastelltönen. Rosa, gelb, blau, grün. Eine Armatur war eine Armatur. Standard.
Thomas Gerwing: Ja. Es ist damals kein Mensch auf die Idee gekommen, beispielsweise eine Pflanze im Bad aufzustellen. Oder auf Annehmlichkeiten zu achten. Heute machen sich Bauherren wesentlich mehr Gedanken über das Badezimmer. Wo wird welche Wanne stehen? Welche Armaturen will ich haben?
Klaus Gerwing: Ganz praktisch bedeutete das für uns, dass wir zum Beispiel einen Showroom eingerichtet haben, in dem wir unseren Kunden zeigen können, was momentan Stand der Dinge ist. Früher war ein Duschkopf ein Duschkopf. Heute kann ich damit ungemein mehr machen. Massagestrahl, Regenschauer, ich kann Licht integrieren und noch viel mehr.

Das veränderte doch auch Ihr Unternehmertum.
Klaus Gerwing: Auf alle Fälle. Wir sind heute nicht nur Experten in den Gewerken von Sanitär, Heizung, Elektro und Klima, sondern wir haben beispielsweise auch Spezialisten für Bad-Design. Der Anteil und die Qualität der Beratung sind gestiegen.
Thomas Gerwing: Wir zeigen unseren Kunden, was möglich ist, was gut aussieht, den jeweiligen Vorstellungen entspricht, vor allem aber auch, was Zukunft hat. Insbesondere in Hinblick auf Nachhaltigkeit und Vernunft. Da ist der Markt derzeit ungemein in Bewegung und es gibt eine unübersichtliche Anzahl von Angeboten, die nicht immer zu dem passen, was sich der Hausherr …
Klaus Gerwing: … und auch die Dame des Hauses …
Thomas Gerwing: … ja, und auch die Dame des Hauses sich vorstellen. Wir realisieren mit unserem Team und den Kunden gemeinsam das Bad oder die Klimalösung, die die Anforderungen von Qualität, den Wunsch nach Design mit den Herausforderungen des zur Verfügung stehenden Platzes und den Bedingungen der Energetik zusammenbringt und dabei den gesetzten Kostenrahmen nicht sprengt.

Das klingt ja nach einer Unternehmensphilosophie.
Klaus Gerwing: Ja, ist es. Es ist das, für was wir stehen, was wir sind.
Thomas Gerwing: Ja, unbedingt.
Klaus Gerwing: Und das auch in der kommenden Generation. Denn mein Sohn Roland und Stefan, der Sohn von Thomas, werden das Geschäft fortführen. Was uns, da kann ich auch für meinen Bruder sprechen, stolz macht. Stefan ist mit seinem betriebswirtschaftlichen Studium noch nicht ganz fertig. Roland arbeitet bereits im Betrieb.
Thomas Gerwing: Mit ihnen kommen auch neue Ideen. Das finde ich interessant. Beide haben wieder ihre eigene, persönliche Herangehensweise an das Thema. So war es auch, als wir die Firma von unserem Vater übernommen haben. Da ist auf der einen Seite die Tradition, die für Beständigkeit und Zuverlässigkeit spricht, auf der anderen Seite aber auch der Wandel, der das Unternehmen für neue Trends, neue Technologien und neue Herausforderungen öffnet. Und, na klar, man ist als Vater stolz darauf, wenn der Sohn ins Familienunternehmen einsteigt.
Klaus Gerwing: Es zeigt ja, dass sich unsere Söhne für unsere Arbeit, für unser Geschäft interessieren.

Der Stolz der Väter. Haben Sie Ihren Söhnen auch die Heimatverbundenheit in die Wiege gelegt?
Thomas Gerwing: Ob jetzt unbedingt in die Wiege gelegt, weiß ich nicht. Aber wenn man in dieser Region, ich korrigiere, in dieser schönen Region aufwächst, dann fällt einem Heimatverbundenheit leichter. Insbesondere auch dann, wenn die Region wirtschaftlich gesund ist. Denn die schönste Gegend nützt nichts, wenn dort der Hund begraben ist.

Dennoch verlassen Sie als Ramersdorfer die Heimat und machen sich auf nach Dollendorf …
Klaus Gerwing (lacht): … eine Weltreise. Aber genau das meint Thomas. Es sind nur zehn Minuten mit dem Rad und ich bin inmitten herrlichster Weinberge, in wunderschönen Weinlokalen, in denen der Wein noch besser schmeckt.

Welcher Wein muss es denn sein?
Klaus Gerwing: Riesling.
Thomas Gerwing: Und nichts anderes. Es ist für mich der Wein der Region, der Heimat. In diesem Glas hier ist alles drin, was die Heimat ausmacht.
Klaus Gerwing: So schmeckt die Heimat.
Thomas Gerwing: Ja, der mineralische Geschmack des Bodens.
Klaus Gerwing: Die Fruchtigkeit, aber auch die Sonne. Das ist einmalig. Man schmeckt auch den Humor durch.
Thomas Gerwing: Das muss man hier im Weingut Sülz genießen.

Nicht doch in einer Badewanne zu Hause?
Thomas Gerwing (lacht): Da muss es unbedingt ein Rotwein sein.

Von der Ahr?
Thomas Gerwing: Nein, ich möchte den Ahrwinzern nicht zu nahetreten, aber da braucht es südländische Gelassenheit. Ich würde einen Roten aus dem Languedoc empfehlen.
Klaus Gerwing (lacht ebenfalls): Wir werden unseren Kunden eine Liste zusammenstellen, welche Weine zu ihrem privaten Wellnesstempel passen. 

(Martin Theobald)

gerwing-soehne.de