Ein Jahr lang war Christina König unterwegs, hat bekannten Frauen aus Politik, Wirtschaft, Sport und Mode, den Medien, der Kunstwelt und sogar aus der Kochszene beim Kochen in ihren privaten Küchen zugeschaut und manchmal auch geholfen. Was sie da alles in fremden Töpfen entdeckt hat und was die 19 Köchinnen der TV-Produzentin ganz nebenbei verraten haben, erzählt Christina König in „Küchengeflüster“. Uns verrät die in Köln lebende Autorin, wie es zu dem Buch kam, wo es richtig gut geschmeckt hat und wo man in Köln unbedingt einmal einen Abend verbringen muss.

Interview: Susanne Rothe

Sie sind TV-Produzentin, wie sind Sie auf die Idee zu diesem Kochbuch gekommen?
Dank meines Berufes als Journalistin bin ich seit rund 20 Jahren viel auf Reisen und interviewe immer wieder faszinierende Menschen. Wenn die Kameras und Mikrofone aus sind, gehen viele der Gespräche weiter – meist sitzen dann alle gemütlich zusammen in der Küche, essen eine Kleinigkeit oder trinken ein Glas Wein.

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Großes Bild oben: Zu Besuch in Schloss Rheder. Christina König und Gabriele Freifrau Spiegel von und zu Peckelsheim. Die Schlossherrin kann beim Brutzeln direkt in die kleine Kapelle schauen. „Küchengeflüster“ gewährt private Einblicke in die Küchen von 19 bekannten Persönlichkeiten. Knesebeck Verlag, 2014, 176 Seiten, ISBN: 978-3-86873-600-7, ab 29,95 Euro.

Gerade die vergangenen 4 Jahre habe ich viel für die WDR-Sendung „Land und lecker“ oder „Von und zu lecker“ vornehmlich in Küchen gedreht. Ich fand es dabei immer spannend zu sehen, wie die Küchenräume meiner Interviewpartner aussehen. Von der uralten riesigen Schlossküche bis hin zur puristischen hellen Loftküche war alles dabei. Die hölzerne Landhausküche oder die topausgestattete Hightech-Küche – so unterschiedlich die Interviewpartner waren, so verschieden waren auch ihre Küchen – und die Gespräche darin. Das „Küchengeflüster“ hat mich zu diesem Bildband inspiriert.

Warum ein Buch und nicht eine TV-Sendung?
Vielleicht möchte das jemand als Sendung produzieren – ich hätte nichts dagegen.

Was ist an Ihrem Buch anders als an anderen Büchern?
Es lässt sich nicht in eine Kategorie einordnen und bedient verschiedene Bereiche (Portrait, Architektur, Kochen, Styling). Es ist ein bisschen der „Blick durchs Schlüsselloch“ in die Küchen namhafter Frauen. Wir erfahren Anekdoten, die sich in der Küche ereignet haben, die so noch niemand vorher gehört hat. Dann kocht auch noch jede Dame ihr Lieblingsgericht und verrät uns ihr Rezept. Außerdem sind alle abgelichteten Küchen architektonisch spannend und sehenswert. Und, das fand ich ganz interessant, jede Frau hat eine besondere Philosophie, wie sie ihren Tisch deckt. Ein Allroundbuch sozusagen.

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Ihr Buch heißt nicht umsonst „Küchengeflüster“. Verraten Sie uns das eine oder andere Geheimnis, das die Köchinnen Ihnen zugeflüstert haben?

Prominente Frauen haben Sie in Ihr kulinarisches Heiligtum hereingelassen, welche Küche hat Sie am meisten beeindruckt?
Wie man an dem Buch ja sehen kann, sind die Geschmäcker durchaus sehr unterschiedlich und dennoch ist jede Küche auf ihre Weise schön – schwierig zu sagen. Vielleicht die Chaletküche? Oder die schwarze Küche? Die Edelstahl-Küche? …

Ihr Buch heißt nicht umsonst „Küchengeflüster“. Verraten Sie uns das eine oder andere Geheimnis, das die Köchinnen Ihnen zugeflüstert haben?
Eine verriet uns, dass sie am Herd schon ihre Verführungspläne für das abendliche Dinner schmiedet. Eine andere gestand, dass ihr Haus schon längst bis u u auf die Grundmauern abgebrannt wäre, gäbe es nicht den Feuermelder, der über ihrem Herd montiert ist. Noch heute löst der mindestens einmal im Monat Alarm aus. Wir hörten von geheimen Küchenfenstern, von denen aus man Hochzeitsfeiern beobachten kann und von misslungenen Klößen, die ein Ehemann als Tennisbälle verkaufen wollte. Wir haben viel gelacht und uns manchmal auch sehr gewundert. Besonders erstaunt haben uns Tiere, die während unserer Arbeit plötzlich in die Küche spaziert kamen. Das Highlight war: ein Pony!

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Shooting in der Küche. Die RTL-Fernsehfrau Katja Burkard mag es dort gerne ordentlich – anders als der Rest der Familie, erzählt sie Christina König und Bernd Kammerer.

Hat alles geschmeckt oder ist auch einmal etwas daneben gegangen?
Am besten war es natürlich bei Cornelia Poletto!!!! Aber so richtig musste sich keine mit ihren Kochkünsten verstecken außer … Heide Simonis. Sie wird mir diese Bemerkung bestimmt nicht übel nehmen – sie hat uns dafür definitiv am lustigsten unterhalten!

Haben Sie ein Lieblingsrezept mit nach Hause genommen?
Das von Frau Poletto.

Kochen Sie selbst auch gerne?
Ich koche gut, aber nicht gern. Wenn es geht, übernimmt mein Mann den Löffel am Herd und ich mache hinterher alles sauber.

Ihr persönlicher Tipp für einen schönen Abend in Köln?
Ein Top-Restaurant in meinen Augen ist die „Bar Schmitz“! Super Essen, tolle Atmosphäre und gleich nebenan die Bar, die „Salon Schmitz“ heißt!

Was ist Ihr nächstes Projekt?
Ich bereite gerade wieder mehrere TV-Geschichten vor – ist aber noch geheim. Ansonsten Hund, Kinder, Pferd …

CHRISTINA KÖNIGIMG_1622_CMYK
Geboren: 22. April 1967 (oh, mein Gott) in Bremerhaven. In Bonn studiert: Germanistik und Jura. Nach Abschluss bei RTL volontiert. Mehrere Jahre festangestellte Redakteurin, dann und bis jetzt freie Autorin, Redakteurin, Produzentin, Coach für verschiedene TV-Formate und TV-Sender. Seit 1997 verheiratet mit Sportmoderator Florian König (RTL, Formel 1 mit Niki Lauda, Boxen und Fußball). Mutter von zwei Söhnen (11 und 13). Hobbies: Hund und Pferd. Was fehlt mir zu meinem Glück? ZEIT!

BERND KAMMERER
Erfolgreicher Fotograf in den Bereichen Werbung, Sport und People. Hat sich vor allem mit großen Kampagnen für Mercedes und BMW einen Namen gemacht.

 

Christinas Lieblingsrezept

Für das Rib Eye:
Ca. 1 kg Rib Eye am Stück • 1 angedrückte Knoblauchzehe • 1 Zweig Thymian • Grillwunder Rind • Murray River Salt • Pfeffer aus der Mühle

Den Ofen auf 80 Grad vorheizen. Eine Pfanne erhitzen, etwas Olivenöl hineingeben und das gesalzene Rib Eye mit den Aromaten von allen Seiten kräftig darin anbraten. Das Fleisch auf einem Backblech mit dem Knoblauch und Thymian in den vorgeheizten Ofen schieben und bis zu einer Kerntemperatur von 56 Grad garen.

Für die Bohnen-Kasserolle:
50 g Keniabohnen • 50 g Saubohnenkerne • 50 g Wachsbohnen • 50 g Schneidebohnen • 50 g Gradoli (kleine, weiße Bohnen) • 50 g Mexikobohnen 2 Tomaten, gehäutet, entkernt • 1 Schalotte, gewürfelt • 1 Knoblauchzehe, gewürfelt • Thymian • Rosmarin • 25 g Butter • 2 Zweige Bohnenkraut Salz • Pfeffer aus der Mühle

Die Gradoli und Mexikobohnen über Nacht separat in eine Schüssel geben und mit Wasser bedeckt einweichen lassen. Das Wasser abgießen, die Bohnen jeweils mit Wasser bedeckt, mit etwas Thymian und Rosmarin langsam garen. Einen Schuss Olivenöl dazugeben und erst am Schluss mit Salz abschmecken. Die Kenia-, Sau-, Wachs- und Schneidebohnen putzen und in kochendem Salzwasser »al dente« blanchieren. In gesalzenem Eiswasser abschrecken. Die blanchierten Bohnen gegebenenfalls in Streifen schneiden oder halbieren. Die Tomatenviertel auf ein Backpapier geben, mit etwas Olivenöl, Zucker, Fleur de Sel und Thymianzweigen bei 100°C im Ofen ca. 6–8 Stunden trocknen. Zur Fertigstellung die Butter in eine Kasserolle oder Wokpfanne geben, die Schalotten und Knoblauchwürfel anschwitzen. Zuerst die Gradoli und Mexikobohnen erhitzen, dann alle blanchierten Bohnen dazugeben. Die Tomatenviertel und das Bohnenkraut mit durchschwenken, und alles mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Für die Rosmarinkartoffeln:
200 g kleine Kartoffeln, gebürstet • 8 junge Knoblauchzehen mit Schale • 2 El Olivenöl • 2 Zweige Rosmarin • Salz • Pfeffer

Die Kartoffeln halbieren und mit der Schnittfläche nach unten goldgelb anbraten. Die Knoblauchzehen und Rosmarinnadeln dazugeben und im vorgeheizten Ofen bei 180°C ca. 15 Minuten garen. Salzen und pfeffern.

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„Töpfe machen mich schwach“, sagt Spitzenköchin Cornelia Poletto. Ihr Rib Eye mit Bohnen-Kasserolle und Rosmarinkartoffeln hat Christina König schwach gemacht.

Fotos: Bernd Kammerer/ Knesebeck Verlag